Gibt es kein Recht auf Sicherheit für Kinder in Berlin?

Drei Kinder wurden in den letzten vier Tagen im Berliner Straßenverkehr schwer verletzt. Der Verein Changing Cities, der eine Kampagne für autofreie Schulzonen gestartet hat, fordert unter dem Titel #100Schulzonen zügige Maßnahmen für kinderfreundliche Mobilität. In einer Stadt, die sich gesetzlich zur Realisierung der Vision Zero verpflichtet hat, darf es keine verletzten Kinder geben. 

Am Samstag überquerte ein 9-Jähriger mit seinem Vater die Konstanzer Straße bei Grün und wurde von einem rechtsabbiegenden Autofahrer überrollt. Der Junge erlitt dadurch laut Polizei erhebliche Verletzungen an den Beinen sowie an Kopf und Rumpf.

In Reinickendorf wurde ein 14-Jähriger beim Überqueren der Kreuzung Roedernallee/Lindauer Allee durch einen Zusammenprall mit einem Pkw auf die Windschutzscheibe geschleudert, rollte anschließend über das Fahrzeugdach und stürzte hinter dem Wagen auf die Fahrbahn. Der Jugendliche, der womöglich bei Rot die Kreuzung überquert hatte, flüchtete schwer verletzt vom Unfallort, wurde jedoch von der Polizei angehalten und ins Krankenhaus gebracht. 

Am selben Tag wurde ein 10-jähriger Junge in Prenzlauer Berg schwer verletzt, als er mit seinem Roller die Kreuzung Erich-Weinert-Straße/Prenzlauer Allee queren wollte und von einer Autofahrerin angefahren wurde. Der Junge hat mutmaßlich bei Rot die Kreuzung überquert.

„Was ist das für eine Stadt, in der Kinder mit Autos um den Raum konkurrieren – und dabei natürlich den Kürzeren ziehen. Wobei schwere Verletzungen nur die Spitze des Eisbergs bilden. Tagtäglich werden Kinder in ihrem Bewegungsdrang und in ihrer Mobilität eingeschränkt, werden Gefahren, Lärm und Abgasen ausgesetzt. Wollen wir so eine Stadt? Kinder haben ein Recht auf Sicherheit und ein Recht auf Mobilität! Wir fordern alle Parteien dazu auf, sichere Wege für Kinder ganz oben auf die Agenda zu setzen, denn: Ihre Eltern gehen in wenigen Monaten wählen“, sagt Ragnhild Sørensen von Changing Cities. 

Die Kampagne #100Schulzonen von Changing Cities zielt darauf ab, Kindern sicheren Raum in der Stadt zurückzugeben. Denn das Berliner Mobilitätsgesetz schreibt vor, dass jeder Bezirk zehn Maßnahmen pro Jahr umsetzt, die die Schulwegsicherheit verbessern. Erkennbar ist momentan weder der Wille noch die Absicht, dies zu tun.

Anlässlich der Verkehrsminister*innen-Konferenz überreicht heute das Bündnis hinter der Kidical Mass den Verkehrsminister*innen eine Petition für ein kinderfreundliches Straßenverkehrsgesetz in Bremerhaven. Verkehrsminister Wissing wurde dazu eingeladen. Fotos gibt es ab etwa 10 Uhr. 

Ansprechpartnerin Changing Cities e.V.:

Ragnhild Sørensen, ragnhild.soerensen@changing-cities.org, 0171 535 77 34

Weiterführende Links:

Pressemitteilung der Polizei vom 8. Oktober
Pressemitteilung #1 der Polizei vom 12. Oktober
Pressemitteilung #2 der Polizei vom 12. Oktober

Informationen zu #100Schulzonen


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Über Changing Cities e.V.: Wir fördern zivilgesellschaftliches Engagement für lebenswertere Städte. Das bislang größte Projekt von Changing Cities e.V. ist der Volksentscheid Fahrrad in Berlin, mit dem es 2016 gelang, die Berliner Verkehrspolitik zu drehen und das bundesweit erste Mobilitätsgesetz anzustoßen. Changing Cities e.V. unterstützt landes- und bundesweit Bürger*inneninitiativen, die sich im Bereich nachhaltige Verkehrswende und lebenswerte Städte einsetzen, mit Kampagnenwissen oder stößt solche Initiativen an. Changing Cities ist als gemeinnützig anerkannt.