3,5 Fahrräder werden pro Stunde in Berlin gestohlen – nur 3 Prozent werden wiedergefunden

Fast 30.000 Fahrräder werden jährlich in Berlin geklaut und nur etwa 1.000 Fälle davon werden aufgeklärt. Dies geht aus der Antwort einer aktuellen parlamentarischen Anfrage hervor. Changing Cities kritisiert die niedrige Aufklärungsquote: Wer Fahrraddiebstahl nicht ernst nimmt, nimmt die Verkehrswende nicht ernst.

Aus der Antwort geht hervor, dass es zwar eine leichte Tendenz zur Abnahme gemeldeter Fahrraddiebstähle gibt. Allerdings wird weiterhin nur ein geringer Anteil der Fälle auch aufgeklärt. Bei Fahrraddiebstählen bewegen sich die Aufklärungsquoten von 2016 bis 2019 zwischen 3,0 und 3,6 Prozent; bei Pkw dagegen wurden immerhin zwischen 11 und 14 Prozent der Fälle aufgeklärt. „Eine Aufklärungsquote von 3 Prozent ist ein Armutszeugnis. Hier zeigt sich in aller Deutlichkeit, dass die Berliner Polizei kein Interesse daran hat, Fahrraddiebstahl ernsthaft zu bekämpfen. Menschen, die auf ihr Rad angewiesen sind, können also keine Hilfe von der Polizei erwarten und stehen (im wahrsten Sinne des Wortes) dumm da“, sagt Inge Lechner von Changing Cities.

Betrachtet man alle Diebstähle in Berlin, machten Fahrzeugdiebstähle im Jahr 2019 17,7 Prozent aller Delikte aus. „Nicht nur die Aufklärungsquote für Fahrraddiebstähle ist miserabel. Die Dunkelziffer ist auch sehr hoch. Denn viele Fahrradbesitzer*innen verzichten wegen der geringen Aufklärungsrate auf eine Anzeige. Warum gibt es in Berlin keine SoKo, die sich um Fahrraddiebstähle kümmert?“, fragt Sascha Broy von Changing Cities.

Der durchschnittliche Schaden beim Fahrraddiebstahl liegt bei etwa 730 Euro. Jährlich entstehen so Kosten in Höhe von über 20 Mio. Euro – allein in Berlin und aufgrund gemeldeter Fälle. Auch diese Zahl ist viel höher, wenn man die bereits erwähnte hohe Dunkelziffer berücksichtigt.

Um die Aufklärungswahrscheinlichkeit im Einzelfall zumindest etwas zu erhöhen, kann jede*r präventiv das Rad kostenlos bei der Polizei kennzeichnen lassen. Nächster Termin ist der 26. Januar 2021 in der Hermann-Hesse-Str. 10 in 13156 Berlin-Pankow.
Ein Tropfen auf den heißen Stein …

Ansprechpartnerin Changing Cities e.V.:
Ragnhild Sørensen, ragnhild.soerensen@changing-cities.org, 0171 535 77 34

Weiterführende Links:
Parlamentarische Anfrage von Kristian Ronneburg u. a. (Die Linke) vom 10.12.2020
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Über Changing Cities e.V.: Wir fördern zivilgesellschaftliches Engagement für lebenswertere Städte. Das bislang größte Projekt von Changing Cities e.V. ist der Volksentscheid Fahrrad in Berlin, mit dem es 2016 gelang, die Berliner Verkehrspolitik zu drehen und das bundesweit erste Mobilitätsgesetz anzustoßen. Changing Cities e.V. unterstützt landes- und bundesweit Bürger*inneninitiativen, die sich im Bereich nachhaltige Verkehrswende und lebenswerte Städte einsetzen, mit Kampagnenwissen oder stößt solche Initiativen an. Changing Cities ist als gemeinnützig anerkannt.