Miserabler Schutz für die schwächsten Verkehrsteilnehmer*innen

2020 wurden in Berlin wieder über 10.000 Menschen im Straßenverkehr verletzt, nicht wenige davon schwer. 50 Personen starben, davon waren jeweils 19 Fußgänger*innen und 19 Radfahrende. Changing Cities hat Unfallkarten für Gesamtberlin und die zwölf Bezirke erstellt: Wenn Vision Zero so aussieht, brauchen wir sie nicht.

126.286 Mal knallte es 2020 auf Berlins Straßen – das sind 346 Unfälle pro Tag. Fast einmal pro Woche wurde ein Mensch getötet, mehr als zwei Drittel von ihnen waren entweder zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs. Bei etwa der Hälfte dieser tödlichen Kollisionen waren Lkw-Fahrer*innen beteiligt, fast alle fanden an Hauptstraßen statt.

„Wenn man sich die Unfallkarten von Berlin anschaut, wird einem wirklich mulmig. An jeder Ecke, überall in der Stadt werden Menschen im Verkehr verletzt. Vor allem die Zahl der Schwer- und Leichtverletzten in Berlin steigt seit zwei Jahrzehnten. Wenn man bedenkt, dass die technische Sicherheit von Fahrzeugen in diesem Zeitraum enorm verbessert wurde, zeigt dieser Anstieg das absolute Versagen der Verantwortlichen. Vision Zero in Berlin heißt de facto Vision 10.000 (Tote und Schwerverletzte) – und wirksame Maßnahmen dagegen sind nicht in Sicht“, kommentiert Ragnhild Sørensen von Changing Cities.

Tatsächlich hat Berlin seit Ende 2020 nicht einmal mehr ein Verkehrssicherheitsprogramm; das alte lief einfach ersatzlos aus. Es gibt keine Vision-Zero-Strategie in der Verwaltung und bei der verantwortlichen Unfallkommission fehlt jede Sensibilität für die Infrastruktur. Die Verwaltung weigert sich schlicht, gesetzlich vorgeschriebene Maßnahmen aus dem Mobilitätsgesetz umzusetzen.

„Wir fordern eine jährliche Halbierung der Anzahl der Verkehrsunfälle als Zielversprechen der neuen Senatsverwaltung. Sie ist für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger verantwortlich. Zu erreichen wäre das mit flächendeckendem Tempo 30, Errichtung von sicheren Kreuzungen, Fahrverbot für Lkw ohne Abbiegeassistenten – die Lösungen sind alle bekannt und machbar. Wir sprachen im August 2020 mit Frau Günther und Herrn Streese, nachdem vier Menschen in einer Woche getötet worden waren. Passiert ist seitdem: absolut nichts! Also geht das Töten weiter“, sagt Sørensen.

Ansprechpartnerin Changing Cities e.V.:

Ragnhild Sørensen, ragnhild.soerensen@changing-cities.org, 0171 535 77 34

Weiterführende Links:

Unfallkarten 2020:
https://umap.openstreetmap.fr/de/map/unfalle-2020-mitte_634121
https://umap.openstreetmap.fr/de/map/unfalle-2020-friedrichshain-kreuzberg_634122
https://umap.openstreetmap.fr/de/map/unfalle-2020-pankow_634123
https://umap.openstreetmap.fr/de/map/unfalle-2020-charlottenburg-wilmersdorf_634124
https://umap.openstreetmap.fr/de/map/unfalle-2020-spandau_634125
https://umap.openstreetmap.fr/de/map/unfalle-2020-steglitz-zehlendorf_634126
https://umap.openstreetmap.fr/de/map/unfalle-2020-tempelhof-schoneberg_634127
https://umap.openstreetmap.fr/de/map/unfalle-2020-neukolln_634128
https://umap.openstreetmap.fr/de/map/unfalle-2020-treptow-kopenick_634129
https://umap.openstreetmap.fr/de/map/unfalle-2020-marzahn-hellersdorf_634130
https://umap.openstreetmap.fr/de/map/unfalle-2020-lichtenberg_634131
https://umap.openstreetmap.fr/de/map/unfalle-2020-reinickendorf_634132
https://umap.openstreetmap.fr/de/map/unfalle-2020-berlin_634133

Forderungen an den Senat vom August 2020

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Über Changing Cities e.V.: Wir fördern zivilgesellschaftliches Engagement für lebenswertere Städte. Das bislang größte Projekt von Changing Cities e.V. ist der Volksentscheid Fahrrad in Berlin, mit dem es 2016 gelang, die Berliner Verkehrspolitik zu drehen und das bundesweit erste Mobilitätsgesetz anzustoßen. Changing Cities e.V. unterstützt landes- und bundesweit Bürger*inneninitiativen, die sich im Bereich nachhaltige Verkehrswende und lebenswerte Städte einsetzen, mit Kampagnenwissen oder stößt solche Initiativen an. Changing Cities ist als gemeinnützig anerkannt.