Siegfriedstraße bekommt Radwege – nach sieben verflixten Jahren

Seit 2017 liegen Senatsplanung und -finanzierung für einen geschützten Radweg in der Siegfriedstraße in Lichtenberg vor. Im August dieses Jahres fangen nun endlich die Bauarbeiten an. Changing Cities und das Netzwerk fahrradfreundliches Lichtenberg freuen sich über die 500 Meter sichere Straße für den Radverkehr.

Wegen des Wegfalls einer Handvoll Parkplätze wurde der Bau dergeschützten Radwege in der Siegfriedstraße zum Politikum. Die Bezirksverordnetenversammlung stimmte mal für, dann wieder gegen die Planung. Sie entwarf eigene Pläne und verwarf sie wieder. Es wurden Informationsveranstaltungen abgehalten und Demonstrationen organisiert. Im November 2020 wurde ein Radfahrer hier von einem Lkw-Fahrer getötet. Eine Mahnwache wurde abgehalten. Trotzdem vergingen noch vier weitere Jahre, bis die Siegfriedstraße nun endlich sichere Radwege bekommt. Bisher gab es keinerlei Infrastruktur für Radfahrende, es blieb nur der Platz zwischen Tramsschienen und parkenden Autos. Die Straße war dementsprechend ein bekannter Unfallschwerpunkt. 

„Ich kann kaum glauben, dass die Siegfriedstraße jetzt tatsächlich geschützte Radwege bekommt. Als ich bei Changing Cities als Pressesprecherin anfing, war das eine der am kontroversesten diskutierten Straßen in Berlin. Das Mobilitätsgesetz wurde im Sommer 2018 verabschiedet. Damit waren geschützte Radwege auf allen Hauptverkehrsstraßen vorgeschrieben – aber in der Siegfriedstraße passierte nichts. Nun endlich wird die Straße für Radfahrende hier sicherer gestaltet – diese 500 Meter haben den Bezirk also ganze sieben Jahre in Atem gehalten. Eine Zeit, nach der ein neugeborenes Kind in die zweite Klasse versetzt wird“, kommentiert Ragnhild Sørensen von Changing Cities.

Die Siegfriedstraße war eine der ersten geplanten und finanzierten Straßen in Berlin, in der es um die Neuaufteilung des öffentlichen Raumes ging: Gegen den 2,5 Meter breiten Radweg liefen allerdings einige Anwohner*innen Sturm. Denn plötzlich wurde das angebliche Gewohnheitsrecht auf einem kostenlosen Parkplatz vor der Haustür in Frage gestellt. Auch wenn diese Diskussionen nicht verebbt sind, ist das heutige Verständnis doch ein ganz anderes: Viele Menschen erleben den Klimawandel und haben dessen Bedrohungspotenzial begriffen. So sind sie heute bereit, verschiedene Gewohnheiten zu ändern und fordern von den politisch Verantwortlichen effektiven Klimaschutz ein. Dass dazu eine Reduktion des Kfz-Verkehrs gehört, ist längst Allgemeinwissen. Dass diese Entwicklung viel zu langsam vorangeht, leider auch.

Nun werden wenigstens weitere 500 Meter in Berlin zukunftsfähig.

Siegfriedstraße - vorher/nachher

Ansprechpartner*innen für die Presse bei Changing Cities e.V.:
Ragnhild Sørensen, ragnhild.soerensen@changing-cities.de, 0171 535 77 34

Weiterführende Links:
Video von einer Fahrradfahrt zwischen Autotür und Tram
Pressemitteilung des Bezirksstadträtin für Verkehr, Grünflächen, Ordnung, Umwelt und Naturschutz  vom 23.07.2024
Informationen zu Fahrradfreundliches Netzwerk Lichtenberg

Über Changing Cities e.V.: Wir fördern zivilgesellschaftliches Engagement für lebenswertere Städte. Das bislang größte Projekt von Changing Cities e.V. ist der Volksentscheid Fahrrad in Berlin, mit dem es 2016 gelang, die Berliner Verkehrspolitik zu drehen und das bundesweit erste Mobilitätsgesetz anzustoßen. Changing Cities e.V. unterstützt landes- und bundesweit Bürger*inneninitiativen, die sich im Bereich nachhaltige Verkehrswende und lebenswerte Städte einsetzen, mit Kampagnenwissen oder stößt solche Initiativen an. Changing Cities ist als gemeinnützig anerkannt.