Initiativen gedenken Natenom und fordern mehr Verkehrssicherheit

Mit einer Gedenkveranstaltung möchte ein Bündnis aus mehreren Organisationen am Donnerstag, den 30. Januar in Stuttgart an den vor einem Jahr von einem Autofahrer getöteten Andreas Mandalka, genannt Natenom, erinnern. Die Veranstaltung beginnt um 18 Uhr vor dem Verkehrsministerium Baden-Württemberg und endet beim Landesjustizministerium. 

Mandalka engagierte sich für mehr Verkehrssicherheit beim Radfahren. Dafür wurde er teilweise angefeindet und bedroht. Der von ihm eingeforderte Schutz durch Polizei und Justiz wurde ihm weitgehend verwehrt. Unter seinem Pseudonym Natenom teilte er seine Erlebnisse auf seinem Blog und in den sozialen Medien.

„Wir haben für unsere Kundgebung ganz bewusst diese Institutionen ausgesucht. Sie tragen eine erhebliche Verantwortung dafür, dass Menschen zu Fuß und mit dem Rad im Verkehr geschützt sind.“ sagt Petra Schulz vom VCD-Landesverband Baden-Württemberg. Der Fall Natenom habe gezeigt, dass bei Bedrohung und Gefährdungen durch Verkehrsteilnehmende seitens Polizei und Staatsanwaltschaften noch kaum reagiert wird.

Neben dem vielerorts noch zu zögerlichen Ausbau der Radinfrastruktur fehlt es vielen Menschen auch aufgrund des mangelnden Schutzes durch Institutionen an Vertrauen für das Radfahren. Sie fühlen sich den aggressiven und gefährlichen Verhaltensweisen von einzelnen Autofahrenden schutzlos ausgeliefert. „Verstöße, wie zu enges Überholen, aggressiv aufheulende Motoren und Hupen, weil man nicht sofort überholen kann, hat leider schon jeder erlebt der im Alltag öfter Fahrrad fährt“, beschreibt Karsten Wirth vom Zweirat Stuttgart seine Erfahrungen. „Das wird in den wenigsten Fällen geahndet, selbst wenn es eindeutige Videobeweise gibt.“ Gefährdungen und Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung werde oft erst Aufmerksamkeit geschenkt, wenn es zu einem Unfall komme. Dies führe zu Einschränkungen in der freien Verkehrsmittelwahl.

Die Initiatoren möchten mit ihrer Aktion hierfür Bewusstsein schaffen und positive Veränderungen in Richtung Vision Zero anstoßen. Deshalb haben sie auch VertreterInnen der zuständigen Ministerien Verkehr, Justiz und Inneres zu einem Austausch während der Kundgebung eingeladen.

Auch die bundesweit bekannte Autorin und Mobilitätsexpertin Katja Diehl wird an der Veranstaltung teilnehmen.

Ablauf
Beginn der Kundgebung ist Donnerstag um 18:00 am Landesverkehrsministerium (Dorotheenstr. 8, Stuttgart).
Ein zweiter Halt ist vor dem Landesjustizministerium auf dem Schillerplatz angemeldet.
Neben Redebeiträgen mit Forderungen nach mehr und aktiverem Schutz durch die Polizei, Staatsanwaltschaften und Justiz ist gegen 19:20 eine Schweigeminute zum Gedenken an Andreas Mandalka eingeplant.

In Berlin findet am 2. Februar eine Gedenkfahrt ab dem Elefantor am Zoo ab 14:30 Uhr statt.

Weitere Gedenkfahrten findet Ihr hier.

Hintergrund
Andreas Mandalka engagierte sich für mehr Sicherheit beim Radfahren. Häufig – leider häufig vergeblich – hatte er bei Verstößen gegen die StVO und Gefährdung durch Kfz-Fahrende angemessenes Handeln der Behörden eingefordert. Am 30.01.2024 hatte dann ein damals 77-jähriger Autofahrer Andreas Mandalka nachts auf einer Landstraße in der Nähe von Pforzheim überfahren. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Autofahrer aus Unachtsamkeit ungebremst und mit mehr als 80 km/h den 43-Jährigen von hinten gerammt hat. Gleichzeitig stellte die Staatsanwaltschaft fest, dass der Radfahrer vorschriftsmäßig mit Licht unterwegs war und darüber hinaus eine Warnweste trug. Inzwischen wurde der Unfallverursacher zu einer Geldstrafe und zwei Monaten Führerscheinentzug verurteilt. Nicht bekannt ist, ob danach eine Prüfung der Fahrtüchtigkeit erfolgen wird.