Während ein Autokilometer der Gesellschaft etwa 27 Cent kostet, erbringt Radfahren pro gefahrenem Kilometer einen volkswirtschaftlichen Nutzen von rund 30 Cent. Die Zuwächse in Fahrradhandel und -herstellung lagen zwischen 2013 und 2018 in Mittel zwischen 46 und 55 Prozent, bei den Dienstleistungen sogar bei über 600 Prozent. Die Verkehrswende ist auch eine finanzielle Erfolgsgeschichte – nun gilt es, dran zu bleiben.
Der Fahrrad-Boom im Zuge von Corona ist real. Das spüren nicht nur die Städte, in denen Pop-Up-Radwege zügig errichtet wurden, auch die Fahrradwirtschaft erlebt einen nie dagewesenen Aufschwung. Der Bundesverband Zukunft Fahrrad (BVZF), Verbund Service und Fahrrad (VSF) und Changing Cities analysieren in einem „Schulterblick“-Papier die jüngsten Entwicklungen der Mobilität und untermauern als #fahrradlobby mit den Erkenntnissen ihre Forderungen nach engagierter Fahrradförderung. Denn die Erfahrung zeigt: Ohne sichere Fahrradinfrastruktur werden die Menschen nie auf das Auto verzichten und auf das Fahrrad umsteigen.
„Dass nicht mehr Städte und Gemeinden während der Pandemie das Radfahren direkt gefördert haben, ist eine vertane Chance. Temporäre Radwege müssen jetzt kurzfristig und ohne langwierige Verwaltungsprozesse umgesetzt werden“, sagt Ragnhild Sørensen von Changing Cities e.V. Denn wenn Radwege sicher und einladend sind, entscheiden Stadtbewohner*innen pragmatisch und fahren mehr Fahrrad, so die Untersuchungen. Davon profitieren die Städte, die Wirtschaft, die Gesundheit der Menschen und auch die CO2-Emissionsziele.
Bundesweit ist der Verkehr für ein Fünftel des CO2-Ausstoßes verantwortlich, zwei Drittel davon verursachen Pkw. Dabei sind 40 Prozent aller Autofahrten kürzer als 5 km. Wer diese Strecke mit dem Rad zur Arbeit statt mit dem Auto hin und zurück fährt, spart laut Umweltbundesamt rund 300 kg CO2-Emissionen im Jahr. Die Zivilgesellschaft hat dies schon lange erkannt: Knapp 50 Radentscheide haben bundesweit eine Million Unterschriften für sichere und zusammenhängende Radnetze in ihrer Stadt gesammelt. Sie erhöhen damit den Druck auf die Politik, zeigen aber zugleich ihre Zustimmung, für den Umbau der autogerechten in eine klimagerechte Stadt.
Aber auch die Mobilitätswirtschaft muss sich transformieren; in Deutschland ist das angesichts der starken Auto-Industrie eine besonders politisch wichtige Frage. Hier kann die Fahrradwirtschaft Teil der zukunftsfähigen Lösung sein. Bereits heute beschäftigt die Branche knapp 300.000 Menschen. Allein im Handel sind rund 10.000 Jobs und Ausbildungsplätze zu vergeben, das Steigerungspotenzial ist offensichtlich. Dies kann sich aber nur entfalten, wenn sich die Politik klar für das Fahrrad bekennt und gute finanzielle Rahmenbedingungen sowie ein lückenloses Radnetz schafft – so wie in den letzten Jahrzehnten nahezu optimale politische und infrastrukturelle Bedingungen für den Autoverkehr geschaffen wurden. Wer das Potenzial des Fahrrads heute nutzt, sichert nicht nur die Mobilität, sondern auch die Wirtschaft, Gesundheit und Umwelt für alle für morgen.
Ansprechpartnerin Changing Cities e.V.:
Ragnhild Sørensen, ragnhild.soerensen@changing-cities.org, 0171 535 77 34
Weiterführende Links:
Das gemeinsame Schulterblick-Papier
Informationen zu Changing Cities e.V.
Informationen zu Bundesverband Zukunft Fahrrad
Informationen zu Verbund Service und Fahhrad
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Über Changing Cities e.V.: Wir fördern zivilgesellschaftliches Engagement für lebenswertere Städte. Das bislang größte Projekt von Changing Cities e.V. ist der Volksentscheid Fahrrad in Berlin, mit dem es 2016 gelang, die Berliner Verkehrspolitik zu drehen und das bundesweit erste Mobilitätsgesetz anzustoßen. Changing Cities e.V. unterstützt landes- und bundesweit Bürger*inneninitiativen, die sich im Bereich nachhaltige Verkehrswende und lebenswerte Städte einsetzen, mit Kampagnenwissen oder stößt solche Initiativen an. Changing Cities ist als gemeinnützig anerkannt.