Die Angstweiche am Alexanderplatz

Senatorin Günther in der Pflicht: Todeskreuzung Karl-Marx-Allee darf nicht durch „Angstweiche“ verschlimmbessert werden. Es begann mit neuem Spirit und dem Wille zu substantiellen Verbesserungen: Das Treffen der „Task-Force“ zur Entschärfung der Todeskreuzung Karl-Marx-Allee/Otto-Braun-Straße am 1. März. Doch die von der Verkehrslenkung Berlin (VLB) präsentierte „geschützte Fahrradweiche“ kann von Changing Cities e.V. unter keinen Umständen als Lösung akzeptiert werden. Die Radaktivisten fordern mit Nachdruck, eine Kreuzung mit getrennten Ampelphasen und baulich geschützten Bereichen zu realisieren.

Senatorin Günther möchte der #VisionZero entsprechen – im Straßenverkehr sollen nicht weniger Menschen ums Leben kommen – sondern überhaupt keine mehr. Die nun vorgeschlagene „geschützte Fahrradweiche“ in der Alexanderstraße lässt jedoch bewusst und permanent die Ströme von Autoverkehr und Radverkehr miteinander kreuzen, was die Gefahr einer Kollision von Auto und Fahrrad automatisch erhöht. Genauso drastisch sieht es beim Fußverkehr aus: Nach wie vor würden rechtsabbiegende Autos gleichzeitig mit Fußverkehr grün haben – das Szenario, das in Berlin bereits zu zahlreichen Toten führte.

Daher ist die von der VLB vorgeschlagene „geschützte Fahrradweiche“ eine Scheinlösung, die wortwörtlich ums Verrecken auf getrennte Ampelphasen verzichten möchte, um den Autoverkehr zu beschleunigen. „Radfahrer sollen nicht ganz so oft sterben, aber bei Fußgängern ist’s okay – darauf lassen wir uns nicht ein“, so Jens Blume, Aktivist von Changing Cities.

Die aktuelle Planung ist nicht im Sinne der #VisionZero. Jegliche Fahrradweiche wird von Changing Cities abgelehnt. Ungleiche Verkehrsströme müssen voneinander getrennt werden, nicht verflochten. Der Verein hinter dem Volksentscheid Fahrrad fordert von Regine Günther folgende drei politischen Entscheidungen:

1) Ernst machen mit der #VisionZero

2) Vorgeschlagene „geschützte Fahrradweiche“ nicht als Lösung zu akzeptieren

3) Kreuzung mit getrennten Ampelphasen und baulich geschützten Bereichen (niederländisches Design) planen und bauen – ggf. temporär mit Baustellenampeln getrennt signalisieren.

Nur so folgen den großen Worten dann endlich die dringend erforderlichen Resultate! Nur so lassen sich die Menschen, die sich aktuell noch nicht trauen, auf das Fahrrad locken.

„Nach Verständigung auf die obigen drei Ziele ist Changing Cities natürlich bereit, konstruktiv mit SenUVK weiter zu arbeiten“, so Dr.-Ing. Stefan Lehmkühler, Verhandlungsführer von Changing Cities.

Ansprechpartner*innen für die Presse bei Changing Cities e.V.:
Ragnhild Sørensen, ragnhild.soerensen@changing-cities.org, 0171 535 77 34

Weiterführende Links:
Bildmaterial „11 Minuten Angstweiche Alexanderplatz“ auf twitter
„Was ist eine sichere Kreuzung?“, PM vom 25.02.2019
Bildgewaltige Aktion: Lkw und Kind auf Fahrradweiche
Beschreibung des geschützten Kreuzungsdesigns
Gefährliche Situation auf Fahrradweiche
Warum Radweichen eine gefährliche Lösung sind
Bilder zur kostenlosen Nutzung für die Presseberichterstattung
Informationen zum Volksentscheid Fahrrad

Über Changing Cities e.V.: Changing Cities e.V. ist am 23. Mai 2017 aus Netzwerk Lebenswerte Stadt e.V. umbenannt worden. Das bislang größte Projekt des Vereins ist der Volksentscheid Fahrrad in Berlin, mit dem es gelang, die Berliner Verkehrspolitik zu drehen und das bundesweit erste Mobilitätsgesetz anzustoßen. Changing Cities e.V. unterstützt landes- und bundesweit Bürgerinitiativen, die sich im Bereich nachhaltige Verkehrswende und lebenswerte Städte einsetzen mit Kampagnenwissen oder stößt solche Initiativen an. Changing Cities ist als gemeinnützig anerkannt.

Über die Initiative Volksentscheid Fahrrad: Hinter dem Volksentscheid stehen Engagierte, Mobilitätsexpert*innen, Demokratie-Retter*innen und Fahrrad-Enthusiast*innen. Ein 10-Punkte-Plan des geplanten Gesetzes benannte konkrete Maßnahmen, jährliche Zielsetzungen und eine Umsetzungsverpflichtung innerhalb von acht Jahren. Der Volksentscheid Fahrrad wurde Berlins schnellster Volksentscheid: Der Antrag auf Einleitung eines Volksbegehrens wurde innerhalb von nur dreieinhalb Wochen von 105.425 Berlinern unterschrieben – 7% der Wählerstimmen. Die neue Koalition sagte darauf zu, alle Ziele und Forderungen zu übernehmen. Am 28. Juni 2018 verabschiedete der Berliner Senat Deutschlands erste Mobilitätsgesetz. Jährlich werden nun mehr als 50 Mio. Euro in die Radwege investiert.