„Ist es nicht gefährlich den Kindern zu suggerieren, die Straßen seien sicher?“

Dies war eine von vielen Reaktionen, die Eltern bei der Anmeldung ihrer heutigen Schulzonen-Aktion von den Behörden erhielten. Genau deswegen haben 16 Schulen für sichere Schulwege mit der Einrichtung von autofreien Schulzonen demonstriert. Tausende von Kinder in acht Bezirken konnten für wenige Stunden spüren, was es heißt, wenn die Straßen für Kinder da sind.  

In den 70er Jahren sind laut einer Forsa-Umfrage 90 Prozent aller Grundschüler*innen in Deutschland allein zur Schule gelaufen; 2017 waren es nur noch 37 Prozent.

Ragnhild Sørensen, Changing Cities

Mit der Kampagne #100Schulzonen für Berlin pro Jahr unterstützt Changing Cities Eltern und Pädagogen in ihrem oft jahrelangen, ergebnislosen Kampf für sichere Schulwege in Berlin. Der Verein hinter dem Volksentscheid Fahrrad und Erfinder der #Kiezblocks will das Thema Schulwege endlich voranbringen. „Wir sind es den Kindern schuldig. In den 70er Jahren sind laut einer Forsa-Umfrage 90 Prozent aller Grundschüler*innen in Deutschland allein zur Schule gelaufen; 2017 waren es nur noch 37 Prozent. Das ist eine fatale Entwicklung für die Selbständigkeit der Kinder, aber auch für die Stadt: Wir priorisieren Autos über Kinder – und keine*r guckt hin! Das wollen wir ändern“, sagt Ragnhild Sørensen von Changing Cities.  

An mehreren Schulen waren Stadträt*innen und Abgeordnete anwesend: Alexander J. Herrmann (CDU), Kristian Ronneburg (Die Linke), Saskia Ellenbeck (Bündnis 90/Die Grünen), Vasili Franco (Bündnis 90/Die Grünen), Urban Aykal (Bündnis 90/Die Grünen), Cornelia Seibeld (CDU) u.v.m. Allen ist bewusst, dass dringend etwas passieren muss, aber die Aufgabe, Berlins Straßen kinderfreundlich zu gestalten, ist gewaltig. Seit Jahrzehnten hat man mit Einzelmaßnahmen hier und da eine Ecke oder eine Ampel verbessert. Eine wirkliche flächendeckende Priorisierung hat jedoch nie stattgefunden, obwohl dies seit 2021 sogar gesetzlich verpflichtend ist (MobG §17a): Jährlich müssen zehn Maßnahmen pro Bezirk zur Erhöhung der Schulwegsicherheit ergriffen werden. Berlinweit müssten also bereits 180 Maßnahmen in den letzten vier Jahren umgesetzt worden sein. „Das hätte man gespürt“, kommentiert Sørensen.

Weitere Schulaktionen sind in Planung; die nächste wird voraussichtlich am Donnerstag, den 22. September stattfinden.

Korrektur: §17a wurde nicht mit dem MobG am 28. Juni 2018 verabschiedet, sondern erst 24. Februar 2021, zusammen mit dem Fußteil. Es wären also nicht 480 maßnahmen, sondern erst 180.

Folgende Schulen waren heute dabei:

Charlottenburg-Wilmersdorf
Annie-Heuser-Schule, Freie Waldorfschule
Nelson-Mandela-Schule

Friedrichshain-Kreuzberg
Jane-Goodall-Grundschule
Modersohn-Grundschule
Emanuel-Lasker-Gemeinschaftsschule

Lichtenberg
Sonnenuhr-Schule

Marzahn-Hellersdorf
Grundschule an der Wuhle

Pankow
Grundschule am Planetarium

Reinickendorf
Grundschule an der Peckwisch

Tempelhof-Schöneberg
Grundschule auf dem Tempelhofer Feld
Tempelherren-Grundschule
Maria-Montessori-Grundschule
Friedenauer Gemeinschaftsschule
Käthe-Kollwitz-Grundschule
Ullrich-von-Hutten-Gymnasium

Steglitz-Zehlendorf
Giesendorfer Grundschule

Ansprechpartnerin Changing Cities e.V.:
Ragnhild Sørensen, ragnhild.soerensen@changing-cities.org, 0171 535 77 34

Weiterführende Links:
Informationen zu #100Schulzonen
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Über Changing Cities e.V.: Wir fördern zivilgesellschaftliches Engagement für lebenswertere Städte. Das bislang größte Projekt von Changing Cities e.V. ist der Volksentscheid Fahrrad in Berlin, mit dem es 2016 gelang, die Berliner Verkehrspolitik zu drehen und das bundesweit erste Mobilitätsgesetz anzustoßen. Changing Cities e.V. unterstützt landes- und bundesweit Bürger*inneninitiativen, die sich im Bereich nachhaltige Verkehrswende und lebenswerte Städte einsetzen, mit Kampagnenwissen oder stößt solche Initiativen an. Changing Cities ist als gemeinnützig anerkannt.