Eine temporäre Schulstraße wird in der Pfalzburger Straße in Berlin-Wilmersdorf ab dem 12. November eingerichtet. Das bedeutet Sicherheit für die Kinder – allerdings nur ¾ Stunde von 7.30-8.15 Uhr. Hinzu kommt, dass nicht der Bezirk, sondern die Eltern täglich Verkehrsschilder und Baken aufstellen müssen. Langfristig darf Verkehrssicherheit der Kinder nicht nur dort entstehen, wo sich Eltern engagieren, kritisiert Changing Cities.
Vor der Nelson-Mandela-Schule knubbelt sich jeden Morgen der Autoverkehr. Seit Jahren kämpfen die Eltern dafür, dass die schmale Pfalzburger Straße endlich verkehrsberuhigt wird. Die engagierten Eltern an der bilingualen Schule haben die unhaltbare Situation vor der Schule lange bemängelt. Endlich reagiert der Bezirk.
Bezirksrat Schruoffeneger hat jetzt eine minimalinvasive Lösung gefunden: Eine Dreiviertelstunde soll morgens ein kurzes Stück der Straße vor dem Schulgebäude für den Kfz-Verkehr gesperrt werden. Zwei Kiss-and-Go-Zonen werden am Hohenzollerndamm eingerichtet – für die Aufstellung und Entfernung von insgesamt sieben Verkehrsschildern sind die Eltern jedoch jeden Morgen zuständig. Wahrscheinlich wurde aus diesem Grund die temporäre Schulstraße auch nur morgens angeordnet – für die Verkehrssicherheit der Kinder nachmittags fühlt sich der Bezirk offensichtlich nicht zuständig.
„Mit diesem fünfmonatigen Schulstraßen-Experiment legt Berlin endlich nach. Allein in NRW wurden dieses Jahr 24 Schulstraßen eingerichtet – es gibt also einen riesigen Nachholbedarf in der Hauptstadt. Langfristig darf die Verantwortung für die Verkehrssicherheit von Kindern aber nicht auf Eltern und engagierte Bürger*innen abgeschoben werden. Für Sicherheit zu sorgen ist eine Uraufgabe des Staates – das kann der Bezirk nicht einfach an Eltern „outsourcen“,” kommentiert Girina Holland von Changing Cities.
Dass die Eltern bereit sind, diese Verantwortung auf sich zu nehmen und von nun an jeden Morgen in der Kälte und bei Regen die Schilder aufstellen werden – wen überrascht das? Es geht schließlich darum, dass ihre Kinder sicher in der Schule ankommen. Doch warum ist dieses Thema den Berliner Verkehrsbehörden so egal?
Am Dienstag, den 12. November geht es los.
Pressekontakt:
Ragnhild Sørensen, ragnhild.soerensen@changing-cities.org, +49 171 535 77 34
Weiterführende Links:
Informationen zur Schulstraßenkampagne
Petition zur Schulstraßen
Über Changing Cities e.V.: Wir fördern zivilgesellschaftliches Engagement für lebenswertere Städte. Das bislang größte Projekt von Changing Cities e.V. ist der Volksentscheid Fahrrad in Berlin, mit dem es 2016 gelang, die Berliner Verkehrspolitik zu drehen und das bundesweit erste Mobilitätsgesetz anzustoßen. Changing Cities e.V. unterstützt landes- und bundesweit Bürger*inneninitiativen, die sich im Bereich nachhaltige Verkehrswende und lebenswerte Städte einsetzen, mit Kampagnenwissen oder stößt solche Initiativen an. Changing Cities ist als gemeinnützig anerkannt.