Eröffnung der Flaniermeile Friedrichstraße: Wie macht man eine Straße autofrei?

Im Kernteam des Volksentscheids Fahrrad wurde im Herbst 2016 zum ersten Mal: „Ich mache die Friedrichstraße autofrei!“ angekündigt. Sogar dort, bei den bekanntermaßen ehrgeizigen und visionären Stadtaktivist*innen von Changing Cities, wurde die Aussage mit amüsiertem Lachen quittiert. Ein Mobilitätsgesetz und vier Jahre später wird sie nun Realität, die autofreie Friedrichstraße.  

Im Dezember 2018 war die Friedrichstraße zum ersten Mal autofrei – für zwei Stunden. Während einer vom Netzwerk Fahrradfreundliche Mitte, Changing Cities und Stadt für Menschen angemeldeten Demonstration wurde die Zeit genutzt, um Ideen und Vorschläge der Zivilgesellschaft für die Zukunft der berühmten Einkaufsstraße einzuholen. Diese flossen in ein erstes, ehrenamtlich erstelltes Konzept ein, das im Laufe der Jahre immer wieder im Detail angepasst wurde und die Grundlage der heutigen Umgestaltung darstellt. Öffentliche Diskussionsveranstaltungen und die vom Netzwerk Fahrradfreundliche Mitte durchgeführten Umfragen unter den Gewerbetreibenden zeigten, dass „Verbesserung der Aufenthaltsqualität“ durch die „Anlage von Grünflächen und das Pflanzen von Bäumen“ als wesentlich erachtet wird. 

Im Sommer 2019 war das Konzept zentrales Thema in mehreren Workshops mit gewerblichen und kulturellen Akteuren, der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz und dem Bürgermeister des Bezirks Berlin Mitte. Das Ergebnis dieser Akteur*innenrunden war die Initiative des Bezirksbürgermeisters, im Herbst 2019 den nördlichen Bereich der Friedrichstraße für zwei Tage vom Kfz-Verkehr zu befreien und eine „Flaniermeile Friedrichstraße“ zu schaffen. 

Die erfolgreiche Kooperation zwischen Zivilgesellschaft und Verwaltung mündet nun in einen halbjährigen Verkehrsversuch. Die Erhöhung der Aufenthaltsqualität steht dabei im Zentrum der Planung. Dazu gehören:
1.    Schaffung einer „Safety Lane“ für die Fahrzeuge der Polizei, Feuerwehr und Notarzt durch einen klar abgegrenzten Zwei-Richtungs-Radweg;
2.    Integration expliziter Logistik- und Taxi-Zonen in den Seitenstraße und
3.    Verbesserung des Stadtklimas durch „Blau-Grüne Infrastruktur“.

„Es war schon ein bisschen ambitioniert, als ich mir vor vier Jahren die autofreie Friedrichstraße als Ziel gesetzt habe. Aber ab morgen ist es soweit – und jetzt freue ich mich auf die kommenden Monate!”, kommentiert Dr.-Ing. Stefan Lehmkühler von Changing Cities den Start der Flaniermeile Friedrichstraße.

Changing Cities steht am 29. August ab 13 Uhr auf der Friedrichstraße mit weiteren Informationen zur Gestaltung und Planung der neuen Friedrichstraße zur Verfügung. 

Ansprechpartnerin Changing Cities e. V.:
Ragnhild Sørensen, ragnhild.soerensen@changing-cities.org, 0171 535 77 34

Stefan Lehmkühler, stefan.lehmkühler@changing-cities, 0176 2100 8085

Weiterführende Links:

Informationen zum Netzwerk Fahrradfreundliche Mitte

Friedrichstraße – 2 Stunden autofrei (YouTube): https://youtu.be/P5Hjc0f-4_E

„Friedrichstraße – Straße der Zukunft“, Konzept vom Mai 2019

Bilder zur kostenlosen Nutzung für die Presseberichterstattung

Informationen zu Changing Cities e. V.

Informationen zum Volksentscheid Fahrrad

Über Changing Cities e.V.: Wir fördern zivilgesellschaftliches Engagement für lebenswertere Städte. Das bislang größte Projekt von Changing Cities e.V. ist der Volksentscheid Fahrrad in Berlin, mit dem es 2016 gelang, die Berliner Verkehrspolitik zu drehen und das bundesweit erste Mobilitätsgesetz anzustoßen. Changing Cities e.V. unterstützt landes- und bundesweit Bürger*inneninitiativen, die sich im Bereich nachhaltige Verkehrswende und lebenswerte Städte einsetzen, mit Kampagnenwissen oder stößt solche Initiativen an. Changing Cities ist als gemeinnützig anerkannt.

Über die Initiative Volksentscheid Fahrrad, ein Projekt von Changing Cities: Hinter dem Volksentscheid stehen Engagierte, Mobilitätsexpert*innen, Demokratie-Retter*innen und Fahrrad-Enthusiast*innen. Ein 10-Punkte-Plan des geplanten Gesetzes benannte konkrete Maßnahmen, jährliche Zielsetzungen und eine Umsetzungsverpflichtung innerhalb von acht Jahren. Der Volksentscheid Fahrrad wurde Berlins schnellster Volksentscheid: Der Antrag auf Einleitung eines Volksbegehrens wurde innerhalb von nur dreieinhalb Wochen von 105.425 Berliner*innen unterschrieben – 7 Prozent der Wähler*innenstimmen. Die neue Koalition sagte darauf zu, alle Ziele und Forderungen zu übernehmen. Am 28. Juni 2018 verabschiedete der Berliner Senat Deutschlands erstes Mobilitätsgesetz. Jährlich werden nun mehr als 50 Mio. Euro in die Radwege investiert.