Mehr Schulzonen, mehr Sicherheit

Kinder malen auf einer Straße, die von Autos befreit ist: eine Schulzone.

Kommenden Donnerstag und Freitag demonstrieren Eltern und Kinder für das Recht auf sichere Schulwege. Vor 16 Schulen werden temporäre Schulzonen eingerichtet. Das sind Bereiche ohne Durchgangsverkehr, die allein den Kindern gehören. Besonders erfreulich: In der Singerstraße in Mitte geht eine mutige Bezirksverwaltung voran und eröffnet bald die erste angeordnete Schulzone – nach nur eineinhalb Jahren Changing-Cities-Kampagne!

Zehn Kinder werden jeden Tag im Berliner Verkehr verletzt. Die Zahl steht symbolisch für das Versagen aller Senats- und Bezirksverwaltungen, die sich bis heute nicht für die Sicherheit der Berliner Kinder im Straßenverkehr einsetzen. Changing Cities möchte diesen traurigen Zustand mit der Kampagne #100Schulzonen beenden.

Eltern werden durch die unsicheren Schulwege ihrer Kinder in Gewissenskonflikte gestürzt: Übe ich den Schulweg mit meinem Kind, damit es bald selbstständig zur Schule gehen kann, obwohl ich den Weg für viel zu gefährlich erachte? Oder setze ich das Kind ins Auto, belaste so die Umwelt und nehme meinem Kind die Möglichkeit, sich seine Umgebung selbst zu erschließen? Dazu machen Elterntaxis die Straßen auch nicht gerade sicherer für andere Kinder… Die Folgen von unsicherer Infrastruktur spüren Familien tagtäglich – individuell können sie das Problem aber nicht lösen.

Die Verantwortlichen in Politik und Verwaltung wissen längst Bescheid – auch sie sind oft Eltern. Aber sie stehen vor einer großen Herausforderung: Nahezu alle Straßen in einer Stadt sind Schulwege: Wo sollen die Verantwortlichen also anfangen? Die Verwaltung erstellt zwar Schulwegpläne, auf denen sie Unfallorte markiert. Aber rote Pünktchen auf einer Karte beseitigen keine Gefahrenstellen auf der Straße! 

„Am Freitag legte die CDU-Fraktion einen Entwurf vor zur Veränderung des Mobilitätsgesetzes. Unter den Änderungen sind schmalere Radwege und Füßgänger*innen sollen sich den „Anforderungen und Bedürfnissen anderer Verkehrsteilnehmer“ unterordnen. Das ist eine klare Absage an Verkehrssicherheit für Kinder und Jugendliche. Optische Fußstapfen auf Schulwegen, wie sie die CDU vorschlägt, sind eine komplette Abkehr von laut propagierten Ansprüchen an die Verkehrssicherheit für Kinder. Wir erwarten von der SPD, dass sie diesen Unsinn nicht unterstützt!“, sagt Ragnhild Sørensen von Changing Cities.

Schulzonen – autofreie Bereiche vor Bildungsinstitutionen – sind eine einfache und kostengünstige Möglichkeit, um Schulwege sicherer zu machen. Die Kinder erhalten so einen Raum, indem sie – und auch alle anderen Menschen – sich sicher bewegen können. Wer es ernst meint mit der Schulwegsicherheit, für den ist die Schulzone erst der Anfang.

„In Lichtenrade wurde einen Monat lang eine temporäre Schulstraße vor der Bruno-H.-Bürgel-Schule eingerichtet. Die Auswirkungen waren nach nur vier Wochen spürbar: weniger Elterntaxis, weniger Lärm. Kein Wunder, dass sich sowohl Eltern als auch Anwohnende eine Verstetigung wünschen. Verkehrssicherheit für Kinder ist also keine leidige Last, sondern ein Gewinn für alle! Bessere Argumente für eine Schulzone gibt es nicht!“, kommentiert Sørensen.

Am Freitag, den 22. September werden zwischen 15 und 18 Uhr zusätzlich auf rund 40 Straßen temporäre Spielstraßen eingerichtet. 

Die vielen Schulzonenaktionen, mit denen wir gegen die fehlende Sicherheit der Kinder protestieren, werden am Wochenende von zahlreichen  Kidical-Mass-Fahrraddemonstrationen flankiert. 

Folgende Schulen nehmen teil:

Donnerstag, den 21. September
Evangelische Schule Berlin Friedrichshain (ESBF), Friedrichshain-Kreuzberg, 8 bis 13 Uhr
Allegro Grundschule, Mitte, 6:45 bis 11 Uhr, 14 bis 17 Uhr
Dunant-Grundschule, Steglitz-Zehlendorf, 7:30 bis 9:30 Uhr
Grundschule am Karpfenteich, Steglitz-Zehlendorf, mit einem Kunstprojekt einer 4. Klasse zur Verkehrssituation
Maria Montessori Grundschule, Tempelhof-Schöneberg, 7:30 bis 8:15 Uhr
Paul-Klee-Grundschule, Tempelhof-Schöneberg, 7:30 bis 10 Uhr

Freitag, den 22. September
Ludwig-Cauer-Schule, Charlottenburg-Wilmersdorf, 7 bis 9 Uhr
Adam-Ries-Grundschule, Lichtenberg, 7 bis 8:30 Uhr
Kolumbus-Grundschule, Reinickendorf, 7 bis 10:15 Uhr
Anna-Essinger-Gemeinschaftsschule, Steglitz-Zehlendorf, 8 bis 10 Uhr (Nachtrag vom 20.09.)
Clemens-Brentano-Grundschule, Steglitz-Zehlendorf, 14 bis 16 Uhr
Grundschule in der Plantagenstraße, Steglitz-Zehlendorf, 7:30 bis 8:15 Uhr
Freitag, 22.09.2023
Ellef-Ringnes-Grundschule, Reinickendorf, 7:45-8:15 Uhr, Schulzonen-Info-Aktion (Nachtrag vom 21.09.2023)

Mittwoch, den 27. September
Grundschule auf dem Tempelhofer Feld, Tempelhof-Schöneberg, keine Uhrzeit angegeben
Adolf-Glaßbrenner-Schule, Friedrichshain-Kreuzberg, 7 bis 8:30 Uhr und 14 bis 16:30 Uhr

Donnerstag, den 28. September
Nürtingen Grundschule, Friedrichshain-Kreuzberg, 15 bis 17 Uhr
Zille Grundschule, Friedrichshain-Kreuzberg, 15 bis 17 Uhr

Ansprechpartnerin Changing Cities e.V.:
Ragnhild Sørensen, ragnhild.soerensen@changing-cities.org, +49 171 535 77 34

Weiterführende Links:
Informationen zu Schulzonenkampagne
Informationen zu temporären Spielstraßen
Bilder zur kostenlosen Nutzung für die Presseberichterstattung

Über Changing Cities e.V.: Wir fördern zivilgesellschaftliches Engagement für lebenswertere Städte. Das bislang größte Projekt von Changing Cities e.V. ist der Volksentscheid Fahrrad in Berlin, mit dem es 2016 gelang, die Berliner Verkehrspolitik zu drehen und das bundesweit erste Mobilitätsgesetz anzustoßen. Changing Cities e.V. unterstützt landes- und bundesweit Bürger*inneninitiativen, die sich im Bereich nachhaltige Verkehrswende und lebenswerte Städte einsetzen, mit Kampagnenwissen oder stößt solche Initiativen an. Changing Cities ist als gemeinnützig anerkannt.