Bürger*innen schenken Pankow 18 #Kiezblocks

Bürgerinnen und Bürger aus Pankow haben insgesamt 18 Kiezblocks für ihren Bezirk geplant und vor Ort getestet. Die Ergebnisse wurden Stadtrat Kuhn bei einer Bürgerversammlung überreicht. Die Entwürfe entstanden in einem Workshop, der vom Changing Cities-Projekt Netzwerk Fahrradfreundliches Pankow gemeinsam mit der AG Verkehr der Pankower Grünen und Stadt für Menschen veranstaltet wurde. Geplant waren ursprünglich 10 Kiezblocks, aber den Anwohner*innen waren dies nicht genug.

Über 100 Bürger*innen haben am Mittwoch ihre Ergebnisse für #Kiezblocks in Pankow vorgestellt. Sie wollen den Durchgangsverkehr in ihren Kiezen stoppen, um Wege zu Fuß, mit dem Rad und dem ÖPNV attraktiver zu machen. Mit einem Kiezblock streben die Anwohner*innen eine höhere Aufenthaltsqualität an – vor allem für Schulwege, für Mobilitätseingeschränkte und ohne ortsfremden Durchgangsverkehr von Pkw und Lkw.

Der Pankower Stadtrat für Stadtentwicklung und Bürgerdienste, Vollrad Kuhn, meint dazu: „Das Engagement der Bürgerinnen und Bürger für die Verkehrswende im Bezirk ist beeindruckend“ sagte Vollrad Kuhn, Stadtrat für Stadtentwicklung und Bürgerdienste des Bezirks Pankow. „Die vielen guten Ideen, die heute vorgestellt worden, helfen dem Bezirksamt dabei, den Auftrag der Bezirksverordnetenversammlung zu erfüllen, eine Machbarkeitsstudie zur Verminderung des Durchgangsverkehrs in Wohnquartieren des Bezirks zu erstellen. Ich nehme diese Vorschläge sehr gerne mit und mein Amt wird alles gründlich prüfen, wie wir solche Vorschläge für Maßnahmen möglichst schnell im Rahmen von Modellprojekten umgesetzt bekommen und damit die Lebensqualität für die Pankowerinnen und Pankower in den Wohnkiezen erhöhen.“

Vorbild der Berliner #Kiezblocks sind die sogenannten Superblocks in Barcelona und die Kompartments in den Niederlanden. Beide Konzepte streben an, dass Durchgangsverkehr auf den Hauptstraßen bleibt und Wohnstraßen verschont. Ziel ist, den öffentlichen Straßenraum in den Wohngebieten aufzuwerten – mit weniger Lärm, besserer Luft, mehr Bewegungsfreiheit und der Möglichkeit, für Anwohner*innen, entstehende Freiräume gemeinschaftlich und selbstverantwortlich zu organisieren.

„Viele Anwohner*innen wollen den öffentlichen Raum vor ihrer Haustür selber nutzen und es nicht dem Durchgangsverkehr überlassen, was sich in ihrem Kiez abspielt. Ein Wohnquartier lebt letztendlich von den Bürger*innen – und die fordern jetzt ihre Kieze zurück“, kommentiert Tobias Kraudzun von Changing Cities, dem Verein, der mit dem Kiezblockkonzept berlinweit auf große Zustimmung stößt. Bergmannkiez, Karl-August-Kiez, Reichenbergkiez sowie die Kieze um das Ostkreuz sind weitere Initiativen, die nachbarschaftlich Lösungen als Verkehrsversuche anstreben. Nach § 45 Abs. 1 Satz 2 Nr. 6 der StVO können solche Verkehrsversuche durch Beschränkungen an Kreuzungen oder durch Durchfahrtsverbote den Kfz-Verkehr zum Schutz der Wohnbevölkerung vor Lärm und Abgasen umleiten.  

Die Anwohner*innen auf dem Workshop-Abend in Pankow boten der Verwaltung ihre Mitarbeit an – sei es bei der Verkehrszählung, bei der Identifikation von Gefährdungsstellen oder mit ihrem Lokalwissen. „Die Anwohner*innen können einen wichtigen Beitrag zur zukünftigen Gestaltung ihres Wohnortes leisten, denn sie sind die eigentlichen Spezialisten. Sich dieses Knowhow statistisch zu erarbeiten, ist für die Verwaltung extrem aufwendig. Wir initiieren, unterstützen und begleiten diesen Prozess der Partizipation mit all unseren Kräften“, sagt Inge Lechner von Changing Cities.

Zu dem Treffen hatten die folgenden Initiativen eingeladen: Netzwerk Fahrradfreundliches Pankow und Stadt für Menschen als Projekte von Changing Cities, AG Verkehr der Bremer Höhe, sowie AG Verkehr des Pankower Kreisverbandes von Bündnis 90/Die Grünen.

Ansprechpartnerin für die Presse bei Changing Cities e.V.:

Ragnhild Sørensen, ragnhild.soerensen@changing-cities.org, 0171 535 77 34

Weiterführende Links:

Informationen zu #Kiezblocks

Bilder zur kostenlosen Nutzung für die Presseberichterstattung

Über Changing Cities e.V.: Wir fördern zivilgesellschaftliches Engagement für lebenswertere Städte. Das bislang größte Projekt von Changing Cities e.V. ist der Volksentscheid Fahrrad in Berlin, mit dem es 2016 gelang, die Berliner Verkehrspolitik zu drehen und das bundesweit erste Mobilitätsgesetz anzustoßen. Changing Cities e.V. unterstützt landes- und bundesweit Bürgerinitiativen, die sich im Bereich nachhaltige Verkehrswende und lebenswerte Städte einsetzen, oder stößt solche Initiativen an. Changing Cities ist als gemeinnützig anerkannt.

Über die Initiative Volksentscheid Fahrrad: Hinter dem Volksentscheid stehen Engagierte, Mobilitätsexpert*innen, Demokratie-Retter*innen und Fahrrad-Enthusiast*innen. Ein 10-Punkte-Plan des geplanten Gesetzes benannte konkrete Maßnahmen, jährliche Zielsetzungen und eine Umsetzungsverpflichtung innerhalb von acht Jahren. Der Volksentscheid Fahrrad wurde Berlins schnellster Volksentscheid: Der Antrag auf Einleitung eines Volksbegehrens wurde innerhalb von nur dreieinhalb Wochen von 105.425 Berlinern unterschrieben – 7% der Wählerstimmen. Die neue Koalition sagte darauf zu, alle Ziele und Forderungen zu übernehmen. Am 28. Juni 2018 verabschiedete der Berliner Senat Deutschlands erste Mobilitätsgesetz. Jährlich werden nun mehr als 50 Mio. Euro in die Radwege investiert.