Seit Jahresbeginn wurden 728 Kinder unter 14 Jahren auf Berliner Straßen verletzt. Dies stellt eine dramatische Zunahme im Vergleich zum Vorjahr dar und korreliert nicht mit der Gesamtzahl der Verkehrskollisionen, die dieses Jahr laut Polizei eher zurückgegangen sind. Womit es allerdings korreliert, ist die Zahl der Getöteten: Bereits jetzt sind 38 Menschen im Verkehr getötet worden im Vergleich zu 33 im gesamten Vorjahr. Changing Cities erwartet eine klare Antwort der Senatsverwaltung auf die Frage: Wer ist für die Verkehrssicherheit in Berlin verantwortlich – die Verletzten oder der Senat?
Wer Polizeimeldungen liest, stellt fest, dass in etwa zwei Drittel der Fälle die Kinder selbst die Unfälle verursachen. In diesem Jahr waren also knapp 500 Kinder unter 14 Jahren selbst Schuld daran, dass sie verletzt wurden. Es waren nicht Autofahrende mit ihren tonnenschweren Blechkisten, es war nicht die Straßeninfrastruktur, es war nicht die Gesetzgebung, die den Kfz-Verkehr erst dann einschränkt, wenn Menschen zu Schaden kommen, und es waren nicht wir, die Erwachsenen. Es waren die Kinder. Wir haben Straßen gebaut und Verkehrsregeln geschaffen. Und die Kinder „missachten“ sie – und wenn sie sich dabei verletzen…? Tut uns leid, aber: Selbst Schuld!
Und: Es sind nicht nur die Kinder, die sich falsch verhalten. Auch die Senior*innen – und dazu zählen alle über 65! – verhalten sich zunehmend „daneben“ und werden nun auch zunehmend verletzt und getötet. 16 Getötete waren es im Jahr 2023, dieses Jahr sind wir bereits bei 21. Schade, aber: selbst Schuld!
„Seit Jahren fordern wir, mehr für die Verkehrssicherheit gerade der Schwächsten zu tun: durch flächendeckend Tempo 30, mehr Radwege und bessere Fußwege, mit Kiezblocks, Schulstraßen und fehlerverzeihender Infrastruktur, durch sichere Kreuzungen und weniger Kfz. Wir gehen sogar juristisch vor, weil Verkehrssicherheit für die Senatsverwaltung schlichtweg keine Priorität hat. Ist das wirklich „das Beste für Berlin“, was die Herren Wegner und Saleh hinkriegen?”, fragt Ragnhild Sørensen von Changing Cities.
Über Changing Cities e.V.: Wir fördern zivilgesellschaftliches Engagement für lebenswertere Städte. Das bislang größte Projekt von Changing Cities e.V. ist der Volksentscheid Fahrrad in Berlin, mit dem es 2016 gelang, die Berliner Verkehrspolitik zu drehen und das bundesweit erste Mobilitätsgesetz anzustoßen. Changing Cities e.V. unterstützt landes- und bundesweit Bürger*inneninitiativen, die sich im Bereich nachhaltige Verkehrswende und lebenswerte Städte einsetzen, mit Kampagnenwissen oder stößt solche Initiativen an. Changing Cities ist als gemeinnützig anerkannt.