An der Ludwig-Cauer-Grundschule (Berlin-Charlottenburg) soll es laut Plänen, die im Mobilitätsausschuss vorgestellt wurden, zukünftig nicht mehr möglich sein, mit dem Fahrrad zur Schule zu fahren. Der Bezirk will das Querparken in der Nähe der Schule erlauben – dadurch wird die Straße so schmal, dass sie laut Bezirk für den Radverkehr nicht mehr freigegeben werden kann. Eltern, Kinder, Lehrkräfte und pädagogisches Personal der Schule protestieren am Nikolaustag um 8 Uhr für sichere Schulwege und eine Überarbeitung der Pläne.
Seit Jahren engagiert sich die ganze Schule für eine Verbesserung der Schulwegsicherheit. Hintergrund sind die bestehenden Gefahren durch den Autoverkehr im unmittelbaren Umfeld der Schule. Dazu kommen die jetzt bekannt gewordenen Verkehrsplanungen des Bezirks, die das Radfahren zur Schule praktisch verhindern.
„Ich wünsche mir einfach nur, dass meine Tochter sicher und selbstständig zur Schule gehen und auch mit dem Fahrrad fahren kann“, sagt Daniel Maier, Elternteil an der Cauer-Schule. „Wir müssen proaktiv handeln und nicht erst, nachdem es zu einem Unfall gekommen ist!“
Den Planungen nach soll die Schule von Norden her nicht mehr mit dem Rad erreichbar sein. Ein Teil der neu einzurichtenden Einbahnstraße Alt-Lietzow wird nicht für den Radverkehr in Gegenrichtung freigegeben. Der Bezirk hat sich also gegen die Einrichtung einer sicheren Radverkehrsanlage entschieden und bietet lieber Parkplätze. Diese Entscheidung verstößt übrigens gegen das Gesetz: In der Abwägung zwischen ruhendem Verkehr (Parkplätzen quer zur Fahrtrichtung) und fließendem Verkehr (Schulkinder auf Fahrrädern in Alt-Lietzow und Loschmidtstraße) hat der fließende Verkehr nach Mobilitätsgesetz § 25 (Bewältigung von Konfliktlagen bei der Umsetzung von Maßnahmen) Vorrang.
Hinzu kommt, dass die ohne Beteiligung der Schule erarbeiteten Pläne keinerlei Verbesserungen für mehr als die Hälfte der Schulkinder vorsehen, deren Schulweg über die Loschmidtstraße führt: Nach der Beseitigung der dortigen baustellenbedingten Engstelle werden sie – zu Rad, zu Roller oder zu Fuß – wieder den viel zu engen Gehweg auf ihrer Straßenseite nutzen müssen, der von vier Einfahrten zerschnitten ist. Zudem drohen die von den Schulbeteiligten erstrittenen Behelfsüberwege ersatzlos wegzufallen. Durch die beidseitigen Parkplätze und die erfahrungsgemäß oft auf dem Bürgersteig haltenden Lieferfahrzeuge bleibt das Überqueren der Straße für Kinder ein gefährliches Glücksspiel: Denn weder Verkehrsberuhigung noch Geschwindigkeitskontrollen sind geplant. Von einer Lösung für die zahlreichen Kinder, die südlich der Otto-Suhr-Allee wohnen, ganz zu schweigen.
Die Schulbeteiligten fordern daher dringend eine andere Einbahnstraßenplanung in Alt-Liezow, die den Radverkehr in beide Richtungen weiterhin erlaubt. Darüber hinaus sollten folgende Maßnahmen umgesetzt werden:
- ein sicherer Übergang über die Otto-Suhr-Allee
- Einschränkung des Autoverkehrs vor der Schule
- Förderung eines Schulwegs, den Kinder auch mit dem Fahrrad selbstständig und sicher zurücklegen können
Die letzte öffentliche Aktion der Schulgemeinschaft fand im Rahmen der Schulstraßen-Aktionstage Ende September statt. Unter dem Motto „Der Nikolaus bringt sichere Schulwege“ ist für den Nikolaustag, den 6. Dezember, um 8 Uhr eine weitere Aktion geplant.
Weiterführende Links:
Informationen zum Netzwerk fahrradfreundliches Charlottenburg-Wilmersdorf
Informationen zur Schulstraßenkampagne
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