Dritte Radfahrende im November in Berlin getötet // Mahnwache

Wann: Donnerstag, den 17. November, 17.30 Uhr

Wo: Wollenberger Straße / Ecke Gehrenseestraße in 13053 Berlin-Lichtenberg

Eine Radfahrerin wurde gestern Morgen in Alt-Hohenschönhausen von einem Lkw-Fahrer angefahren, voraussichtlich, als sie die Straße queren wollte. Sie starb kurz danach. Changing Cities spricht den Angehörigen sein tiefes Mitgefühl aus und ruft zur Mahnwache auf.

Die genauen Umstände des Unfalls sind noch nicht bekannt. 

„Wir wünschen allen Angehörigen und Freund*innen der Verstorbenen viel Kraft. Sie ist bereits die dritte getötete Radfahrer*in in diesem November. Während in der Öffentlichkeit hauptsächlich über härtere Strafmaßnahmen für Klimaaktivist*innen geredet wird, sterben täglich Menschen im Straßenverkehr und Deutschlands Position verschlechtert sich um drei Plätze im Klimaindex – vor allem wegen der massiven Verfehlung der Klimaziele im Verkehrssektor. Es ist die Verantwortung aller, den Fokus im öffentlichen Diskurs in die Spur zu bringen. Wir fordern von Politiker*innen und den Medien, dass sie nicht unsere Lebenszeit mit Nebenkriegsschauplätzen vergeuden – unsere Zeit ist dafür zu knapp!“, sagt Inge Lechner von Changing Cities.

Die Gehrenseestraße, in welcher sich der Unfall ereignete, hat an dieser Stelle sogenannte Radstreifen, d. h. grün oder rot eingefärbte Streifen zwischen parkendem und fahrendem Autoverkehr. Es wird den Autofahrenden damit zwar farblich signalisiert, dass sie dort nicht fahren dürfen, der vorgeschriebene Abstand von 1,5 Metern zu den Radfahrenden wird an solchen Stellen aber so gut wie nie eingehalten. Die allermeisten Autofahrenden kennen diese Abstandsregel nicht einmal. Auch ist das Parken auf Radstreifen zwar verboten, wird jedoch nur sehr lückenhaft geahndet. 

Die Aktivist*innen von Changing Cities sagen dazu: „Farbe ist keine Infrastruktur.“  Damit soll deutlich gemacht werden, dass die Einfärbung des Asphalts keine Sicherheit für Radfahrende darstellt – nur baulicher Schutz wie feste Poller, Bordsteine oder Blumenkübel verhindern effektiv den direkten Kontakt zwischen Autofahrenden und zu Fuß Gehenden oder Rad Fahrenden und erhöhen damit die Verkehrssicherheit enorm. Eine solche Infrastruktur ist ebenso fehlerverzeihend: Auch wenn Menschen Fehler machen – und das tun wir! – ist die Wahrscheinlichkeit, dass jemand schwer verletzt oder gar getötet wird, weit geringer. Dazu gehört z.B. auch Tempo 30. 

Die Mahnwache ist als Demonstration bei der Versammlungsbehörde angemeldet. Der ADFC Berlin stellt am Unfallort ein Geisterrad auf und organisiert um 16.30 Uhr eine Vision- Zero-Demonstration ab Möckernstraße 47, 10963 Berlin zum Unfallort, die anschließend zum Verkehrsministerium (BMVI) fährt.

Korrektur (30.11.2022): Der Radweg führt zum Knoten über einen rumpeligen, alten, schmalen Hochbordradweg ohne parkende Kfz. Es ist schmaler Streifen mit dünnen Bäumchen. In der Kreuzung wird der Hochbordradweg auf Fahrbahnniveau abgesenkt und ist dort rot markiert.


Pressekontakt Changing Cities:

Ragnhild Sørensen, ragnhild.soerensen@changing-cities.org, +49 171 535 77 34

Weiterführende Links:

Pressemitteilung der Polizei vom 15. November
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