Mahnwache für den neunten getötete*n Radfahrer*in 2018 // Dienstag, 11. September, 17:30 Uhr, Kastanienallee Ecke Schönhauser Allee in 10435 Berlin-Prenzlauer Berg

Berlin, 10. September 2018 – Changing Cities e.V., der Träger des Volksentscheid Fahrrad, und ADFC Berlin rufen zur Mahnwache zum Gedenken an den neunten in diesem Jahr getöteten Radfahrer auf. Die Mahnwache findet an der Unfallstelle in Kastanienallee 103 in 10435 Berlin-Prenzlauer Berg statt. Die Organisatoren und das mit aufrufende Netzwerk Fahrradfreundliches Pankow sprechen den Angehörigen des Getöteten ihr tiefes Mitgefühl aus.

Ein 54-jähriger Radfahrer fuhr Samstag Abend laut Presse in der Kastanienallee Richtung Norden und geriet kurz vor der Schönhauser Allee in ein Tramgleis. Er prallte beim Fall gegen einen entgegenkommenden Lkw und wurde von diesem anschließend überrollt. Der Mann starb an der Unfallstelle an seinen Verletzungen.

„Wir sind traurig und aufgewühlt. Wir wünschen den Angehörigen viel Kraft für die Zeit, die vor ihnen liegt. Tramgleise sind für Radfahrer, die sie kreuzen müssen, einfach zu gefährlich“, so Jens Blume, der beim Changing Cities e.V. Mahnwachen für getötete Radfahrende organisiert.

Die Kastanienallee wurde vor einigen Jahren für den Radverkehr umgebaut. Dabei wurden die Parkplätze entlang der Straße auf ein Drittel reduziert und zwischen die Bäume am Rand verlagert. Dadurch konnte ein Radschutzstreifen geschaffen werden. Dieser ist schmaler, ermöglicht aber neben den Gleisen zu radeln, anstatt wie vorher dazwischen. Wenn dort aber ständig Falschparker parken oder parkende Autos die Türen öffnen, müssen Radfahrer*innen die Gleise immer noch kreuzen.

„Die Kastanienallee ist einfach zu eng: Trams, Autos, Radfahrende und Zufußgehende kommen sich ständig gefährlich in die Quere. Die Folgen sind immer am schlimmsten für die schwächsten Verkehrsteilnehmer. Wir fordern deshalb, dass der nördliche Teil der Kastanienallee in eine Fußgängerzone (mit langsam durchfahrenden Trams) umgewandelt wird und dass die Parkplätze verschwinden!” so Ragnhild Sørensen von Changing Cities.

Der ADFC Berlin wird bei der Unfallstelle ein weißes Geisterrad aufstellen. Nach der Mahnwache fahren die Teilnehmer gemeinsam zum Roten Rathaus.

Die Mahnwache und die anschließende Fahrt sind als Demonstrationen bei der Versammlungsbehörde angemeldet. Politiker*innen aus Senat, Abgeordnetenhaus und Bezirk wurden zur Teilnahme eingeladen.

Weiterführende Links:
Pressemeldung der Berliner Polizei zum Unfall vom 9. September 2018
Bisher aufgestellte Geisterräder in Berlin 2018
Radgesetz der Initiative Volksentscheid Fahrrad Berlin, Referentenentwurf und Stellungnahme zum Mobilitätsgesetz von Changing Cities e.V.
Informationen zum Volksentscheid Fahrrad
Informationen zum Netzwerk Fahrradfreundliches Pankow
Bilder zur kostenlosen Nutzung für die Presseberichterstattung

Ansprechpartner für die Presse im Team Changing Cities e.V./ Volksentscheid Fahrrad:
Ragnhild Sørensen, ragnhild.soerensen@changing-cities.org, 0171 535 77 34

Über Changing Cities e.V.: Changing Cities e.V. ist am 23. Mai 2017 aus Netzwerk Lebenswerte Stadt e.V. umbenannt worden. Das bislang größte Projekt des Vereins ist der Volksentscheid Fahrrad in Berlin, mit dem es gelang, die Berliner Verkehrspolitik zu drehen und das bundesweit erste Mobilitätsgesetz anzustoßen. Changing Cities e.V. unterstützt landes- und bundesweit Bürgerinitiativen, die sich im Bereich nachhaltige Verkehrswende und lebenswerte Städte einsetzen mit Kampagnenwissen oder stößt solche Initiativen an. Changing Cities ist als gemeinnützig anerkannt.

Über die Initiative Volksentscheid Fahrrad: Hinter dem Volksentscheid stehen Engagierte, Mobilitätsexpert*innen, Demokratie-Retter*innen und Fahrrad-Enthusiast*innen. Viele Verbände, Unternehmen und Wissenschaftler*innen unterstützten das Anliegen, das Radverkehrsgesetz (RadG) schnell in Kraft zu setzen. Ziel ist, dass wir Berlinerinnen und Berliner sicher und entspannt radfahren können; dafür hat die Initiative das Berliner Radverkehrsgesetz (RadG) erarbeitet. Nur mit dem RadG kann der Senat dauerhaft verpflichtet werden, schnell und aktiv eine gute Radinfrastruktur zu schaffen. Der 10-Punkte-Plan des geplanten Gesetzes benennt konkrete Maßnahmen, jährliche Zielsetzungen und eine Umsetzungsverpflichtung innerhalb von acht Jahren. Der Volksentscheid Fahrrad ist Berlins schnellster Volksentscheid: Der Antrag auf Einleitung eines Volksbegehrens wurde innerhalb von nur dreieinhalb Wochen von 105.425 Berlinern unterschrieben – 7% der Wählerstimmen. Die neue Koalition hat zugesagt, alle Ziele und Forderungen zu übernehmen, ein Mobilitätsgesetz auf Basis des RadGesetzes bis Frühjahr 2017 in Kraft zu setzen und ab 2018 jährlich mehr als 50 Mio. Euro in die Radwege zu investieren. Über 100 aktive Mitstreiter*innen organisieren sich selbst durch Online-Projekttools und durch schnelle, handlungsorientierte Entscheidungsfindung.