Gemeinsame Pressemitteilung von Changing Cities e.V., Fuss e.V. und VCD Nordost e.V.
Berlin 9. Oktober 2018 – Changing Cities e.V., FUSS e.V. und VCD Nordost e.V. rufen zur Mahnwache zum Gedenken an einen Fußgänger, der in der Stubenrauchstraße auf der Höhe der Kanalstraße gestern von einem Lkw gerammt und getötet wurde. Die Mahnwache findet an der Unfallstelle statt. Die Organisatoren sprechen den Angehörigen des Getöteten ihr tiefes Mitgefühl aus.
Die Unfälle mit Lkw häufen sich in einem schwindelerregenden Tempo: Erst am Freitag wurde ein 34-jähriger Radfahrer in Berlin-Adlershof von einem Lkw getötet. Drei Wochen vorher dasselbe in Berlin-Mitte. Vier Wochen zuvor eine Fußgängerin in Buckow und im August eine Fußgängerin in Schöneberg
„Lkws haben in der Stadt nichts zu suchen, wenn sie nicht mit einem Abbiegeassistentensystem ausgerüstet sind! Die Politik muss das endlich begreifen und dem Sterben auf der Straße ein Ende setzen!”, fordert Annabelle Wolfsturm von Fuss e.V.
Verstärkt durch die Nähe zur Autobahn ist die Infrastruktur fast ausschließlich für den motorisierten Verkehr konzipiert; es geht in erster Linie darum, wie Autos am schnellsten von A nach B kommen können. Alles anderes muss sich dem unterordnen, hier sollen sich ungeschützte Verkehrsteilnehmer offenbar fern halten, wenn ihnen Gesundheit und Wohlbefinden etwas wert ist.“
Eine kleine Anfrage an den Senat vom November 2017 ergab, dass sich an dieser Kreuzung von 2014-2017 insgesamt 105 Unfälle ereigneten, wobei nach Schwere, Beteiligten etc. nicht unterteilt wurde. Das sind umgerechnet alle zwei Wochen ein Unfall! 2016 wurde hier ein Radfahrer von einem abbiegenden Lastwagen getötet. „Wir nehmen den erneuten traurigen Unfall zum Anlass, die Politik auf die Vision Zero zu verpflichten, so wie sie im Mobilitätsgesetz festgeschrieben ist. Wir fordern von der zuständigen Unfallkommission, gemäß Mobilitätsgesetz unverzüglich und öffentlich Vorschläge zu unterbreiten, wie diese lebensgefährliche Kreuzung entscheidend entschärft werden soll!”, so Heiner von Marschall, Landesvorsitzende von VCD Nordost.
Ein wichtiges Mittel dazu wäre eine Änderung der Straßenverkehrsordnung, nach der Tempo 30 innerorts generell gilt und Tempo 50 die Ausnahme ist, die mit Schildern zugelassen wird. „Bei 50 ist die Todesgefahr beim Autounfall für Fußgänger mehr als viermal so hoch wie bei Tempo 30“, sagt Annabelle Wolfsturm. „Dann passiert es auch viel seltener, dass überforderte Fußgänger schon wegen einer geringen Unaufmerksamkeit mit dem Leben bezahlen müssen.“
Die Mahnwache ist als Demonstration bei der Versammlungsbehörde angemeldet. Politiker*innen aus Senat, Abgeordnetenhaus und Bezirk wurden zur Teilnahme eingeladen.
Weiterführende Links:
Polizeimeldung vom 8.10.2018
Das Berliner Mobilitätsgesetz mit Begründungen
Informationen zu Changing Cities e.V.
Informationen zum Volksentscheid Fahrrad
Bilder zur kostenlosen Nutzung für die Presseberichterstattung
Ansprechpartner für die Presse im Team Changing Cities e.V./ Volksentscheid Fahrrad:
Ragnhild Sørensen, ragnhild.soerensen@changing-cities.org, 0171 535 77 34
Ansprechpartner für FUSS e.V.:
Roland Stimpel, roland.stimpel@fuss-ev.de, 0163 1833 508
Ansprechpartner für VCD Nordost:
Heiner von Marschall, heiner.v.marschall@vcd-nordost.de, 0174 465 6523
Ansprechpartnerin vor Ort:
Annabelle Wolfsturm, Fuss e.V., 0179 491 4815
Über Changing Cities e.V.: Changing Cities e.V. ist am 23. Mai 2017 aus Netzwerk Lebenswerte Stadt e.V. umbenannt worden. Das bislang größte Projekt des Vereins ist der Volksentscheid Fahrrad in Berlin, mit dem es gelang, die Berliner Verkehrspolitik zu drehen und das bundesweit erste Mobilitätsgesetz anzustoßen. Changing Cities e.V. unterstützt landes- und bundesweit Bürgerinitiativen, die sich im Bereich nachhaltige Verkehrswende und lebenswerte Städte einsetzen mit Kampagnenwissen oder stößt solche Initiativen an. Changing Cities ist als gemeinnützig anerkannt.
Über die Initiative Volksentscheid Fahrrad: Hinter dem Volksentscheid stehen Engagierte, Mobilitätsexpert*innen, Demokratie-Retter*innen und Fahrrad-Enthusiast*innen. Viele Verbände, Unternehmen und Wissenschaftler*innen unterstützten das Anliegen, das Radverkehrsgesetz (RadG) schnell in Kraft zu setzen. Ziel ist, dass wir Berlinerinnen und Berliner sicher und entspannt radfahren können; dafür hat die Initiative das Berliner Radverkehrsgesetz (RadG) erarbeitet. Nur mit dem RadG kann der Senat dauerhaft verpflichtet werden, schnell und aktiv eine gute Radinfrastruktur zu schaffen. Der 10-Punkte-Plan des geplanten Gesetzes benennt konkrete Maßnahmen, jährliche Zielsetzungen und eine Umsetzungsverpflichtung innerhalb von acht Jahren. Der Volksentscheid Fahrrad ist Berlins schnellster Volksentscheid: Der Antrag auf Einleitung eines Volksbegehrens wurde innerhalb von nur dreieinhalb Wochen von 105.425 Berlinern unterschrieben – 7% der Wählerstimmen. Die neue Koalition hat zugesagt, alle Ziele und Forderungen zu übernehmen, ein Mobilitätsgesetz auf Basis des RadGesetzes bis Frühjahr 2017 in Kraft zu setzen und ab 2018 jährlich mehr als 50 Mio. Euro in die Radwege zu investieren. Über 100 aktive Mitstreiter*innen organisieren sich selbst durch Online-Projekttools und durch schnelle, handlungsorientierte Entscheidungsfindung.