In unserer Gesellschaft gelten im Straßenverkehr getötete Menschen als bittere Normalität, die zum Leben nun einmal dazugehört. Die Namen, die Träume, die zerstörten Leben der Getöteten gehen in anonymen Statistiken und Polizeimeldungen in nüchternem Amtsdeutsch unter. Auch gegen diese um sich greifende Gleichgültigkeit richten sich unsere Mahnwachen.
Wie wichtig das ist und wie sehr es den Hinterbliebenen bedeutet, einen Ort zur gemeinsamen Anteilnahme zu haben, zeigte sich auch im Fall von Keanu Lehner-Villar, der am 31. Mai 2024 tragisch aus dem Leben gerissen wurde.
Keanu war vielen Menschen ein sehr enger Freund, begeisterte sich für die Gastronomie und hatte den Traum, ein eigenes Restaurant zu eröffnen. Er bildete sich zum Sommelier aus, gab beim Rugby auf dem Feld 100 Prozent und hatte immer ein Lachen auf den Lippen. Er wurde von einem Autofahrer angefahren und wurde nur 28 Jahre alt.
Die Mahnwache wurde eindrucksvoll von seinen Freund*innen, seinen Arbeitskolleg*innen und seinen Familienangehörigen gestaltet. Seine Mutter und seine Schwester reisten extra aus Mexiko an. Sein Vater kam aus Österreich nach Berlin. Wie viele Leben Keanu bereichert hat, zeigte sich bei der Gedenkdemonstration und der Mahnwache, an der über 250 Menschen teilnahmen. Da Keanu in Mexiko beerdigt wurde, war die Mahnwache für seine Berliner Community die Gelegenheit, seiner gemeinsam zu gedenken, über ihn zu sprechen, gemeinsam zu trauern, zu weinen und sich gegenseitig aufzufangen. Gerade für seine Eltern war es sehr berührend zu sehen, wie vielen Menschen ihr Sohn in seiner neuen Heimat wichtig war.
Es freut uns, dass wir gemeinsam mit Keanus Freund*innen einen Ort der Erinnerung und der Anteilnahme schaffen konnten. Seine Erinnerung muss Politik und Verwaltung ein Fanal sein: Die Umsetzung von Infrastruktur, die menschliche Fehler verzeiht und die ungeschützte Verkehrsteilnehmer*innen besonders schützt, kann keinen weiteren Tag warten.