Wieder ein rechtsabbiegender Lkw // Mahnwache

In Berlin-Lichtenberg rammte ein Lkw-Fahrer heute Mittag beim Rechtsabbiegen einen geradeaus fahrenden Radfahrer und überrollte ihn anschließend. Dadurch verletzte er den Radfahrer so schwer, dass dieser noch am Unfallort verstarb. Changing Cities e. V. führt eine Mahnwache am Unfallort durch (max. 50 Personen mit Mundschutz und 2 Meter Abstand) und spricht den Angehörigen sein tiefes Mitgefühl aus. Der Verein bitte um digitale Teilnahme über Twitter.

WANN: Dienstag, 19. Mai, 17:30 Uhr
WO: Landsberger Allee Ecke Rhinstraße in 10315 Berlin

Der Radfahrer war auf der Rhinstraße in Richtung Süden unterwegs und wollte die sechsspurige Landsberger Allee überqueren. Ein 49-jähriger Lkw-Fahrer fuhr aus derselben Richtung kommend in die Kreuzung ein. Er bog rechts ab, offenbar ohne sich vorher zu vergewissern, dass sich niemand rechts vom Fahrzeug befand. 

„Wir sind fassungslos. Wir wünschen Familie und Freunden viel Kraft in der kommenden Zeit. Wir sind aber auch wütend, weil es wieder ein rechtsabbiegender Lkw-Fahrer war. Wie viele Menschen müssen sterben, bis die Abbiegeassistenten Pflicht werden?“, fragt Marlene Sattler von Changing Cities. „Fehler sind menschlich. Die Politik sollte sowohl die potentiellen Opfer als auch die Fahrer*innen vor den grausamen Folgen dieser Fehler bewahren und endlich Abbiegeassisten verpflichtend für alle Lkw vorschreiben, sofort!“

Getrennte Ampelschaltungen und elektronische Abbiegeassistenten können die katastrophalen Unfälle an Kreuzungen reduzieren. 

„Warum sind Kreuzungen in Berlin nach mehreren Jahren mit dem Mobilitätsgesetz und dem gesetzlich vorgeschriebenen Ziel Vision Zero immer noch so gefährlich für Radfahrende? Warum passiert in Berlin nichts, während andere Städte wie Oslo oder Helsinki es schaffen, die Anzahl der getöteten Radfahrenden zu reduzieren oder gar auf Null zu drücken? Im Mai 2020 haben wir bereits mehr getötete Radfahrer*innen als im gesamten letzten Jahr“, so Inge Lechner vom Netzwerk Fahrradfreundliches LIchtenberg, einem Projekt von Changing Cities. 

Der ADFC Berlin wird morgen an der Unfallstelle ein weißes Geisterrad aufstellen. Im Anschluss an die Mahnwache findet eine Fahrraddemo zum Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (Invalidenstraße 44) statt.

Die Mahnwache ist als Demonstration bei der Versammlungsbehörde angemeldet. Politiker*innen aus Senat, Abgeordnetenhaus und Bezirk wurden zur Teilnahme eingeladen.

Ansprechpartnerin für die Presse bei Changing Cities e.V.:

Ragnhild Sørensen, ragnhild.soerensen@changing-cities.org, 0171 535 77 34

Weiterführende Links:

Pressemitteiliung der Polizei vom 18.05.2020

Bilder zur kostenlosen Nutzung für die Presseberichterstattung

Informationen zum Volksentscheid Fahrrad

Über Changing Cities e.V.: Wir fördern zivilgesellschaftliches Engagement für lebenswertere Städte. Das bislang größte Projekt von Changing Cities e.V. ist der Volksentscheid Fahrrad in Berlin, mit dem es 2016 gelang, die Berliner Verkehrspolitik zu drehen und das bundesweit erste Mobilitätsgesetz anzustoßen. Changing Cities e.V. unterstützt landes- und bundesweit Bürgerinitiativen, die sich im Bereich nachhaltige Verkehrswende und lebenswerte Städte einsetzen, oder stößt solche Initiativen an. Changing Cities ist als gemeinnützig anerkannt.
Über die Initiative Volksentscheid Fahrrad: Hinter dem Volksentscheid stehen Engagierte, Mobilitätsexpert*innen, Demokratie-Retter*innen und Fahrrad-Enthusiast*innen. Ein 10-Punkte-Plan des geplanten Gesetzes benannte konkrete Maßnahmen, jährliche Zielsetzungen und eine Umsetzungsverpflichtung innerhalb von acht Jahren. Der Volksentscheid Fahrrad wurde Berlins schnellster Volksentscheid: Der Antrag auf Einleitung eines Volksbegehrens wurde innerhalb von nur dreieinhalb Wochen von 105.425 Berlinern unterschrieben – 7% der Wählerstimmen. Die neue Koalition sagte darauf zu, alle Ziele und Forderungen zu übernehmen. Am 28. Juni 2018 verabschiedete der Berliner Senat Deutschlands erste Mobilitätsgesetz. Jährlich werden nun mehr als 50 Mio. Euro in die Radwege investiert.