Soziale Auswirkungen von Superblocks

Bild von Anna und einer gelb anmealten Superblocks-Sitzgelegenheit. dazu das Zitat: »Es ist jetzt nicht irgendwas total Futuristisches oder so.«

Anna aus Leipzig war wie Andreas aus Celle und Toster aus Wuppertal bei der Superblocks-Konferenz von Changing Cities dabei. Superblock-Aktivist*innen aus 27 unterschiedlichen Städten kamen in Darmstadt zusammen, um sich darüber auszutauschen, wie wir für lebenswerte Städte aktiv werden können. Dort hat Anna ihre Mitstreiter*innen mit ihrem eigenen Superblock-Projekt begeistert, das Platz für Autos durch echte Begegnungsräume für Menschen ersetzt.

Anna ist Teil der Initiative SUPERBLOCKS Leipzig e.V., die gemeinsam mit der Stadt Leipzig ein einjähriges Pilotprojekt durchführt. Diese Zusammenarbeit ist ein riesiger Erfolg, der zeigt: Zivilgesellschaftliches Engagement lohnt sich! „Verkehrsversuch“ heißt das Projekt offiziell, doch es geht um viel mehr als Verkehrsplanung: „Eigentlich hat unser Projekt viel mehr Facetten“, erklärt Anna. Es gehe um soziale Fragen und um Flächengerechtigkeit, also um die gerechte Verteilung des öffentlichen Raums.

Zu Anfang des Projekts haben Anna und ihre Mitstreiter*innen Menschen im Viertel mit einem mobilen Wunschbüro nach ihren Wünschen und Ängsten hinsichtlich des öffentlichen Raums befragt. Für Tagesaktionen wurde die Straße testweise für Autos gesperrt. Dann kam der große Verkehrsversuch mit Diagonalsperre, mit dem das Viertel entlang der Hildegardstraße für ein Jahr zu einem verkehrsberuhigten Bereich wurde. Das bedeutet konkret: Fahren in Schrittgeschwindigkeit und kein Parken, dafür Sitzmöglichkeiten, Hochbeete und andere Elemente der Straßengestaltung. Mehr Platz zum Atmen, Sitzen und Spielen außerhalb der eigenen vier Wände. Die Straßenoberflächen wurden gemeinsam mit Anwohner*innen bemalt. 

Die Auswirkungen zeigten sich schnell: „Was auf jeden Fall auffällt, ist, dass dort mehr Gruppen zu sehen sind, die sonst nicht so sichtbar im öffentlichen Raum sind“, erzählt Anna. Zum Beispiel Menschen mit Beeinträchtigungen: Vorher war für sie kaum Platz in dem eng bewohnten Viertel, in dem viel Fläche für Autos reserviert war. Jetzt sind alle eingeladen, das Viertel mitzugestalten. Ein Mitmachforum findet regelmäßig auf der Straße statt. Die Flyer von SUPERBLOCKS Leipzig e.V. sind mehrsprachig, damit niemand ausgeschlossen wird. Das betrifft beispielsweise Menschen aus der Geflüchtetenunterkunft im Viertel – viele der Bewohnenden nahmen zum Beispiel an einem großen Superblock-Straßendinner teil. Durch die Transformation des Viertels in einen Superblock wird Raum für Begegnung geschaffen, der vorher einfach nicht vorhanden war. „Es ist eine Art Arena entstanden“, sagt Anna.

Von Hinten sind Kinder uns Erwachsene zu sehen, die Stimmung läst auf ein Straßenfest schließen.

Hört sich das nicht irgendwie alles nach Utopie an? Nicht unbedingt: „Es ist jetzt nicht irgendwas total Futuristisches oder so, sondern eine Stadt für alle und Flächengerechtigkeit sind ganz normal“, meint Anna. Diese Perspektive teilten andere Superblock-Aktivist*innen bei der Konferenz in Darmstadt.

Nun will die Leipziger Initiative weitermachen. Aktuell entsteht ein Handbuch, in dem die Aktivist*innen reflektieren, wie der “Verkehrsversuch” bisher verlaufen ist und was sie daraus gelernt haben. Auch wirst Du in dem Buch nützliche Tipps und Tricks für Dein eigenes Superblock-Projekt finden. Vom 26. bis 27. April 2024 ist zudem eine Fachkonferenz geplant. Superblock-Aktivist*innen aus anderen Städten und neue Interessierte sind herzlich eingeladen! Infos hierzu folgen noch auf unserer Webseite.
Dir geht es wie den Leipziger*innen? Dein Viertel braucht unbedingt mehr Platz für Menschen statt Autos? Dann melde Dich bei unserem Superblock-Team: superblocks@changing-cities.org. Wir helfen Dir, eine Initiative in Deiner Stadt aufzubauen.