In 21 Städten und acht Bundesländern gibt es inzwischen Superblock-Initiativen. Anfang Dezember beschloss der Gemeinderat in Nürtingen bei Stuttgart, Geld für das Verkehrsberuhigungskonzept für das 40.000-Einwohner*innen-Städtchen zu bewilligen. Von insgesamt 99 Anwohner*inneninitiativen bundesweit sind bereits 64 politisch beschlossen – ein Erfolg, der sich sehen lässt!
Das ursprünglich aus Barcelona stammende Konzept der Superblocks wird bisher vor allem in Großstädten umgesetzt, um den Durchgangsverkehr aus den Wohnvierteln fernzuhalten. Aber die Kleinstadt Nürtingen in Baden-Württemberg zeigt, dass der Wunsch nach Ruhe und guter Luft kein Großstadtphänomen ist. Beantragt und beschlossen wurde eine einjährige Testphase für die Kirchheimer Vorstadt in Nürtingen.
2020 startete Changing Cities die Kampagne in Berlin, wo bereits 49 Superblocks – die in Berlin Kiezblocks heißen – beschlossen wurden. Bisher wurden davon 13 umgesetzt, und in den nächsten Jahren werden Dutzende weitere in die Viertel kommen. Von der Hauptstadt aus verbreitet sich die Idee, die aufzeigt, wie Wohnviertel von Verkehrsberuhigung bis hin zum klimaresilienten Quartier entwickelt werden können.
Um die Kommunen bundesweit zu unterstützen, hat der Verein einen Leitfaden „Empfehlungen für Superblocks (ESu)“ entwickelt, der gerade in der dritten Fassung überarbeitet wird. Die Autor*innen haben Stimmen aus der gesamten Gesellschaft einbezogen, um möglichst viele Perspektiven für die Stadt der Zukunft zu berücksichtigen.
„Superblocks sind ein kostengünstiger Einstieg in die dringend notwendige Klimaanpassung unserer Städte – auch deswegen werden sie von vielen Kommunen so gerne als Blaupause genutzt. Bessere Bedingungen für den Fuß- und Radverkehr sind nicht nur gut für die Verkehrssicherheit, sie sorgen auch für eine Erhöhung der Aufenthaltsqualität im städtischen Raum. Genau danach sehnt sich der Einzelhandel, der so sehr leidet seit Corona,“ kommentiert Valentina Haas, Kampagnenleiterin bei Changing Cities.
Studien zeigen, dass 70 Prozent der Menschen der Meinung sind, dass die Kommunen zu wenig für den Klimaschutz tun. Superblocks sind ein niedrigschwelliges Angebot an die Kommunen, den Prozess in enger Absprache mit den Bürger*innen in Gang zu setzen.
Da das Bezirksamt in Berlin-Reinickendorf zwar einen Kiezblock beschlossen, aber nicht umgesetzt hat, klagt Changing Cities gemeinsam mit Betroffenen, um den Rechtsanspruch auf Verkehrsberuhigung gerichtlich klären zu lassen. Ein Urteil hätte bundesweite Folgen.
Weiterführende Links:
Empfehlungen für Superblocks (ESu)
Informationen zu Superblocks
Webinar zu Verkehrsberuhigung und Einzelhandel vom Bundesamt für Logistik und Mobilität
Über Changing Cities e.V.: Wir fördern zivilgesellschaftliches Engagement für lebenswertere Städte. Das bislang größte Projekt von Changing Cities e.V. ist der Volksentscheid Fahrrad in Berlin, mit dem es 2016 gelang, die Berliner Verkehrspolitik zu drehen und das bundesweit erste Mobilitätsgesetz anzustoßen. Changing Cities e.V. unterstützt landes- und bundesweit Bürger*inneninitiativen, die sich im Bereich nachhaltige Verkehrswende und lebenswerte Städte einsetzen, mit Kampagnenwissen oder stößt solche Initiativen an. Changing Cities ist als gemeinnützig anerkannt.