Vom Lkw überrollte 26-Jährige ist jetzt tot // Mahnwache

Wann: Montag, 12. August, 17:30 Uhr
Wo: Karl-Liebknecht-Straße / Ecke Mollstraße, 10178 Berlin-Mitte

Eine 26-jährige junge Frau ist gestorben, 12 Tage, nachdem sie von einem Lkw-Fahrer in der riesigen Kreuzung Karl-Liebknecht-Straße Ecke Mollstraße überfahren wurde. Changing Cities spricht den Angehörigen und Freund*innen sein tiefes Mitgefühl aus und ruft zur Mahnwache am Unfallort auf.

Laut Polizei wollte der Fahrer eines Betonmischers am 27. Juli um vier Uhr morgens rechts abbiegen, übersah dabei die junge, geradeaus fahrende Frau und überrollte sie. 

Wie der Unfall genau passiert ist, ist sehr schwer nachzuvollziehen. Es gibt an dieser Stelle beim Einfahren in die Kreuzung eine sogenannte Fahrradweiche, also einen Radstreifen zwischen der abbiegenden und der geradeaus führenden Autospur. Geradeaus fahrende Radfahrende müssen sich hier einordnen.

Es gibt drei mögliche Erklärungen:
1) Die Radfahrerin befand sich auf der Rechtsabbiegerspur und wollte geradeaus fahren. Hier ist allerdings kein Platz für Lkw und Radfahrerin nebeneinander: Die Radfahrerin muss also vor dem Lkw an der Kreuzung gewartet haben und somit sichtbar gewesen sein – sonst gäbe es keine Kollision in der Kreuzung.
2) Die Radfahrerin fuhr vorschriftsmäßig auf der Fahrradweiche, wurde von hinten vom Lkw-Fahrer angefahren, als er die Spur gewechselt hat, um rechts abzubiegen.
3) Die Radfahrerin fuhr über die Fußgängerfurt der Ampel und wurde von dem Fahrer nicht gesehen. Bei gefährlicher Infrastruktur, wie sie hier vorliegt, weichen Radfahrende regelmäßig aus Angst auf den Gehweg aus.

„Es ist kaum zu ertragen, wenn so eine junge Person stirbt. Wir wünschen den Angehörigen und Freund*innen viel Kraft. Wir argumentieren seit Jahren, dass Fahrradweichen für alle Verkehrsteilnehmer*innen viel zu gefährlich sind. Der Radwegestopp im letzten Sommer und der diesjährige Planungsstopp der Radschnellverbindungen zeigen wieder mal, dass die Sicherheit des Radverkehrs keine Priorität bei dieser Senatsverwaltung hat. Wenn „priorisiert“ wird, dann immer zu Ungunsten der Radfahrenden. Deswegen werden  Menschen nach wie vor auf den Berliner Straßen getötet“, sagt Ragnhild Sørensen von Changing Cities.

Fahrradweichen sind für Radfahrende extrem gefährlich, weil der Abbiegekonflikt in der Kreuzung nicht gelöst, sondern einfach vorverlagert wird. Autos und Radfahrende haben eine deutlich höhere Geschwindigkeit, wenn sich die Verkehre kreuzen als direkt an der Kreuzung. Zusätzlich haben Radfahrende motorisierten Verkehr auf beiden Seiten neben sich, oft mit viel zu geringem Abstand und völlig ungeschützt. Staut sich der Autoverkehr in der Kreuzung, wird häufig der geradeaus führende Radweg zugestellt, so dass die Radfahrenden dann auch noch behindert und gefährdet werden. Die Berliner Senatsverwaltung hat vor einigen Jahren die Einrichtung von Fahrradweichen gestoppt, als sie die Gefahr erkannt hat. Die alte Infrastruktur wird aber vorerst nicht umgebaut – und neue kommt bei der jetzigen autozentrierten Verkehrsverwaltung nicht dazu.

Die Mahnwache ist als Demonstration bei der Versammlungsbehörde angemeldet. Der ADFC Berlin stellt am Unfallort ein Geisterrad auf. Eine #VisionZero-Demo fährt ab dem Velokiez in der Möckernstraße 47 um 17 Uhr zum Unfallort.

Pressekontakt Changing Cities:
Ragnhild Sørensen, ragnhild.soerensen@changing-cities.org, +49 171 535 77 34

Weiterführende Links:
Polizeimeldung vom 7. August

Über Changing Cities e.V.: Wir fördern zivilgesellschaftliches Engagement für lebenswertere Städte. Das bislang größte Projekt von Changing Cities e.V. ist der Volksentscheid Fahrrad in Berlin, mit dem es 2016 gelang, die Berliner Verkehrspolitik zu drehen und das bundesweit erste Mobilitätsgesetz anzustoßen. Changing Cities e.V. unterstützt lande#- und bundesweit Bürger*inneninitiativen, die sich im Bereich nachhaltige Verkehrswende und lebenswerte Städte einsetzen, mit Kampagnenwissen oder stößt solche Initiativen an. Changing Cities ist als gemeinnützig anerkannt.