Roedernallee, Grunewaldstraße und 87 km Radschnellverbindungen: All diese Radprojekte hat die Senatsverwaltung unter Ute Bonde (CDU) in den letzten Wochen „priorisiert“, sprich: gestoppt. Der SPD-CDU-Senat versucht seit Februar 2023 mit vielen Nadelstichen, Berlin fahrraduntauglich zu machen. „Warum? Wem soll das nützen?”, fragt Changing Cities.
Knapp 1.000 Radfahrer*innen demonstrierten am Freitag gegen den geplanten Stopp der bezirksübergreifenden Radverbindungen – in der Ferienzeit eine beachtliche Zahl. Drei Routen aus Süden, Osten und Westen trafen sich vor dem Roten Rathaus. Redner*innen fragten nach dem Sinn des Planungsstopps von neun von zehn Radschnellverbindungen (RSV) – begründet wird dies mit Sparmaßnahmen. Aber gespart wird kaum etwas: Die Finanzierung ist durch das sogenannte SIWA (Sondervermögen Infrastruktur der Wachsenden Stadt) sowie durch Bundesförderungen gesichert – für den laufenden oder kommenden Haushalt stellen die RSV daher nur eine geringe Belastung dar. Wir wissen schon heute: Der Radverkehr bringt Berlin 30 Cent pro gefahrenen Kilometer ein – der Kfz-Verkehr kostet die Allgemeinheit 20 Cent pro Kilometer. Stur aufs Auto zu setzen, kommt Berlin teuer zu stehen.
„Warum will die CDU den Radverkehr erschweren? Es ist längst erwiesen, dass der Radverkehr die Autostraßen und den ÖPNV entlastet. Vor allem für Pendler*innen aus den Berliner Außenbezirken, die eine Alternative zum Autostau suchen, sind Radschnellwege ein optimales Angebot. Berliner*innen fahren ja nicht nur mit dem Auto, sondern auch gerne mit dem Rad oder dem ÖPNV. Warum möchte die CDU das verhindern? Ist es der Senatsverwaltung lieber, wir würden nur und immer und überall Auto fahren?“, fragt Ragnhild Sørensen von Changing Cities.
Denn wer nicht die Kühnheit aufbringt, mit Autos im gleichen Straßenraum zu radeln, wird so ins Auto gezwungen. Gleiches gilt für den durch Kfz ausgebremsten ÖPNV.
Um so unredlicher wirkt es, wenn die Senatsverwaltung gestern mitteilte: „Es ist unser Ziel, eine flächendeckende Radinfrastruktur in Berlin zu schaffen“. Wer kann das noch glauben?
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Ragnhild Sørensen, ragnhild.soerensen@changing-cities.org, +49 171 535 77 34
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