Die Schauspielerin Wanda Perdelwitz, u.a. bekannt aus der TV-Serie Großstadtrevier, ist an den Folgen eines Dooring-Unfalls gestorben. Changing Cities e.V. spricht den Angehörigen sein tiefes Mitgefühl aus. Gleichzeitig kritisiert der Verein die Medien, die die Kollision sehr ungenau beschreiben – und dadurch Angst vor dem Radfahren schüren.
In allen Medien heißt es gleichlautend: „TV-Star nach Fahrradunfall gestorben“. Laut Polizei wurde sie aber von der Tür eines Lieferwagens getroffen, als der Beifahrer diese öffnete, ohne auf die Radfahrerin auf dem Radweg zu achten. Diese Situation wird normalerweise als Dooring bezeichnet – und ist sehr gefährlich für Radfahrende, weil ein Ausweichen fast unmöglich ist. Mit geeigneter Infrastruktur und Trennung der Verkehrsarten sind Dooring-Unfälle vermeidbar.
„Wenn ein Kind von einem Lkw-Fahrer gerammt wird, nennen wir das ja auch nicht einen Fußgängerunfall. Wir machen uns Mühe, die handelnden Personen zu benennen und den Vorgang möglichst präzise zu beschreiben. Warum ist das wichtig? Weil nicht die Radfahrerin auf dem Radweg in diesem Fall die Verursacherin ist, sondern ein Beifahrer, der die Tür achtlos geöffnet hat. Die Gefahr ging nicht vom Fahrrad aus, sondern vom parkenden Lieferwagen und achtlosen Menschen. All diese Fakten werden im Begriff „Fahrradunfall” ausgeblendet. Es war kein schicksalhaftes Ereignis: Laut der Unfallforschung der Versicherer sind 52 Prozent aller Kollisionen im Zusammenhang mit parkenden Fahrzeugen Dooring-Vorfälle”, kommentiert Ragnhild Sørensen von Changing Cities.
Manche Medien gehen sogar noch weiter und spekulieren, ob das Opfer einen Helm getragen hat – nach dem Motto: Wer keinen Helm trägt, ist zumindest teilweise selber Schuld. Diese Täter-Opfer-Umkehr schützt den Verursacher und weist die Schuld dem Opfer zu; das Ereignis wird individualisiert, es geht um Fehlverhalten, und so wird der Kontext wieder ausgeblendet, der da wäre: 446 Radfahrende wurden 2024 im Straßenverkehr getötet.
Changing Cities legt allen Medien den Sprachkompass „Unfallsprache – Sprachunfall” ans Herz, der eine präzisere Beschreibung von Ereignissen im Verkehr vorschlägt, bei denen Menschen zu Schaden kommen oder sterben. In Deutschland werden jährlich mehr als 2.500 Menschen im Verkehr getötet und 290.000 verletzt. Das wäre in den meisten Fällen vermeidbar.
Weiterführende Links:
Der Sprachkompass „Unfallsprache – Sprachunfall”
N-TV-Beitrag „Trug Schauspielerin Wanda Perdelwitz einen Helm?“ vom 10. Oktober