Während der Schulzeit von 9:30 bis 15:30 Uhr dürfen die Schüler*innen des Leibniz-Gymnasiums in Kreuzberg seit gestern die Straße als Schulhof benutzen. Temporäre Schulstraßen dienen meist der Verkehrssicherheit, in diesem Fall wird der Raum dringend für die Bewegung in den Pausen gebraucht. Changing Cities begrüßt die Maßnahme: Endlich bekommen Kinder und Jugendliche mehr und sicheren Platz im öffentlichen Raum.
Der Schulhof dieses Gymnasiums ist für die 800 Schüler*innen viel zu klein. Normalerweise können sie den benachbarten Sportplatz als Schulhof nutzen. Dieser wird jedoch bis Ende Mai 2025 runderneuert und steht somit den Jugendlichen nicht zur Verfügung. Der Platz auf den Gehwegen ist viel zu schmal und führte in der Vergangenheit oft zu gefährlichen Situationen. Nun bekommen die Schüler*innen eine autofreie Schulstraße.
Das Platzproblem war lange eklatant – und erst eine Kooperation zwischen dem Bezirksamt und der Schulleitung brachte die Lösung. Die Schulleitung willigte ein, die Schranke täglich morgens und nachmittags jeweils zu schließen und zu öffnen, um den Durchgangsverkehr zu unterbinden.
„Das ist sehr, sehr selten, dass Kinder und Jugendliche mehr Platz im öffentlichen Raum bekommen. In vielen Bezirken nehmen die Parkplätze für Kfz mehr Platz ein als die Grünflächen. Raum für Kinder und Jugendliche gibt es noch weniger. Eine Schule hat hier nach Möglichkeiten gesucht und ist mutig auf das Bezirksamt mit einer unkonventionellen Lösung zugegangen. Genau solche benötigen wir, um die Städte lebenswerter zu machen”, kommentiert Ragnhild Sørensen von Changing Cities.
Bisher gab es permanent in der Singerstraße in Mitte und temporär in der Pfalzburger Straße in Charlottenburg je eine Schulstraße in Berlin. Zusätzlich gibt es auch an einigen weiteren Berliner Schulen Verkehrsberuhigung und Schulhoferweiterungen – wie zum Beispiel in der Borkumstraße in Pankow – die sich aber nicht Schulstraße nennen.
Morgen übergeben Changing Cities, der ADFC Berlin, der VCD Nordost und das Deutsche Kinderhilfswerk gemeinsam über 8000 Unterschriften für Schulstraßen an die Berliner Verkehrssenatorin. Drei Schulstraßen für Berlin können nur der Anfang sein.
Pressekontakt:
Ragnhild Sørensen, ragnhild.soerensen@changing-cities.org, +49 171 535 77 34
Weiterführende Links:
Information des Bezirksamtes zur Schulstraße
Informationen zur Schulstraßenkampagne
Über Changing Cities e.V.: Wir fördern zivilgesellschaftliches Engagement für lebenswertere Städte. Das bislang größte Projekt von Changing Cities e.V. ist der Volksentscheid Fahrrad in Berlin, mit dem es 2016 gelang, die Berliner Verkehrspolitik zu drehen und das bundesweit erste Mobilitätsgesetz anzustoßen. Changing Cities e.V. unterstützt landes- und bundesweit Bürger*inneninitiativen, die sich im Bereich nachhaltige Verkehrswende und lebenswerte Städte einsetzen, mit Kampagnenwissen oder stößt solche Initiativen an. Changing Cities ist als gemeinnützig anerkannt.