Sichere Kreuzungen: Das Netzwerk Fahrradfreundliches Friedrichshain-Kreuzberg bringt Sachlichkeit in die Debatte

Das Netzwerk Fahrradfreundliches Friedrichshain-Kreuzberg (RadXhain) übergab heute eine Petition an Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann, in der 107 Expert*innen das als Fahrradweichen bekannte Kreuzungsdesign ablehnen. Fahrradweichen sind eine unsichere Art der Verkehrsführung an Kreuzungen und schließen Kinder, alte und ungeübte Radfahrer*innen von einer sicheren Mobilität aus.

„Wir haben von Verkehrsminister Scheuer gelernt, dass man einfach 107 Experten-Unterschriften braucht, um Sachlichkeit in eine Debatte zu bringen“, meint Marie Egger von RadXhain, die das Sammeln der Experten-Statements koordiniert hat. „Herrn Scheuers Lungen-Experten waren nicht mal qualifiziert für das Thema. Wir hingegen haben richtige Expert*innen zusammengebracht: Eltern und andere für Kinder Verantwortliche sind diejenigen, die wissen, wo sie ihre Kinder fahren lassen können und wo nicht.“

An Fahrradweichen werden geradeaus fahrende Radler*innen zwischen zwei Spuren des motorisierten Verkehrs gezwungen. Die Wege von Fahrrädern und Autos schneiden sich also bereits vor der eigentlichen Kreuzung. Sowohl Autos als auch Radfahrende haben hier eine deutlich höhere Geschwindigkeit als direkt im Kreuzungsbereich, und die Sichtbeziehungen zwischen den Beteiligten sind schlecht. Der Abstand zwischen den Autos und den ungeschützten Rädern ist gefährlich klein. Und bei einem Stau auf der Abbiegespur wird häufig der geradeaus führende Radfahrstreifen blockiert. Dadurch werden Radfahrende zusätzlich behindert und gefährdet.

„Fahrradweichen sind eine gefährliche Art der Verkehrsführung an Straßenkreuzungen“, sagt Inge Lechner, Expertin in Kindererziehung und Erziehungsberechtigte. „Meiner 17-jährigen Tochter verbiete ich es, auf Fahrradweichen zu fahren.“

In Berlin gibt es viele solche Weichen, zum Beispiel an der Holzmarktstraße, am Frankfurter Tor und an der Blücherstraße. Das Netzwerk Fahrradfreundliches Friedrichshain-Kreuzberg fordert Bezirk und Senat dazu auf, keine weitere Fahrradweiche zu bauen, und die existierenden in sichere „geschützte Kreuzungen“ umzugestalten.

Ansprechpartner für die Presse im Netzwerk Fahrradfreundliches Friedrichshain-Kreuzberg:
Dirk von Schneidemesser, dirk@changing-cities.org, 0176 783 99 700

Weiterführende Links:
Bilder zur kostenlosen Nutzung für die Presseberichterstattung
Webseite des Netzwerkes Fahrradfreundliches Friedrichshain-Kreuzberg
Infoblatt „Was ist eine sichere Kreuzung“ von Changing Cities e.V.
2-Minütiges Erklärvideo zu Fahrradweichen und geschütztem Kreuzungsdesign

Über das Netzwerk Fahrradfreundliches Friedrichshain-Kreuzberg: Das Netzwerk Fahrradfreundliches Friedrichshain-Kreuzberg (RadXhain) gründete sich im Frühjahr 2018, kurz bevor das Berliner Mobilitätsgesetz im Juni 2018 als Ergebnis des bundesweit ersten Radentscheids verabschiedet wurde. Die Initiative ist ein Projekt des als gemeinnützig anerkannten Vereins Changing Cities e.V. RadXhain setzt sich für die konkrete Gestaltung eines fahrradfreundlichen und lebenswerten Bezirkes ein und versteht sich als kritische Stimme der Zivilgesellschaft bei der Umsetzung des Mobilitätsgesetzes auf Bezirksebene.

Über Changing Cities e.V.: Changing Cities e.V. ist am 23. Mai 2017 aus dem Netzwerk Lebenswerte Stadt e.V. hervorgegangen. Das bislang größte Projekt des Vereins ist der Volksentscheid Fahrrad in Berlin, mit dem es gelang, die Berliner Verkehrspolitik zu drehen und das bundesweit erste Mobilitätsgesetz anzustoßen. Changing Cities e.V. unterstützt landes- und bundesweit Bürgerinitiativen, die sich im Bereich nachhaltige Verkehrswende und lebenswerte Städte einsetzen, mit Kampagnenwissen oder stößt solche Initiativen an. Changing Cities ist als gemeinnützig anerkannt.

Über die Initiative Volksentscheid Fahrrad: Hinter dem Volksentscheid stehen Engagierte, Mobilitätsexpert*innen, Demokratie-Retter*innen und Fahrrad-Enthusiast*innen. Ein 10-Punkte-Plan des geplanten Gesetzes benannte konkrete Maßnahmen, jährliche Zielsetzungen und eine Umsetzungsverpflichtung innerhalb von acht Jahren. Der Volksentscheid Fahrrad wurde Berlins schnellster Volksentscheid: Der Antrag auf Einleitung eines Volksbegehrens wurde innerhalb von nur dreieinhalb Wochen von 105.425 Berliner*innen unterschrieben – 7% der Wählerstimmen. Die neue Koalition gab daraufhin die Zusage, alle Ziele und Forderungen zu übernehmen. Am 28. Juni 2018 verabschiedete der Berliner Senat Deutschlands erstes Mobilitätsgesetz. Jährlich werden nun mehr als 50 Mio. Euro in Radwege investiert.

Petitionstext:

Petition: 107 Expertinnen und Experten beziehen Stellung zu Fahrradweichen in Berlin

Fahrradweichen sind eine gefährliche Art der Verkehrsführung an Straßenkreuzungen. Dort schneiden sich die Wege von Fahrrädern und Autos bereits vor der eigentlichen Kreuzung. Sowohl Autos als auch Radfahrende haben hier eine deutlich höhere Geschwindigkeit als direkt im Kreuzungsbereich.

Geradeaus fahrende Radler*innen werden zwischen zwei Spuren des motorisierten Verkehrs gezwungen. Der Abstand zwischen den Autos und den ungeschützten Rädern ist gefährlich klein. Und bei einem Stau auf der Abbiegespur wird häufig der geradeaus führende Radfahrstreifen blockiert. Dadurch werden Radfahrende zusätzlich behindert und gefährdet.

In Berlin gibt es solche Weichen zum Beispiel an der Mühlenstraße, am Frankfurter Tor und an der Blücherstraße.

Wir sind Eltern. Als Erziehungsberechtigte sind wir verantwortlich für die Sicherheit und Gesundheit unserer Kinder und müssen entscheiden, welche Infrastruktur für sie geeignet ist.

Auf Fahrradweichen lassen wir unsere Kinder nicht fahren. Diese Entscheidung treffen wir als Expert*innen und mit gesundem Menschenverstand.