Stoppt den Straßentod! 3.270 Verkehrstote sind 3.270 zu viel

Bitte Pressesperre 14.06.2019, 17.30 Uhr beachten!!

Gemeinsame Pressemitteilung von VCD, Changing Cities und Personenbündnis Mahnmal

Protest vor dem Bundesverkehrsministerium für null Verkehrstote zum Tag der Verkehrssicherheit. VCD, Changing Cities und Personenbündnis Mahnmal für die Verkehrstoten prangern Untätigkeit der Bundesregierung an.

Unter dem Motto „Stoppt den Straßentod“ protestierten heute zahlreiche Menschen mit einem Trauermarsch und anschließendem „Die-In“ vor dem Bundesverkehrsministerium (BMVI) für eine Verkehrspolitik, die alle am Leben lässt. Zum Gedenken an die 3.270 Verkehrstoten im letzten Jahr legten sich die Demonstranten für fünf Schweigeminuten bewegungslos vor das Ministerium. Im Anschluss zogen sie ihre Körperumrisse mit Kreide nach. Zugleich stellten Aktivisten ein symbolisches Mahnmal für die mehr als 700.000 Menschen auf, die seit 1949 in Deutschland im Straßenverkehr getötet wurden. Zu dem Protest hatten der ökologische Verkehrsclub VCD, der Verein Changing Cities und das Personenbündnis Mahnmal für die Verkehrstoten anlässlich des Tages der Verkehrssicherheit (15. Juni) aufgerufen.

Michael Müller-Görnert, verkehrspolitischer Sprecher des VCD: „Jeden Tag findet unfassbares Leid auf unseren Straßen statt. Pro Tag verlieren im Schnitt neun Menschen ihr Leben im Straßenverkehr. Alarmierend wirken solche Zahlen auf das Bundesverkehrsministerium nicht – das Sterben auf der Straße wird vielmehr mit Bedauern als Kollateralschaden hingenommen. Verkehrsminister Scheuer verweigert wirksame Maßnahmen wie schärfere Tempolimits, die dieses Leid sofort mindern würden. Dieses unverantwortliche Nicht-Handeln prangern wir an und rufen das Verkehrsministerium dazu auf, endlich tätig zu werden.“

Die Bundesregierung hat sich im Koalitionsvertrag der Vision Zero verpflichtet, dem Ziel mittelfristig die Zahl der Verkehrstoten auf null zu senken. Davon ist sie noch meilenweit entfernt. Auch das Zwischenziel, bis 2020 die Zahl der Verkehrstoten um 40 Prozent gegenüber 2010 zu verringern, wird die Bundesregierung voraussichtlich verfehlen. Dazu müsste die Zahl der Getöteten bis 2020 auf etwa 2.200 bis 2.400 sinken.

„Wenn jährlich mehr als 3000 Menschen wegen einer Epidemie oder durch einen terroristischen Anschlag sterben würden, stünde die Bundesregierung Kopf. Beispielsweise bei der Grippe (2018: 1.665 Tote) gibt es Impfungen und massive öffentliche Aufklärungskampagnen. Das Sterben auf der Straße hingegen wird einfach ignoriert. Alle Menschen haben ein Recht auf sichere Mobilität – aber die Bürgerinnen und Bürger können nicht selbst sichere Straßen bauen und die ´Vision Zero` umsetzen. Minister Scheuer, jetzt Sie sind dran!”, sagt Kerstin Leutloff von Changing Cities.

„Es ist nicht Unvermögen und Versagen, sondern die Ignoranz der Bundesregierung und des Verkehrsministers, die für den vieltausendfachen Tod auf den Straßen verantwortlich ist. Wirksame Maßnahmen für weniger Getötete und Verletzte sind seit Jahren bekannt, werden aber vorsätzlich nicht umgesetzt. Das ist schäbig, zynisch und unanständig. Wir fordern als Bekenntnis zur Systemverantwortung ein Mahnmal der Bundesrepublik für die im Straßenverkehr Getöteten. Der Bundestag muss mit einem Beschluss für diesen zentralen Trauer- und Gedenkort vor dem Bundesverkehrsministerium ein Zeichen des Anstands aussenden“, sagt Denis Petri, Mitinitiator des Personenbündnisses für ein zentrales Mahnmal der Bundesrepublik Deutschland für die im Straßenverkehr Getöteten.

Die Verbände fordern Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer zudem auf, sofort Maßnahmen für mehr Verkehrssicherheit wie ein Tempolimit von 120 km/h auf Autobahnen, 80 km/h auf Landstraßen und 30 km/h innerorts umzusetzen. Darüber hinaus müssten Radwege massiv ausgebaut, grüne Ampelphasen für Fußgänger verlängert und Kreuzungsbereiche für Fußgänger und Radfahrer sicherer werden. Kommunen müssten umgehend die Erlaubnis erhalten, Lkw ohne Abbiegeassistenten in der Stadt zu verbieten.

Mehr Informationen:
VCD-Hintergrundpapier zu aktuellen Verkehrsunfallzahlen und Forderungen
Petition für ein zentrales Mahnmal der Bundesrepublik Deutschland für die im Straßenverkehr Getöteten bei change.org
Hintergründe zum Personenbündnis für ein Mahnmal für die Verkehrstoten

Druckfähige Fotos der Aktion vor dem BMVI finden Sie hier und hier.

VCD-Pressekontakt: Almut Gaude • VCD-Pressesprecherin • Fon: 030/280351-12 • Mobil: +49 171 6052409 • presse@vcd.org • www.vcd.org • Twitter: @VCDeV

Pressekontakt Changing Cities: Ragnhild Sørensen • Pressesprecherin Changing Cities • Mobil: +49 171 535 77 34 • ragnhild.soerensen@changing-cities.org • www.changing-cities.org

Pressekontakt Personenbündnis Mahnmal: Dr. Denis Petri • Mit-Initiator Personenbündnis Mahnmal Verkehrstote • Mobil: +49 176 57722532 • denis.petri@mahnmal-verkehrstote.de • www.mahnmal-verkehrstote.de

Der ökologische Verkehrsclub VCD ist ein gemeinnütziger Umweltverband, der sich für eine umweltverträgliche, sichere und gesunde Mobilität einsetzt. Im Mittelpunkt steht dabei der Mensch mit seinen Bedürfnissen und Wünschen für ein mobiles Leben. Seit 1986 kämpft der VCD für ein gerechtes und zukunftsfähiges Miteinander zwischen allen Menschen auf der Straße – egal, ob sie zu Fuß, auf dem Rad, mit Bus und Bahn oder dem Auto unterwegs sind. Dafür arbeitet er vor Ort mit zwölf Landesverbänden und rund 140 Kreisverbänden und Ortsgruppen, bundesweit und europaweit vernetzt. Rund 55.000 Mitglieder, Spender und Aktivistinnen unterstützen die Arbeit des VCD für eine zukunftsfähige Mobilität.

Changing Cities e.V. fördert zivilgesellschaftliches Engagement für lebenswertere Städte. Das bislang größte Projekt ist der Volksentscheid Fahrrad in Berlin, mit dem es 2016 gelang, die Berliner Verkehrspolitik zu drehen und das bundesweit erste Mobilitätsgesetz anzustoßen. Changing Cities e.V. unterstützt landes- und bundesweit Bürgerinitiativen, die sich im Bereich nachhaltige Verkehrswende und lebenswerte Städte einsetzen, mit Kampagnenwissen oder stößt solche Initiativen an. Changing Cities ist als gemeinnützig anerkannt.

Das Personenbündnis für ein zentrales Mahnmal der Bundesrepublik Deutschland für die im Straßenverkehr Getöteten wurde Ende 2018 von Yvonne Hagenbach, Frank Masurat und Denis Petri gegründet. Es setzt sich für einen zentralen Ort der Trauer und des Anstandes für die über 700.000 in Deutschland seit 1949 im Straßenverkehr getöteten Personen vor dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur ein. Das Personenbündnis fordert die politische Anerkennung der Systemverantwortung für die im Straßenverkehr Getöteten und dementsprechendes Handeln. Es ist Mitglied der Verkehrsopferhilfe Deutschland (VOD).