40 Verkehrstote in diesem Jahr? Frau Bonde empfiehlt Yoga

Nach anderthalb Jahren „Miteinander“ – mit u. a. einer monströsen Mischung aus Radwegestopp, Planungsstopp der Radschnellverbindungen, Tempo 50 statt Tempo 30 – will die Berliner Verkehrssenatorin etwas für die Verkehrssicherheit in der Hauptstadt tun. Sie startet die Kampagne „Sei kein Verkehrsmonster“ und legt damit eine grenzenlose Verantwortungslosigkeit an den Tag (Zynismus oder Hilflosigkeit wollen wir ihr nicht unterstellen): Statt sichere Fuß-, Rad-, Bus- und Bahn-Infrastruktur in der Hauptstadt zu bauen, steckt sie Steuergeld und Energie … in eine Plakatkampagne.

Yogaübungen mit bunten, kuscheligen Monstern statt sicherer Infrastruktur – das ist das Angebot der Berliner Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU). Passenderweise wenige Tage nachdem öffentlich wurde, dass die Zahl der verunglückten Kinder und Senioren in Berlin dieses Jahr dramatisch gestiegen ist.

„Menschliches Verhalten ist absolut entscheidend im Straßenverkehr. Dieses jedoch maßgeblich über eine Plakatkampagne beeinflussen zu wollen, ist im besten Fall naiv. Es ist ja nicht so, dass ein Fehlverhalten korrigiert werden kann, wenn das Kind schwerverletzt oder der Senior tot ist, wie es in diesem Jahr bereits hundertfach geschehen ist. Diese Untätigkeit ist ein Affront gegen Menschen, die sich nicht trauen, Rad zu fahren oder deren Verwandte im Verkehr getötet wurden – was wir brauchen, ist eine sichere Verkehrsinfrastruktur“, sagt Ragnhild Sørensen von Changing Cities.

Denn eine gute Infrastruktur ist Voraussetzung für sicheren und entspannten Verkehr für alle. Getrennte Fahrbahnen und breite Gehwege schaffen den Raum zum Durchatmen. Wer keine Yogamatte hat, wird auch kein Yoga machen. Wo kein Radweg ist, weichen die Menschen auf den Fußweg aus oder nutzen die Fahrbahn – wenn sie sich trauen.

Changing Cities startete vor vier Jahren die Social-Media-Kampagne #schönerverkehren zum Thema Verkehrsverhalten und -sicherheit. Die Kampagne hatte das Ziel eines Perspektivenwechsels in konkreten Gefahrensituationen. Verändert hat sich seitdem nicht viel. Es ist im Prinzip wie beim Thema Rauchen: Erst als die EU entschlossen Rauchverbote einführte, erlebten wir Verhaltensänderungen – und Schutz von Minderjährigen.

„Wenn Frau Bondes Vision für eine zeitgemäße Mobilität in Berlin darin besteht, dass wir Bürger*innen uns nur einfach mal zusammenreißen und tief durchatmen müssen, damit alles gut wird, fragen wir uns: Was ist dann die Aufgabe einer Verkehrssenatorin?“, wundert sich Sørensen.

Pressekontakt:
Ragnhild Sørensen, ragnhild.soerensen@changing-cities.org, +49 171 535 77 34

Weiterführende Links:
Kampagne der Senatsverwaltung
Informationen zur Kampagne #SchönerVerkehren

Über Changing Cities e.V.: Wir fördern zivilgesellschaftliches Engagement für lebenswertere Städte. Das bislang größte Projekt von Changing Cities e.V. ist der Volksentscheid Fahrrad in Berlin, mit dem es 2016 gelang, die Berliner Verkehrspolitik zu drehen und das bundesweit erste Mobilitätsgesetz anzustoßen. Changing Cities e.V. unterstützt landes- und bundesweit Bürger*inneninitiativen, die sich im Bereich nachhaltige Verkehrswende und lebenswerte Städte einsetzen, mit Kampagnenwissen oder stößt solche Initiativen an. Changing Cities ist als gemeinnützig anerkannt.