Katja Täubert

„Wir leben in Städten ein Leben des Verzichts. Verzicht auf ohne Verkehrslärm leben, Verzicht auf nicht allein zur Schule gehen dürfen, [...] auf saubere Luft, auf Gesundheit, auf Bewegung.“

Katja Täubert

Was war für dich der Moment, an dem du dich dazu entschlossen hast, dich für lebenswerte Städte einzusetzen?
Ich habe 2015 mein Studium mit einer Masterarbeit zum Thema Gutes Leben, Klimawandel und Rad- und Fußgängerfreundlichkeit in Städten abgeschlossen: 1,5 Jahre Literatur wälzen in der Bibliothek, mit dem Rad nach Hause fahren und an der städtischen Realität verzweifeln. Denken: Ich muss was machen. Im Machen liegt die Macht. Also habe ich gesucht. Was gibt’s, wo ich mitmachen kann? In einem Zeitungsartikel (oder Online-Beitrag) schrieb jemand von der Gründung des Fahrradfreundlichen Netzwerks Neukölln und eine Telefonnummer. Zack, war ich dabei!

Gibt es eine bestimmte Überzeugung oder ein bestimmtes Ziel, das dich in deinem Aktivismus antreibt?
Wir leben in Städten ein Leben des Verzichts. Verzicht auf ohne Verkehrslärm zu leben, Verzicht auf allein zu Schule gehen dürfen, Verzicht auf sorgenlos Gehen, Verzicht auf einfach draußen spielen, Verzicht auf sicheres Fahrrad fahren, wir verzichten auf saubere Luft, auf Gesundheit, auf Bewegung. Ich habe auf so ein Leben keine Lust. Deswegen setze ich mich für Verkehr in Städten ein, der neben sich noch etwas anderes erlaubt. Das gute Leben. 

Gibt es Momente aus den sechs Jahren Changing Cities, die besonders schön, bewegend und/oder einprägsam waren, so dass du dich immer noch sehr an sie erinnerst?
Der Moment an dem ich verstanden habe, dass ich nicht allein bin mit meinen Ideen einer besseren Stadt und eines besseren Lebens in der Stadt. Emotionale Rettung! 

Was wünscht du dir für die nächsten sechs Jahre Changing Cities? Wo möchtest du die Bewegung für lebenswerte Städte in sechs Jahren sehen?
Ich wünsche mir, dass CC ein starker, nicht wegzudenkender Player in der Zivilgesellschaft wird und bleibt. Insgesamt sollte sich die Bewegung noch mehr diversifizieren, neue Zielgruppen erreichen und viele Ziele und Bewegungen miteinander vereinen. Für mehr lebenswerten Raum in der Stadt einzustehen und zu kämpfen vereint viele gesellschaftliche Notwendigkeit – dem Ziel, die Klimaerhitzung zu verlangsamen und Städte für die Zukunft vorzubereiten und den Themen, die sich eher unter dem intersektionalem Feminismus vereinen. Lebenswerte Städte zahlen in all diese Ziele ein, sicheres Zufußgehen und Radfahren als Triebmittel.

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