Das ist doch kein Radnetz

Das ist doch kein Radnetz! Karte Berlins mit den 4,2% des Radnetzes, die bisher fertiggestellt wurden versus das vollständige Radnetz, das bis 2030 entstehen soll

Aus dem Radnetzmonitoring von 2023 ist in 2024 der Berliner Verkehrswende-Monitor geworden! Hier findet ihr die aktuellsten Zahlen.

Verkehrswende Monitor Berlin, schwarzer Text auf orangenem Grund, dazwischen eine abstrakte Karte von Berlin mit einem dichten Netz

Wir haben mit dem „Volksentscheid Fahrrad“ das Mobilitätsgesetz erkämpft. Wir brauchen ein lückenloses Radnetz. Hier dokumentieren wir systematisch den Ausbau des gesamten Berliner Radverkehrsnetzes mit Stand Januar 2023. Das Update zum 5 Geburtstag des Mobilitätgesetzes (Juni 2023) findet ihr Ihr hier.

Karte Berlins mit den fertiggestellten Radinfrastrukturanlagen, die mindestens einen baulichen Standard teilweise erfüllen (siehe FAQ)

Datengrundlage: Eigene Erhebungen. Dargestellt mithilfe des Kartenmaterials des Geoportal Berlin/Radverkehrsnetz, Stand Juli 2022. Radschnellverbindungen der GB infraVelo GmbH, Ullsteinhaus, Mariendorfer Damm 1, 12099 Berlin, Stand August 2022.

Monitoring: Fertiggestellte Radwege, die mindestens einen baulichen Standard teilweise erfüllen (Stand Januar 2023) Download PDF


Laut dem Berliner Mobilitätsgesetz soll der Ausbau des Radnetzes bis 2030 erfolgen. Das steht so in §41, Absatz 4. Bis dahin sind es noch sieben Jahre.

Von den 2.698 Kilometern wurden seit 2018, als das Gesetz in Kraft trat, gerade mal 113 km fertiggestellt. Das sind 4,2 Prozent, und das ist zu wenig. Das ist kein Radnetz. 

Das ist ein Radnetz

Karte des vollständigen Berliner Radnetzes, wie im Mobilitätsgesetz bis 2030 vorgesehen

Datengrundlage: Eigene Erhebungen. Dargestellt mithilfe des Kartenmaterials des Geoportal Berlin/Radverkehrsnetz, Stand Juli 2022. Radschnellverbindungen der GB infraVelo GmbH, Ullsteinhaus, Mariendorfer Damm 1, 12099 Berlin, Stand August 2022.

So soll das vollständige Radnetz 2030 aussehen Download PDF

Mit dem fertig gebauten Radnetz können die Berliner*innen schnell und bequem mit dem Rad von A nach B kommen. Im Gegensatz zu einzelnen Radwegen ermöglicht das Radnetz es, ununterbrochen sicher unterwegs zu sein. Das Radnetz besteht aus vier verschiedenen Netzkategorien: den Radschnellverbindungen, dem Vorrangnetz, dem Ergänzungsnetz und den Radverkehrsanlagen an Hauptverkehrsstraßen.

Ausbauziele für das Berliner Radnetz bis 2030 basierend auf eigenen Prognosen sowie dem Radverkehrsplan des Landes Berlin.

Der Radverkehrsplan nennt jährliche Ausbauziele für das Ergänzungsnetz und das Vorrangnetz. Diese haben wir abgebildet. Aber auch Radschnellverbindungen und Radverkehrsanlagen an Hauptstraßen sollen bis 2030 fertiggestellt sein; hier fehlen allerdings genauere Angaben seitens der Senatsverwaltung. Wir haben deshalb eine Prognose für den Ausbau dieser beiden Netzkategorien gewagt: Bei den Hauptverkehrsstraßen hätte man gleich nach Verabschiedung des Mobilitätsgesetzes anfangen können; bei den Radschnellverbindungen scheint uns 2025 ein realistischer Baubeginn. Es wird deutlich: Da in den ersten fünf Jahren wenig passiert ist, muss das Ausbautempo in den nächsten sieben Jahren rasant steigen. Unser Monitoring ergibt, dass selbst die sehr bescheidenen Ziele bis 2022 nicht erreicht wurden. 

Unser Monitoring

Um den Ausbau des Radnetzes zu begleiten, haben wir ein Monitoring aufgesetzt. 

Mit unserem Monitoring vergleichen wir IST- und SOLL-Längen der umgesetzten Radverkehrsanlagen, indem wir messen und dokumentieren, was auf der Straße seit 2018 tatsächlich gebaut wurde. Dabei berücksichtigen wir auch, ob die festgelegten Standards der vier Netzkategorien eingehalten werden. 

Karte Berlins mit den fertiggestellten Radinfrastrukturanlagen, die mindestens einen baulichen Standard teilweise erfüllen (siehe FAQ)

Datengrundlage: Eigene Erhebungen. Dargestellt mithilfe des Kartenmaterials des Geoportal Berlin/Radverkehrsnetz, Stand Juli 2022. Radschnellverbindungen der GB infraVelo GmbH, Ullsteinhaus, Mariendorfer Damm 1, 12099 Berlin, Stand August 2022.

Monitoring: Fertiggestellte Radwege, die mindestens einen baulichen Standard teilweise erfüllen (Stand Januar 2023) Download PDF

Karte Berlins mit denjenigen Radinfrastrukturanlagen, die in Erfüllung aller wesentlicher baulicher Standards (siehe FAQ) gebaut wurden

Datengrundlage: Eigene Erhebungen. Dargestellt mithilfe des Kartenmaterials des Geoportal Berlin/Radverkehrsnetz, Stand Juli 2022. Radschnellverbindungen der GB infraVelo GmbH, Ullsteinhaus, Mariendorfer Damm 1, 12099 Berlin, Stand August 2022.

Monitoring: Fertiggestellte Radwege, die die wesentlichen baulichen Standards erfüllen (Stand Januar 2023) Download PDF

In der ersten Karte mit den 113 km haben wir z.B. alle Radverkehrsanlagen berücksichtigt, bei denen mindestens ein baulicher Standard teilweise erfüllt ist. Das kann z. B. die Breite des Radweges oder die Oberfläche sein. Das entspricht aber eigentlich nicht den gesetzlichen Vorgaben. Die Standards sollen ja nicht nur teilweise, sondern vollständig und konsequent umgesetzt werden.

In einer zweiten Karte haben wir die Radwege dargestellt, wo die wesentlichen baulichen Standards erfüllt sind – so wie es eigentlich sein soll. Die Oberfläche muss z. B. gut zum Radfahren geeignet sein und der Radweg muss vor Störungen durch Kfz geschützt sein. Nach diesen strengeren Kriterien wurden erst 1 Prozent bzw. 26,8 km des Berliner Radnetzes fertiggestellt. 

Unsere Forderungen

Wir stehen also de facto fast wie am Anfang da. Um die Umsetzungsgeschwindigkeit der Verkehrswende nach der Berlinwahl radikal zu erhöhen, fordern wir:

  • Bauen, bauen, bauen – der Fokus muss auf dem Ausbau der Radwege liegen. Am Ende zählen nur die tatsächlichen Radwegkilometer auf der Straße.
  • Mehr Geld und Personal – es ist eine massive Aufstockung der Mittel und Stellen erforderlich, um die Ziele bis 2030 zu erreichen. Wir schlagen mindestens 270 Stellen vor.
  • Endlich richtig planen – wer so wenig umsetzt, arbeitet nicht effektiv. Aktuell behindern sich die Zuständigkeiten gegenseitig. Die Planung und Umsetzung des Vorrangnetzes und an den Hauptverkehrsstraßen muss endlich an einer zentralen und leistungsstarken Stelle auf Senatsebene berlinweit koordiniert werden. Die Bezirke sollen nach wie vor für das Ergänzungsnetz zuständig sein. 

Berlin ist immer noch eine autogerechte Stadt

Vergleichen wir den Ausbau des Radnetzes mit dem Rückbau der Kfz-Fahrstreifen seit 2018, ergibt sich folgendes Bild:

  • Durch den Ausbau des Radnetzes fielen auf ca. 8,4 km Straßen zwei Kfz-Fahrstreifen weg, auf 13,3 km Straßen entfiel ein Fahrstreifen.
  • Diese ca. 21,7 km Straßen sind 0,4 Prozent des gesamten Berliner Straßennetzes (Länge 5.342 km).
  • Multipliziert man diese Längen mit einer Fahrstreifenbreite von 3 m, so erhält man ca. 90.000 m² Fläche, die der fließende Kfz-Verkehr durch den Ausbau des Radnetzes einbüßte. 
Karte der Kfz-Fahrstreifen, die abgebaut wurden

Datengrundlage: Eigene Erhebungen. Dargestellt mithilfe des Kartenmaterials des Geoportal Berlin/Radverkehrsnetz, Stand Juli 2022. Radschnellverbindungen der GB infraVelo GmbH, Ullsteinhaus, Mariendorfer Damm 1, 12099 Berlin, Stand August 2022.

Monitoring der Veränderungen bei KfZ-Fahrstreifen
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Karte von Berlins Straßennetz

Dargestellt mithilfe des Kartenmaterials des Geoportal Berlin/Radverkehrsnetz, Stand Juli 2022. Radschnellverbindungen der GB infraVelo GmbH, Ullsteinhaus, Mariendorfer Damm 1, 12099 Berlin, Stand August 2022.

Karte des gesamten Berliner Straßennetzes
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Allein mit dem Neubau des 16. Bauabschnittes der BAB A 100 zwischen Neukölln und Treptow wird dem Kfz-Verkehr eine Verkehrsfläche von ca. 111.000 m² neu geschaffen. Ca. 143.000 m² Stadtfläche werden dafür neu versiegelt.

Es ist also keineswegs so, dass Berlin in den letzten fünf Jahren wesentlich fahrradfreundlicher und weniger autogerecht wurde. Im Gegenteil: Die Verkehrswende findet praktisch nicht statt.

Wie geht es weiter?

Ab Sommer 2023 werden wir eine eigene Website zum Monitoring des Berliner Radnetzes launchen und etwa zweimal im Jahr aktualisieren. Dort könnt Ihr Euch über die Fortschritte beim Bau des Radnetzes informieren. Ihr seht, ob der Senat seine Ziele erreicht und könnt politisch aktiv werden, wenn es weiterhin zu langsam gehen sollte.

113 von 2700 km sind kein Radnetz! 
Illustrationen rosafarbener Fahrradklingeln auf orangenem Grund. Changing Cities
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Am 12. Februar hat Berlin die Wahl: Eine Stadt für alle oder eine Stadt für Autos? Illustration einer unvollständigen Fahrradkette. Changing Cities
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Radwege jetzt! Karte von Berlins vollständigem Radnetz, das bis 2030 fertiggestellt werden soll. Am 12. Februar hat Berlin die Wahl: Eine Stadt für alle oder eine Stadt für Autos? #DasIstDochKeinRadnetz Changing Cities
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FAQ

Woher habt Ihr die Daten für das Monitoring?
Von der Straße. Wir haben die gebauten Radverkehrsanlagen vor Ort vermessen.

Auch andere Kriterien, die im Radverkehrsplan festgehalten sind, haben wir uns vor Ort angeschaut und bewertet: Darunter sind z. B. die Oberfläche, die Führungsform (z. B. Radfahrstreifen, geschützter Radfahrstreifen oder Radweg) oder die Breite. 
Macht der Senat nicht selbst ein Monitoring und wo liegt der Unterschied zu Eurem?
Doch: Ab dem 1. Januar 2023 überwacht der Senat systematisch den Ausbau des Vorrangnetzes. Nach unserem Wissen ist das Monitoring der Senatsverwaltung sehr genau und präzise. Allerdings dokumentiert die Verwaltung nur den Ausbau des Vorrangnetzes – das ist nur etwa ein Drittel des gesamten Radnetzes.
Eine weitere Übersicht zum Ausbau des Radnetzes liefert die Tochtergesellschaft des Senats InfraVelo in einer Projektkarte. Hier werden allerdings die Zielwerte, also das SOLL, des Radnetzes nicht dargestellt und die Längen für den aktuellen Ausbauzustand, also das IST, nicht addiert. Es ist somit kein Monitoringsystem.
Wir monitoren den Ausbau aller vier Netzkategorien für das gesamte Radnetz
Wann entspricht eine Radverkehrsanlage dem Standard? 
Wir beziehen uns auf die wesentlichen Standards für Radverkehrsanlagen für jede Netzkategorie, die im Radverkehrsplan definiert sind. Wir bewerten sechs wesentliche Standards: 
Die Führungsform: Eine Radverkehrsanlage kann verschiedene Formen haben: Es kann ein Radweg sein, ein Radfahrstreifen (ein durch Farbe oder Linien gekennzeichneter Bereich auf der Fahrbahn für den Fahrradverkehr), ein geschützter Radfahrstreifen (ein baulich getrennter Radfahrstreifen, z. B. durch Poller), ein sogenannter Schutzstreifen (ein durch gestrichelte Linien abgetrennter Bereich, der vorrangig dem Radverkehr zur Verfügung steht) oder ein gemeinsamer Rad- und Gehweg. Ein Beispiel: Bei Radschnellverbindungen sind unsichere Führungsformen wie der Standard „Schutzstreifen“ nicht zulässig. Wir haben deswegen überprüft, ob die vorgesehene Radschnellverbindung überall ohne „Schutzstreifen“ auskommt oder nicht – will heißen: ob die Standards eingehalten wurden oder nicht.
Die Breite der Radverkehrsanlage: Es ist beispielsweise vorgeschrieben, dass ein Radweg, Radfahrstreifen oder geschützter Radfahrstreifen im Vorrangnetz 2,5 m breit sein soll.
Die Oberfläche der Radverkehrsfläche: Für das Vorrangnetz gilt, dass die Oberfläche aus Asphalt, Ortbeton oder vergleichbaren Qualitäten bestehen soll und eben, griffig und allwettertauglich sein soll.
Die Ampeln: Hier geht es darum, ob die Ampeln („Lichtsignalanlagen“) so programmiert wurden, dass der Radverkehr priorisiert wird. Das soll zur Verringerung von Zeitverlusten im Vorrangnetz an ausgewählten Lichtsignalanlagen geschehen.
Die Kreuzungen: Hier wurde festgelegt, dass der Radverkehr auf Fahrradstraßen an Kreuzungen Vorrang haben soll. Dies gilt für das Vorrangnetz, aber z. B. nicht für das Ergänzungsnetz.
Die Gefahren durch Kfz: Störungen durch Kraftfahrzeuge sollen auf der Radverkehrsanlage unterbunden werden, was z. B. auf Radfahrstreifen durch Poller geschehen kann oder in Fahrradstraßen gegen den Kfz-Durchgangsverkehr durch Modalfilter oder gegenläufige Einbahnstraßen erreicht wird.

Alle diese Standards erhalten von uns einen der Werte “Erfüllt”, “Teilweise erfüllt” oder “Nicht erfüllt”.
Was sind der Radverkehrsplan und das Mobilitätsgesetz?
Das Berliner Mobilitätsgesetz ist aus den Bemühungen des Volksentscheids Fahrrad entstanden, der sich 2016 in Changing Cities umbenannte. Das Gesetz wurde 2018 beschlossen und soll die Weiterentwicklung eines auf die Mobilitätsbedürfnisse in Stadt und Umland ausgerichteten und dabei stadt-, umwelt-, sozial- sowie klimaverträglich ausgestalteten, sicheren, barrierefreien Verkehrssystems ermöglichen (§ 1 (1) MobG). Zum ersten Mal in Deutschland schreibt ein Gesetz den Vorrang für Fuß-, Rad- und öffentlichen Nahverkehr vor. Neben der Entwicklung des ÖPNV, des Fußverkehrs, des Wirtschaftsverkehrs und der sog. Neuen Mobilität beinhaltet das Gesetz ein umfangreiches Radverkehrsnetz für Berlin. Dieses Netz besteht aus vier Kategorien mit verschiedenen Standards und soll bis 2030 fertiggestellt sein (§ 41 (4) MobG).

Dieses Radnetz wurde mit dem Radverkehrsplan Ende 2021 verabschiedet. Der Radverkehrsplan beschreibt in größerer Detailtiefe den Ausbau des Berliner Radverkehrsnetzes und legt Standards dafür fest. Hier werden auch grobe Zeitpläne für den Ausbau bis 2030 skizziert.
Warum ist die Einhaltung der Standards so wichtig?
Bislang ist Radfahren in Berlin nicht für alle sicher und komfortabel. Die Einhaltung der Standards ermöglicht auch denjenigen das Radfahren, die bisher ausgeschlossen sind. Wer mit dem Dreirad unterwegs ist, braucht schlicht einen breiteren Weg als die schnelle Rennradfahrerin. Auch wenn beide gleichzeitig unterwegs sind, braucht es Platz zum Überholen.

Mit Pollern geschützte Radwege machen Radfahren endlich auch für diejenigen sicher, die gerade erst Radfahren gelernt haben oder sich aus nachvollziehbaren Gründen vor dem Autoverkehr fürchten.

Schließlich geht es auch um Standards im Sinne von Verlässlichkeit. Radfahren in Berlin soll kein Abenteuer sein, sondern kinderleicht. Wir wollen uns verlassen können auf eindeutig farblich markierte und gut ausgeschilderte Radwege.
In den letzten fünf Jahren hat sich Radfahren in Berlin doch schon spürbar verbessert. Wie lang soll das Radnetz denn noch werden?
Wenn Du diesen Eindruck hast, fährst Du aller Wahrscheinlichkeit nach häufig durch Friedrichshain-Kreuzberg. In diesem Bezirk wurden tatsächlich schon gut 21 Prozent des Vorrangnetzes fertiggestellt. In Charlottenburg-Wilmersdorf dagegen sind bisher weniger als 1 Prozent der Strecken ausgebaut. Du willst aber auf deinem gesamten Weg sicher unterwegs sein. Dafür braucht es Radverbindungen ohne Unterbrechungen, ein Netz, das Dich – oder Deine Mitmenschen – sicher durch ganz Berlin bringt.
Wie kommt es zu Abweichungen zwischen euren Annahmen und Angaben des Senats?
Wenn das Radnetz fertig ist, wird es laut Radverkehrsplan insgesamt 2.371 Kilometer lang sein. Wir hingegen kommen auf 2.698 Kilometer. Das liegt daran, dass wir im Gegensatz zur SenUMVK die ausgebauten Kilometer der Radschnellverbindungen dazu zählen – auch wenn diese z. T. anderen Netzkategorien zugeordnet werden. Auch die Hauptverkehrsstraßen, die nicht zum Vorrang- oder Ergänzungsnetz gehören, rechnen wir zum Radnetz (im Gegensatz zu SenUMVK). Hier sieht das Mobilitätsgesetz vor, dass geschützte Radverkehrsanlagen gebaut werden.Deswegen kommen wir auf mehr Kilometer als der Senat. Der Grund: Die Anforderungen an die Netzkategorien sind unterschiedlich, und wir sind der Meinung, dass sie deshalb getrennt gemonitort werden sollen. Uns geht es dabei vor allem darum, dass wir so die Einhaltung der Standards überwachen können.
Was sind denn die Netzkategorien Radschnellverbindungen, Vorrangnetz, Ergänzungsnetz und Radverkehrsanlagen an Hauptverkehrsstraßen? Was unterscheidet sie?
Die Radschnellverbindungen sind Verbindungen über größere Entfernungen für durchgängig sicheres Befahren auch mit höheren Reisegeschwindigkeiten. Sie dienen vor allem dazu, Pendler*innen den Weg in die Stadt zu erleichtern. Mit einem guten Fahrrad oder E-Bike auf gut ausgebauten und sicheren Radwegen sind 10 bis 15 km für viele Menschen eine gesündere und schnellere Alternative zum Auto. Die Radschnellverbindungen sollen bevorzugt auf eigenständigen Sonderwegen, getrennt vom Fußverkehr geführt werden und mindestens 5 km Länge betragen. Sie zeichnen sich durch besondere Qualitätsstandards der Linienführung, der Netzverknüpfung, der Erkennbarkeit und der Ausstattung aus (§ 45 MobG).

Das Vorrangnetz beinhaltet besonders wichtige Verbindungen gesamtstädtischer Bedeutung. Hier soll dem Radverkehr Vorrang vor dem motorisierten Individualverkehr eingeräumt werden, u. a. auch durch Lichtsignalanlagen, die für einen fließenden Radverkehr koordiniert werden (§ 42 MobG).

Alle Radverkehrsanlagen an oder auf Hauptverkehrsstraßen sollen geschützte Radinfrastruktur erhalten. Hauptverkehrsstraßen haben eine wichtige Erschließungs-, aber auch Verbindungsfunktion über kurze und mittlere Entfernungen – auch für Radfahrende, wenn man dort sicher fahren kann durch einen sicheren Abstand zu parkenden Kraftfahrzeugen, dass der Radweg gegen unzulässiges Befahren von Kraftfahrzeugen geschützt ist und dass der Radweg so breit ist, dass sich Radfahrende sicher überholen können (§ 43 MobG).

Das Ergänzungsnetz besteht aus Fahrradstraßen und Nebenstraßen, die ebenfalls eine wichtige Erschließungs- und Verbindungsfunktion über kurze und mittlere Entfernungen haben. Nebenstraßen sollen als Fahrradstraßen ausgewiesen werden. Dort soll motorisierter Individualverkehr im jeweiligen Straßenabschnitt unterbleiben und Maßnahmen gegen das Überschreiten der zulässigen Höchstgeschwindigkeit sowie sicherheitsverträgliche Geschwindigkeiten angestrebt werden (§ 44 MobG).

Aktuelles

Allianz für das Mobilitätsgesetz mit offenem Brief

Über 70 Berliner Verbände, Unternehmen und Organisationen haben einen offenen Brief an den Regierenden Bürgermeister geschrieben: Wir fordern den Erhalt und die zügige Umsetzung des Mobilitätsgesetzes. #UmsetzenStattUmschreiben Offener Brief an den Regierenden Bürgermeister von Berlin, den Fraktionsvorsitzenden der CDU-Fraktion und den Fraktionsvorsitzenden der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus von Berlin Sehr geehrter Herr Wegner, sehr geehrter Herr Stettner, sehr geehrter Herr […]
Gemeinsam unterwegs in Berlin. Allianz für das Mobilitätsgesetz. Dazwischen eine illustrierte auf dem Kopf stehende Pyramide: Ganz oben groß "gehen und rollen", darunter kleiner werdend: Radfahren etc., ÖPNV, Sharingfahrzeuge und ganz unten: Kfz.

Realsatire bei der Radwegeüberprüfung: „Abstimmung mit Autohäusern“

Bei der Überprüfung der Radwege stimmt sich die Senatsverwaltung mit Autohäusern ab. Dies geht aus einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage hervor. Und so zeigen die Priorisierungen und Überprüfungen nach fast einem halben Jahr Wirkung: Nur vier Radprojekte liegen im zeitlichen Rahmen. Aber trotz „Freigabe“ von 16 Projekten sind bisher nur drei genehmigt. Durch die […]
Vergleich zw. zwei Planungen für die Grunewalstraße.

Klimaneutralität á la Schreiner

Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) will unbedingt Klimaneutralität erreichen: Die Berliner*innen sollen alle Parkplätze behalten und gleichzeitig auf die „hervorragenden Angebote“ des auszubauenden ÖPNV ausweichen. Es soll mehr Radwege geben, mehr Autos, mehr Straßenbahnen, mehr Fußgängerzonen und mehr ÖPNV – aber keine Verbote. Alles bleibt beim Alten und wird trotzdem irgendwie klimaneutral. „Ein Mehr an Verkehr […]
Grafik: Emissionesentwicklung bei Trendfortschreibung (für Berlin), CO2-Emissionen im Sektor Verkehr. Hier stellt der Senat die Sektorziele für jeweils 2025 ud 2030 vor. Die sog. Sensitivitätsbetrachtung, die die Corona-Jahre berücksichtigen, zeigen, dass die Sektorenziele nicht erreicht werden.

13.000 Berliner*innen demonstrieren gegen den Radwegestopp der CDU

Es war eine der größten Rad-Demonstrationen, die Berlin in den letzten Jahren gesehen hat: Mehr als 13.000 Menschen protestierten gegen den von Senatorin Manja Schreiner (CDU) verordneten Radwegestopp. Als die Abschlusskundgebung vor dem Roten Rathaus begann, war das Ende des Demonstrationszuges noch acht Kilometer entfernt. Es zeigt sich eindeutig: Sehr viele Berliner*innen wollen die Verkehrswende […]
Tausende Radfahrer*innen demonstrieren, man sieht nichts anderes.

Fünf Jahre Mobilitätsgesetz – aber Geschenke gibt’s dieses Jahr nicht

Einen so chaotischen Geburtstag wünscht sich niemand. Obwohl sich in den vergangenen Jahren durchaus etwas im Berliner Radverkehr bewegt hat und die Idee einer Verkehrswende mehr und mehr Einfluss gewinnt, ist Berlin heute so weit von einer nachhaltigen Mobilität entfernt wie seit Jahren nicht mehr. Changing Cities, Ideengeber des Mobilitätsgesetzes, sieht einen Kahlschlag bei Personal […]
Eine Karte von Berlin mit etwas 20 ganz dünnen roten Strichen: Es sind die Radwege, die nach den Standards des Radverkehrsplan seit 2018 bis heute umgesetzt wurden.

Die potemkinsche Verkehrswende

„Den Radverkehrsplan bedarfsgerecht weiterentwickeln“ – so redet die Groko in ihrem Sondierungspapier über das Mobilitätsgesetz. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Changing Cities meldet hiermit Bedarf an: Ein lückenloses Radnetz bis 2030. „Man kann das nur Irreführung nennen: Von „bedarfsgerecht“ zu sprechen, ohne die Bedarfe zu benennen, ist eine bekannte Chiffre für „abschaffen“. Als Volksentscheid […]
Der Lenker eines Fahrradssteuert zwischen fahrenden Autos auf engstem Raum

Verkehrswende muss sein

Am Freitag den 24. Februar treffen wir uns um 19.30 Uhr zur Kundgebung am Mariannenplatz in Kreuzberg und fordern die zügige Umsetzung des Mobilitätsgesetzes. Kommt vorbei und danach geht es weiter mit der Critical Mass.
Das Foto einer Berliner Straße mit Kfz auf acht Fahrspuren und vier Parkstreifen und dem Titel „Verkehrswende muss sein” lädt zur Demonstration und anschließender Critical Mass.

Das ist doch kein Radnetz

Changing Cities hat den bisherigen Ausbau des Berliner Radnetzes seit 2018 analysiert. Nach fünf Jahren Mobilitätsgesetz sind erst 4,2 Prozent des gesamten Radnetzes auf der Straße angekommen. Eine wirkliche oder gar eine das Auto bedrohende Verkehrswende findet in Berlin gar nicht statt, entgegen den Behauptungen von CDU, FDP und Teilen der SPD. Der Verein stellt […]
Langer Plakat mit der Aufschrift: Das ist doch kein Radnetz, radwege jetzt! Zwei Karten von Berlin sind abgebildet, eine mit wenig radwege, eine mit einem dichten Netz an Wegen.

Monitoring des Berliner Radnetzes: Erste Ergebnisse

Wir laden Sie hiermit herzlich zur Pressekonferenz zum Thema Radnetz-Monitoring ein. WANN: Dienstag, 31. Januar, 9 Uhr WO: Stadtwerkstatt, Karl-Liebknecht-Straße 11, 10178 Berlin Seit zwei Wochen sehen die Berliner*innen Plakate in der Stadt, die auf eine deutliche Diskrepanz aufmerksam machen: Das Bild einer aufblasbaren Palmeninsel wird mit „Das ist doch kein Urlaub“ kommentiert. Diese Plakatkampagne […]
Eine stilisierte Darstellung des Radwegenetzes in Berlin (Ausschnitt)

Verkehrswende durchziehen! 

Mit einer Fahrraddemo am Sonntag den 5. Februar durch Berlin fordern wir eine Woche vor der Neuwahl die dringende Umsetzung des Mobilitätsgesetzes. Bis es endlich ein vollständiges Radnetz gibt, nehmen wir uns eben die ganze Straße – zumindest für einen Tag. Gemeinsam haben wir das Mobilitätsgesetz erkämpft: für besseren Fuß-, Rad- und öffentlichen Nahverkehr. Trotzdem […]
Route für die Fahrraddemo am 5. Februar 2023 mit ihren Zwischenstationen.

Wir wollen keine halben Sachen!

Gemeinsam haben wir das Mobilitätsgesetz erkämpft: Für besseren Fuß-, Rad- und öffentlichen Nahverker. Für ein lückenloses Radnetz bis 2030. Trotzdem wurde seit 2018 erschreckend wenig gebaut. Deswegen waren wir für Dich auf Berlins Straßen unterwegs und haben nachgemessen, wie es wirklich um die Umsetzung des Mobilitätsgesetzes steht. Hier veröffentlichen wir die Ergebnisse. Folge uns (Instagram, […]
Das ist doch kein Rennrad! Bild einer unvollständigen Fahrradkette. Das ist doch kein Sommerurlaub! Bild einer Aufblaspalme. Das ist doch kein Tag am See! Bild eines Wassereises. Das ist doch kein Freizeitpark! Bild von zwei Luftballons