„Wer in Berlin Auto fährt, hat zu viel Zeit“ – Jens Holger Kirchner ist tot

Jens-Holger Kirchner, ehemaliger Staatssekretär für Verkehr, ist im Alter von nur 64 Jahren gestorben. Changing Cities trauert um einen leidenschaftlichen Politiker und Freund, der als Geburtshelfer für das Berliner Moblilitätsgesetz gilt. 

Herr Kirchner war ein Verbündeter der Zivilgesellschaft. Sein Engagement in der mühevollen Arbeit für ein fahrradfreundliches Berlin führte nach jahrelangen Versäumnissen und bloßen Lippenbekenntnissen der Vorgängerregierungen zu substanziellen Veränderungen in der Hauptstadt. Wir schätzten ihn als Freund eines guten Regierungshandelns unter aufrichtiger Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft. Mit seiner direkten, konstruktiven und warmen Art trug er wesentlich zum Gelingen der Verhandlungen zum Mobilitätsgesetz 2017 bei und konnte mit seiner Kompetenz eigene Schwerpunkte setzen.

Jens-Holger Kirchner auf dem Fahrrad. Foto von 2017 / Norbert Michalke

„Es blieb nicht immer friedlich während der Verhandlungen zum Mobilitätsgesetz, es gab viele Meinungsverschiedenheiten, die auch Herr Kirchner als engagierter Moderator nicht immer auflösen konnte. Aber Herr Kirchner ist uns vom Volksentscheid Fahrrad immer auf Augenhöhe begegnet. Wir haben gemerkt, dass ihm persönlich an einem bestmöglichen Ergebnis gelegen ist. Das Mobilitätsgesetz ist wesentlich auch sein Verdienst,” sagt Kerstin Stark, damals im Verhandlungsteam für den Volksentscheid Fahrrad, heute im Vorstand von Changing Cities. 

Legendär bei den Verhandlungen bleibt eine spätabendliche Critical Mass zum Verhandlungsort in der Verkehrsverwaltung: Hunderte Radfahrende brachten den Verhandler*innen Pizzen vorbei und konnten damit auch den Staatssekretär beeindrucken. Noch legendärer war sein Spruch: „Wer in Berlin Auto fährt, hat zu viel Zeit“. 

Pressekontakt:
Ragnhild Sørensen, ragnhild.soerensen@changing-cities.org, +49 171 535 77 34


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Über Changing Cities e.V.: Wir fördern zivilgesellschaftliches Engagement für lebenswertere Städte. Das bislang größte Projekt von Changing Cities e.V. ist der Volksentscheid Fahrrad in Berlin, mit dem es 2016 gelang, die Berliner Verkehrspolitik zu drehen und das bundesweit erste Mobilitätsgesetz anzustoßen. Changing Cities e.V. unterstützt landes- und bundesweit Bürger*inneninitiativen, die sich im Bereich nachhaltige Verkehrswende und lebenswerte Städte einsetzen, mit Kampagnenwissen oder stößt solche Initiativen an. Changing Cities ist als gemeinnützig anerkannt.