Die Studie „Mobilität in Deutschland 2023“ stellt eine erfreuliche Zunahme an Fußverkehr fest, beim Radverkehr dagegen stagniert die Nutzung. Was aber deutlich gestiegen ist, ist die Unzufriedenheit mit den Infrastrukturangeboten. Changing Cities fordert die kommende Bundesregierung auf, endlich für sichere Infrastruktur für Fuß- und Radverkehr zu sorgen. Fuß- und Radverkehr üben eine entscheidende Brückenfunktion für den ÖPNV aus – wenn diese nicht gut und sicher sind, wird die Verkehrswende nie gelingen.
Seit der letzten Auswertung 2017 stagniert der Radverkehr bei schwachen 11 Prozent. Die Zunahme bei den E-Bikes hat dem Radverkehr nichts gebracht, denn der entscheidende Faktor, die Verkehrssicherheit, hat sich nicht geändert. Unsichere und nicht durchgängige Infrastruktur ist und bleibt die Einstiegshürde für den Radverkehr – und sie wird nicht signifikant verbessert!
„Die Elektrifizierung der Pkw-Flotte und der Ausbau des ÖPNV stehen immer ganz oben auf der Agenda, wenn es um die Reduktion der CO2-Emissionen im Verkehrssektor geht. Klar, hier wird viel Geld ausgegeben. Aber ohne starken Fuß- und Radverkehr, das unschlagbar günstige Scharnier der Verkehrswende, wird die Klimaneutralität im Verkehrssektor nicht gelingen. Diese klimaneutrale Alltagsmobilität muss im weit höheren Maß, als es heute der Fall ist, die investitions- und CO2-intensiven Verkehre ersetzen. Nur wenn die Strecken zu lang sind, kommen Bahn und Kfz effizient zum Zuge. Zum Vergleich: 70 Prozent der Kfz-Wege sind unter 10 km, 50 Prozent unter 5 km lang. Wer dieses Potenzial ignoriert, hat die Verkehrswende nicht verstanden!“, meint Ragnhild Sørensen von Changing Cities.
Die Verkehrsleistung durch Kfz ist wie erwartet nach Corona zurückgegangen. Es werden also deutlich weniger Kilometer mit Autos gefahren. Absurderweise hat sich die Zahl der Autos aber nicht reduziert, sondern einen neuen Höchststand erreicht: Pro Haushalt gibt es in Deutschland nun 1,2 Pkw – das sind noch mehr Autos, die noch länger herumstehen. Die Studie „Mobilität in Deutschland 2023“ zeigt demzufolge ein Spiegelbild der fehlgeschlagenen deutschen Verkehrspolitik der letzten Jahrzehnte.
In einem Entwurf des Ergebnispapiers der zuständigen Arbeitsgruppe 04 zu Bauen und Verkehr erwähnen die Koalitionäre den Rad- und Fußverkehr in einem einzigen Satz und halten an sogenannten „geschlossenen Finanzierungskreisläufen“ fest. Es soll also nichts querfinanziert werden. Das bedeutet, dass die notwendigen Einsparungen im Kfz-Bereich dem Umweltverbund nicht zu Gute kommen können. Das ist pure Status quo-Politik – und Gift für die Zukunft!
Weiterführende Links:
Studie „Mobilität in Deutschland 2023”
Über Changing Cities e.V.: Wir fördern zivilgesellschaftliches Engagement für lebenswertere Städte. Das bislang größte Projekt von Changing Cities e.V. ist der Volksentscheid Fahrrad in Berlin, mit dem es 2016 gelang, die Berliner Verkehrspolitik zu drehen und das bundesweit erste Mobilitätsgesetz anzustoßen. Changing Cities e.V. unterstützt landes- und bundesweit Bürger*inneninitiativen, die sich im Bereich nachhaltige Verkehrswende und lebenswerte Städte einsetzen, mit Kampagnenwissen oder stößt solche Initiativen an. Changing Cities ist als gemeinnützig anerkannt.