Wird Köln die nächste Superblock-Hauptstadt?

In der Europäischen Mobilitätswoche haben sich am vergangenen Samstag über 50 Personen zum zweiten NRW-weiten Superblock-Treffen versammelt. Die Besuchenden kamen u.a. aus Münster, Bochum, Essen, Dortmund und Kempen. Der Kölner Mobilitätsdezernent Ascan Egerer besuchte das Treffen.

Die Superblocks-Bewegung in NRW ist noch im Werden. Mittlerweile liegen in Köln und Dortmund entsprechende politische Beschlüsse vor. Das aus Barcelona bekannte Konzept für die Einrichtung von Wohnvierteln ohne motorisierten Durchgangsverkehr verbreitet sich mittlerweile im gesamten Bundesland. Menschen in städtischen Quartieren wünschen berechtigterweise Ruhe und bessere Luft. Die Lösung: Während alle Orte im Superblock nach wie vor auch per Kfz erreichbar bleiben, werden der Kfz-Durchgangsverkehr und die Schleichwege unterbunden.

Mobilitätsdezernent der Stadt Köln, Ascan Egerer, hebt die Bedeutung von Bürgerinitiativen hervor: “Sie sind die Menschen vor Ort. Initiativen helfen dabei, inhaltlich in entsprechende Konzepte zu kommen und Ideen zu entwickeln.” Gleichzeitig macht er darauf aufmerksam, wie herausfordernd es ist, alle Bürgerinnen und Bürger auf dem Weg der Mobilitätswende mitzunehmen: “Das klassische Format, wie es Jahrzehnte funktioniert hat, reicht heute nicht mehr. Wir sind dabei, neue Wege der Öffentlichkeitsbeteiligung zu gehen!”. Auf die Frage, ob Köln nach Berlin zur nächsten Superblock-Hauptstadt werde, antwortete Ascan Egerer augenzwinkernd: “Das ist gar nicht so abwegig, so viele Initiativen wie hier unterwegs sind.”

Das Konzept der Superblocks ist ein niedrigschwelliges Angebot an Kommunen, das einen klaren Weg beschreibt, wie Verkehrssicherheit verbessert, Wirtschaftsverkehr optimiert, Klimaanpassung erleichtert und urbane Lebensqualität gesteigert werden können. ÖPNV, Fuß-, Rad- und Wirtschaftsverkehr, Feuerwehr, Müllabfuhr etc. haben überall im Viertel erleichterten Zugang – nur der ortsfremde Durchgangsverkehr wird verhindert. “Es muss ein partizipativer Prozess mit den Nutzenden entwickelt werden, in dem die Vorteile herausgestellt werden. Sonst wird bspw. ein Parkplatzabbau oder eine Durchfahrtsperre schnell als Verlust wahrgenommen. Dahinter sollte eine Vision stehen, wie wir im Viertel leben wollen”, empfiehlt Sebastian Clausen, der in Hamburg den Verkehrsversuch “Ottensen macht Platz” begleitet hat und schlussfolgert: “Man muss wirklich sehr viel Durchhaltevermögen und Geduld haben. Wir müssen den Mut haben, zu lernen, zu scheitern, durchzuhalten und wieder weiterzumachen.”

Beim zweiten NRW-weiten Superblocks-Treffen ging es um städtebauliche Entwicklung im Zeichen des Klimawandels: Menschen in Städten erleben die klimabedingte Hitze und Dürre viel unmittelbarer und bedrohlicher als Menschen in suburbanen Gegenden. Der Bedarf an grüner und blauer Infrastruktur – also Bäume und Entsiegelung zur Wasserspeicherung – ist in urbanen Räumen weit drängender. Valentina Haas von Changing Cities e.V. betont : “Im letzten Jahr starben 47.000 Europäer*innen den Hitzetod – ein trauriger Rekord. Die Frage ist schon lange nicht mehr OB wir etwas in unseren Städten ändern müssen. Es geht um das WIE. Entsiegelung und Begrünung sind die entscheidenden Maßnahmen zur Kühlung des urbanen Raumes: Bis zu 14° C kann ein großer Baum das Straßenumfeld abkühlen.”

Der Zusammenschluss Kölner Superveedel-Initiativen aus den Initiativen Winzerveedel, Stadtgarten e.V., LebeVeedel und Veedelsfreiraum war Gastgeber dieses zweiten NRW-weiten Treffens und möchte die Einführung von Superblocks in Köln und NRW vorantreiben. Das dritte NRW-weite Superblocks-Treffen wird im Frühjahr 2025 im Ruhrgebiet stattfinden. Eine Website für den Dachverband NRW wird in Kürze eingerichtet.