Radfahrer von Lkw-Fahrer*in getötet // Mahnwache

Wann: Freitag, den 19. August, 17:30 Uhr
Wo: Gotthardstraße Ecke Teichstraße in 13407 Berlin-Reinickendorf

Etwa die Hälfte aller getöteten Radfahrenden werden von Lkw-Fahrer*innen getötet, so auch wieder gestern Morgen in Reinickendorf. Changing Cities spricht den Angehörigen ihr tiefes Mitgefühl aus und ruft zur Mahnwache auf.

Es ist der sechste Radfahrende in Berlin, der im Straßenverkehr getötet wurde, in einer Stadt, die sich seit nunmehr vier Jahren Vision Zero – also Null Verkehrstote und Schwerverletzte – vorgeschrieben hat. Der Unfall geschah an der Kreuzung Gotthardstraße / Teichstraße, die Polizei ermittelt noch zum Unfallhergang.

Fast auf den Tag genau vor zwei Jahren, im August 2020, stellten Changing Cities und der ADFC Berlin gemeinsam folgende vier Forderungen auf, um kurzfristig die Sicherheit für Radfahrende zu erhöhen. Damals warenvier ungeschützte Verkehrsteilnehmende innerhalb einer Woche getötet worden. Doch keine einzige Maßnahme wurde seitdem umgesetzt – und jetzt ist ein weiterer Radfahrer gestorben.

„Sichere Straßen für Radfahrende sind sichere Straßen für alle. Punkt. Selbst Kitakinder verstehen das. Wir brauchen die Leichtigkeit und Flüssigkeit des Fuß- und Radverkehrs – alle unsere Forderungen können von der Senatsverwaltung sofort umgesetzt werden. Woran hapert es?“, fragt Ragnhild Sørensen von Changing Cities.

  1. Einrichtung einer Task Force „Verkehrssicherheit“ durch den*ie Regierende*n Bürgermeister*in. Deren Aufgaben sollen sein:
    >> Sichere Gestaltung einer definierten Anzahl von Kreuzungen (getrennte Signalisierung für Rad- und Fußverkehr einerseits und Kfz-Verkehr andererseits).
    >> Knotenpunkte, an denen sich in den vergangenen zwei Jahren Lkw-Unfälle mit Schwerverletzten oder Getöteten ereigneten, erhalten sofort getrennte Signalisierung. Bis zur Umgestaltung soll ein Rechtsabbiegeverbot eingeführt und konsequent überwacht werden.
    >> Sofortiger Rückbau von zweistreifigen Abbiegern, sofern keine getrennte Signalisierung für ungeschützte Verkehrsteilnehmende implementiert ist.
    >> Sofortige Wegnahme von Überholspuren auf Hauptverkehrsstraßen der 2. und 3. Ordnung (rot und grün auf der abgebildeten Karte); Einstreifigkeit führt zu regelmäßigerem Verkehrsfluss und reduziert somit das Unfallrisiko. Die freiwerdende Spur soll dem Rad- und öffentlichen Nahverkehr und Lieferzonen zur Verfügung gestellt werden.

    aus https://www.berlin.de/senuvk/verkehr/politik_planung/strassen_kfz/strassennetz/download/erlaeuterung_klassifizierung_strassennetz.pdf

    >> Ausweitung von Tempo 30 (z. B. zeitliche Begrenzung aufheben) und konsequente, kontinuierliche Kontrolle.
  2. Neues Paradigma: Unfallstellen, deren Infrastruktur maßgeblich mitursächlich für einen Unfall war, dürfen nicht wieder „in Betrieb“ gehen (Sperrung der Kreuzung, Rechtsabbiegeverbot o. ä., bis die Unfallstelle sicherer gestaltet wurde). Hierzu müssen auch ad hoc Anordnungen getroffen werden können, deren Einhaltung unverzüglich und kontinuierlich polizeilich überwacht werden muss.  
  3. Quantifizierung der Vision-Zero-Ziele. Welche Maßnahmen müssen an welchen Orten in welchem Zeitraum ausgeführt werden, damit die Zahl der Verkehrstoten zurückgeht? Ohne eine solche überprüfbare Zielbeschreibung wird die Erreichung von Vision Zero dem Zufall überlassen. 
  4. Konsequentes Ermitteln nach Unfällen mit Schwerverletzten oder Getöteten durch die Staatsanwaltschaft: Sofortige Überprüfung von Fahrer*in auf Fahrtauglichkeit am Unfallort (Gesundheitszustand, berauschende Substanzen, Medikamenteneinfluss, Sehhilfen), sofortige Überprüfung des Fahrzeugs und von Kommunikationsgeräten (Handy-/Navibedienung). Bei beruflich tätigen Kraftfahrer*innen ebenfalls komplette Überprüfung des Betriebs: Dienstpläne, Sicherheitsmanagement, Fahrtenschreiber, Wartungsintervalle, Dokumentationspflichten, Buchhaltung, Sorgfaltspflichten der Arbeitgeber*innen etc., gegebenenfalls zeitweise Stilllegung des Betriebs, wie bei sicherheitsrelevanten Betriebsunfällen durchaus üblich.
     

Die Mahnwache ist als Demonstration bei der Versammlungsbehörde angemeldet. Während der Veranstaltung bitten wir um das Tragen einer Maske.

Pressekontakt Changing Cities:

Ragnhild Sørensen, ragnhild.soerensen@changing-cities.org, 0171 535 77 34

Weiterführende Links:

Pressemitteilung der Polizei vom 17. August 2022

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