Am 2. Februar 2016 organisierten wir die erste Mahnwache in Berlin – für einen bei einem illegalen Autorennen getöteten Autofahrer. Damals planten wir gerade das Radgesetz, heute ist es als Teil des Mobilitätsgesetzes Inkraft. Dennoch sterben immer noch mehr als 3.000 Menschen jedes Jahr auf Deutschlands Straßen. Wir holen mit den Mahnwachen die Opfer aus der Unsichtbarkeit der Statistik und schaffen einen Raum für Trauer, damit die letzte Meldung nicht lautet: „Die Sperrung an der Unfallstelle ist aufgehoben.“ Jedes Opfer war auf dem Weg irgendwohin mit dem festen Glauben wieder nach Hause zu kommen. Davon gehen wir alle aus, wenn wir aus dem Haus gehen. Deshalb betrifft es uns alle.
Das Wort Unfall ist so allgegenwärtig, dass Unfalltote auch als unvermeidbar wahrgenommen werden. Doch sind sie das? Unfallursache ist meist menschliches Versagen oder Fehlverhalten. In Polizei- und Verkehrsmeldungen hört man jedoch eher „Radfahrer*in kracht in die Tür eines Pkw“ als „Pkw-Fahrer*in verletzt Radfahrer*in beim unachtsamen Öffnen der Tür“. Die heutigen Städte sind autozentriert gebaut, so dass menschliche und soziale Bedürfnisse aus dem Fokus geraten sind. Und genau an diesen blinden Flecken fordern wir hinzuschauen. Denn wenn die Ursachen für tödliche Kollisionen in fehlender oder mangelhafter Infrastruktur liegen, dann sind Tote und Verletzte erwartbar. Sichere und menschengerechtere Konzepte und Erfahrungswerte gibt es zuhauf – daran erinnern wir Politik und Verwaltung so lange, bis Maßnahmen ergriffen werden. Und über die richtige Sprache für die Verkehrswende forscht CityChanger Dirk.
Im Bündnis mit dem ADFC Berlin, der die Geisterräder bei den Fahrrad-Mahnwachen aufstellt, dem VCD und dem Fuß e.V. organisieren wir Mahnwachen für im Straßenverkehr getötete Fußgänger*innen und Radfahrende. In den vergangenen Jahren haben wir viel Dankbarkeit von den Angehörigen erfahren genauso wie eine große Anteilnahme seitens der Berliner*innen. Und auch für unsere Aktiven ist dies eine emotional fordernde Aufgabe. Marlene gibt im folgenden Interview einen Einblick in ihr Engagement für die Mahnwachen.
Da Mahnwachen oft kurzfristig angekündigt werden, haben wir eine Telegram-Gruppe eingerichtet, wo wir ausschließlich Aufrufe zu Mahnwachen teilen. Über den folgenden Link kannst Du der Gruppe beitreten.