Erster toter Radfahrer 2025 nach nur 14 Tagen // Mahnwache

Wo: Prenzlauer Promenade / Ecke Rothenbachstraße in 13089 Berlin
Wann: Samstag, den 18. Januar, 16 Uhr

Vor zwei Tagen starb ein Radfahrer nach einem Alleinunfall. Er stürzte mit seinem Fahrrad an einer schräg anzufahrenden Bordsteinkante, an der sich Schneehaufen seit Tagen auftürmten, und verstarb laut Polizei noch am Unfallort. Changing Cities e.V. ruft zur Mahnwache in Berlin-Pankow auf und spricht den Angehörigen sein tiefes Mitgefühl aus.

„Wir wissen nicht genau, wie dieser Mann gestorben ist. Aber wir wissen, dass Radwege nur in Ausnahmefällen im Winter geräumt werden. Und wir wissen konkret, dass dieser nicht geräumt war. Im Gegenteil: Hier wurde der Schnee von der Fahrbahn hingeschoben und gelagert. Wenn Frau Bonde nun vorhat, ein Verkehrssicherheitsmaßnahmenprogramm aufzulegen, könnte sie ja mit dem Winterdienst anfangen. Der hätte womöglich ein Menschenleben retten können“, sagt Ragnhild Sørensen von Changing Cities. Doch auch der Frühlingsanfang wird aus dieser Strecke keine sichere für Radfahrer*innen machen. Ein schmaler, plötzlich endender Radstreifen, der nach rechts auf einen Fuß- und Radweg verschwenkt, macht das Radfahren hier zu jeder Jahreszeit gefährlich.

Nun will die Verkehrssenatorin das lange versprochene Verkehrssicherheitsprogramm 2030 im ersten Halbjahr 2025 vorlegen als Reaktion auf die viel zu vielen Verkehrstoten. Es starben im Jahr 2024 55 Menschen, also 40 Prozent mehr als im Vorjahr 2023. Der Fokus soll auf Schulwege gelegt werden, auf den Berliner Radverkehrsplan und auf die Sicherheit für Fußgänger*innen bei Straßenüberquerungen. Beim Radverkehrsplan geht es Frau Bonde laut Morgenpost allerdings nicht um den Radwegebau – dieser wurde ja durch sie weitestgehend gestoppt in Berlin – nein, sie will den Radverkehrsplan „mit Blick auf Verkehrssicherheit anpassen”. 

Skepsis ist durchaus angebracht, nachdem bereits diese Woche weitere Kürzungen im Bereich des Fuß- und Radverkehrs angekündigt wurden. Denn ohne sichere Infrastruktur gibt es keine Verkehrssicherheit. Diese Binsenweisheit scheint in der Senatsverwaltung nicht angekommen zu sein. Es fehlt nur noch, dass die Verwaltung erklärt, sie will die Verkehrssicherheit „priorisieren” und Yogaübungen vorschlägt…

Die Mahnwache ist als Demonstration bei der Versammlungsbehörde angezeigt. Der ADFC Berlin wird an der Unfallstelle ein weißes Geisterrad aufstellen. Eine Fahrraddemo mit Abfahrt um 15 Uhr in der Möckernstr 47 bringt die Teilnehmenden zum Unfallort. Politiker*innen aus Senat, Abgeordnetenhaus und Bezirk wurden zur Teilnahme eingeladen.

Weiterführende Links:
Meldung der Polizei zum Unfall vom 15. Januar
Bericht aus Morgenpost vom 15. Januar

Über Changing Cities e.V.: Wir fördern zivilgesellschaftliches Engagement für lebenswertere Städte. Das bislang größte Projekt von Changing Cities e.V. ist der Volksentscheid Fahrrad in Berlin, mit dem es 2016 gelang, die Berliner Verkehrspolitik zu drehen und das bundesweit erste Mobilitätsgesetz anzustoßen. Changing Cities e.V. unterstützt landes- und bundesweit Bürger*inneninitiativen, die sich im Bereich nachhaltige Verkehrswende und lebenswerte Städte einsetzen, mit Kampagnenwissen oder stößt solche Initiativen an. Changing Cities ist als gemeinnützig anerkannt.