Berlin wird für seine Verkehrspolitik gelobt. Verkehrsberuhigung ist der einzige Weg, um die Zunahme an Pkw zu begrenzen. Lärm- und Schadstoffemissionen steigen in Kopenhagen, weil die Geschwindigkeiten des Kfz-Verkehrs zu hoch sind.
Ja, Sie haben richtig gelesen: Ein Kopenhagener lobt in der dänischen Zeitung Politiken vom 10. Februar die Berliner Verkehrspolitik. „Die Hauptstadt im Autoliebhaber-Land Deutschland tut tatsächlich mehr als die grüne Fahrradstadt Kopenhagen, um seine Bürger*innen zu schützen, statt nur an die Autofahrer*innen zu denken“, schreibt Erik Jensen, Berliner Auslandskorrespondent für die Zeitung Politiken. Gemeint sind die Fahrverbotszonen für Dieselfahrzeuge. In Kopenhagen führen die Autos viel zu schnell, es gebe viel zu wenig Verkehrsberuhigung. Der Autor lobt die „Moabiter Kissen“, Bodenwellen, die den Autoverkehr entschleunigen und letztendlich „den Schlaf der Anwohner fördern“.
„Eine Aussage wie diese aus Kopenhagen bestätigt die Forderungen nach einem stadtweiten Tempo 30. Letztendlich wissen wir alle, dass die autogerechte Stadt der Vergangenheit angehört. Lasst uns stattdessen unsere gesamte Energie in Lösungen für eine klimaneutrale Mobilität stecken – mit autofreien Zonen, mit Tempo 30 und mit #Kiezblocks,“ sagt Ragnhild Sørensen, Pressesprecherin von Changing Cities.
Auch in der Fahrradstadt Kopenhagen steigt der Pkw-Verkehr. Hier leiden „über 500.000 Haushalte […] an Lärm oberhalb der zulässigen Grenze von 58 dB“. Dies entspricht der Hälfte aller Haushalte in diesem Gebiet. Ein Blick auf die Berliner „Lärmkarte“ (https://interaktiv.morgenpost.de/laermkarte-berlin/) zeigt, dass viele Stadtbezirke zwar die Norm unterschreiten, dies aber nur unwesentlich. Bzgl. der NOX-Werte gibt es in Berlin noch mehr zu tun: Die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz lobt zwar einen Rückgang der NOX-Werte um etwa 4 Prozent. Überschritten wird die EU-Norm in Höhe von 40 Mikrogramm aber nach wie vor an mehreren Stellen in Berlin.
Die Einführung der Umweltzone hat die Feinstaubwerte in Berlin reduziert. Die berühmte Berliner Luft ist aber dennoch keineswegs gesundheitsfördernd. „Die Menschen in Europa würden im Durchschnitt zehn Monate länger leben, wenn sie nicht so viel Feinstaub einatmen müssten, hat die Weltgesundheitsorganisation ermittelt. Besonders Ältere, Kinder und Kranke sind davon betroffen. Tempo 30 auf Hauptverkehrsstraßen, ein zügiger Ausbau der Fahrradinfrastruktur sowie des Straßenbahnnetzes und stadtweite Parkraumbewirtschaftung sind wirksame Maßnahmen, die der Gesundheit aller Stadtbewohner zugute kämen. Wir fordern ein rasches Umsetzen der Maßnahmen – eine lebenswerte Stadt muss die Unversehrtheit ihrer Bürger*innen als oberste Priorität haben!“, kommentiert Yvonne Hagenbach von Changing Cities.
Ansprechpartnerin Changing Cities e.V.:
Ragnhild Sørensen, ragnhild.soerensen@changing-cities.org, 0171 535 77 34
Weiterführende Links:
Das Berliner Mobilitätsgesetz (mit Begründungen)
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Über Changing Cities e.V.: Wir fördern zivilgesellschaftliches Engagement für lebenswertere Städte. Das bislang größte Projekt von Changing Cities e.V. ist der Volksentscheid Fahrrad in Berlin, mit dem es 2016 gelang, die Berliner Verkehrspolitik zu drehen und das bundesweit erste Mobilitätsgesetz anzustoßen. Changing Cities e.V. unterstützt landes- und bundesweit Bürgerinitiativen, die sich im Bereich nachhaltige Verkehrswende und lebenswerte Städte einsetzen, mit Kampagnenwissen oder stößt solche Initiativen an. Changing Cities ist als gemeinnützig anerkannt.
Über die Initiative Volksentscheid Fahrrad: Hinter dem Volksentscheid stehen Engagierte, Mobilitätsexpert*innen, Demokratie-Retter*innen und Fahrrad-Enthusiast*innen. Ein 10-Punkte-Plan des geplanten Gesetzes benannte konkrete Maßnahmen, jährliche Zielsetzungen und eine Umsetzungsverpflichtung innerhalb von acht Jahren. Der Volksentscheid Fahrrad wurde Berlins schnellster Volksentscheid: Der Antrag auf Einleitung eines Volksbegehrens wurde innerhalb von nur dreieinhalb Wochen von 105.425 Berlinern unterschrieben – 7% der Wählerstimmen. Die neue Koalition sagte daraufhin zu, alle Ziele und Forderungen zu übernehmen. Am 28. Juni 2018 verabschiedete der Berliner Senat Deutschlands erstes Mobilitätsgesetz. Jährlich werden nun mehr als 50 Mio. Euro in die Radwege investiert.