Eine Schulstraße ist ein verkehrsberuhigter Bereich vor Schulen und Kitas, durch den keine Autos fahren dürfen – mindestens morgens und nachmittags. Dadurch können sich Kinder und Jugendliche vor ihrer Schule sicher und unbeschwert bewegen und aufhalten. Eine Schulstraße lässt sich einfach und kostengünstig einrichten – ohne große bauliche Maßnahmen, dafür mit viel positiver Wirkung. Allgemein gibt es zwei Arten von Schulstraßen: permanente und temporäre.

In einer permanenten Schulstraße wird der Raum vor der Schule durchgängig
den Kindern und der Schulgemeinschaft zur Verfügung gestellt. Die Durchfahrt
ist für Autos nicht erlaubt. Dies erhöht die Verkehrssicherheit für Kinder dauerhaft.
Sie können den verkehrsberuhigten Raum in den Pausen, für den Unterricht und
für Projektarbeiten nutzen, für Nachmittagskurse, und auch die Nachbarschaft
profitiert von dem Aufenthalts- und Begegnungsraum.

Bei einer temporären Schulstraße wird die Straße vor der Schule für eine begrenzte Zeit, häufig zu Beginn und Ende der Schulzeit, für die Schüler*innen geöffnet. Kfz-Verkehr darf in dieser Zeit nicht durchfahren. So können die Kinder das letzte Stück zur Schule sicher zurücklegen und werden dazu motiviert, selbstständig zu Fuß, mit Tretroller oder Fahrrad zur Schule zu kommen.
Bildergalerie
Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte. Deshalb findet ihr hier Schulstraßen im Bildformat.
Schulstraßen in Europa, ein Ausschnitt:

In Österreich wurde die Schulstraße im Jahr 2022 in die StVO aufgenommen. Das wollen wir für Deutschland ebenfalls erreichen!
Wie werden in Deutschland Schulstraßen umgesetzt?
chulstraßen haben sich in Europa schnell ausgebreitet – und das aus gutem Grund:
Sie funktionieren! Obwohl der Begriff „Schulstraße“ in Deutschland derzeit noch
nicht rechtlich definiert ist, stehen den Kom munen verschiedene Möglichkeiten
zur Verfügung, Schulstraßen rechtskonform einzurichten. Das zeigt der vom Kidical
Mass Aktionsbündnis beauftragte Schulstraßen-Leitfaden für Kommunen.1
In Nordrhein-Westfalen existiert seit Februar 2024 ein Erlass zur Einrichtung von Schulstraßen.2 In vielen anderen Bundesländern arbeiten Ministerien derzeit an ähnlichen Leitfäden für ihre Kommunen.3
In den letzten Jahren entstanden Schulstraßen u.a. in Hannover, Köln, Berlin, Bonn, Hennef, Essen, Frankfurt am Main, Dresden, Mönchengladbach, Leipzig, Ulm, Dortmund… die Tendenz geht klar nach oben.
Wusstet ihr schon?
92% der Kinder liefen 1976 noch zu Fuß zur Schule – in 2018 waren es nur noch 43%.4
Was kann die Schulstraße?
Sicheres Ankommen!
Schulstraßen verhindern Autostau vor der Schule und somit auch das Unfallrisiko für Schüler*innen. Warum ist das nötig? Im Jahr 2023 wurden in Deutschland rund 92.000 Schulwegunfälle registriert.5 Der Kfz-Bring- und -Abholverkehr ist in den letzten Jahrzehnten deutlich gestiegen. In Deutschland wird jedes fünfte Kind mit dem Auto zur Schule gebracht!6 Bei einer Schule mit 500 Kindern sind das 100 Autos, die sich vor dem Schuleingang stauen.
In Lewisham (London) wurde nachgezählt: 96.000 eingesparte Autofahrten innerhalb eines Jahres dank nur einer einzigen Schulstraße.7
Und überall, wo gezählt wurde, zeigt sich: Schulstraßen führen zu einer signifikanten Verringerung des Autoverkehrs – nicht nur vor der Schule, sondern auch in den anliegenden Straßen.
Selbstständige, aktive Mobilität!
Schulstraßen führen zu mehr radelnden und laufenden Kindern. Sie schaffen mehr Schulwegsicherheit, und das nicht nur direkt vor der Schule, sondern auch im weiteren Schulumfeld. In Wien, London und Tirina8 wurden dank Schulstraßen zwischen 30-50 Prozent weniger Kinder mit dem Auto zur Schule gebracht. Eine Verlagerung des Kfz-Verkehrs in eine der umliegen den Straßen wurde nicht festgestellt.9 Dafür machten sich in London 35 Prozent mehr Kinder zu Fuß, mit dem Rad oder dem Roller auf den Schulweg.10 Ein Schulstraßen-Pilotprojekt in Berlin zeigte ebenfalls: Eine Verlagerung des Autoverkehrs in den anliegenden Straßen blieb aus, dafür verdoppelte sich die Zahl der radfahrenden Schüler*innen.11 Bewegung macht gesund und glücklich12 und schützt das Klima und die Umwelt. Wer als Kind viel läuft und Rad fährt, wird es im Erwachsenenalter ebenfalls tun.13
Saubere Luft und weniger Lärm!
Weniger Autoverkehr vor der Schule führt zu weniger Schadstoffbelastung im Schulumfeld. Eine Studie aus London14 zeigt, dass die Stickstoffdioxidbelastung (NO2) durch Schulstraßen um 23 Prozent gesenkt werden kann. Dieses Ergebnis stimmt mit Untersuchungen in Paris15 und Gent16 überein. Auch Lärm, der Stress erzeugt und die Gesundheit schädigt, wird durch Schulstraßen deutlich verringert.
Wusstet ihr schon? Kinder atmen im Vergleich zu Erwachsenen im Verhältnis zu ihrer Größe pro Minute ein viel größeres Luftvolumen ein.
Zwei bis vier Mal höher ist die Belastung für eine Kinderlunge bei gleicher Schadstoffkonzentration.
Im Straßenverkehr kommt hinzu: Kinder sind allein durch ihre Größe näher am Auspuff – sie inhalieren noch mehr Schadstoffe als Erwachsene.17
Lernräume und eine klimaresiliente Nachbarschaft!
In Zeiten überfüllter Klassenzimmer und Platzmangels auf den Schulhöfen können permanente Schulstraßen helfen, diesen Mangel abzufedern.18 Sie geben der Schule den Straßenraum zur Nutzung für Pausen, für Unterricht und für Nachmittagsaktivitäten.
Die permanente Schulstraße ist gleichzeitig eine Nachbarschaftstraße, ein Aufenthalts- und Begegnungsort für Anwohner*innen, den sie mitgestalten können.
Schulstraßen können ein wichtiger Teil der klimaresilienten Stadtentwicklung sein.
Durch Entsiegelung und Begrünung des Straßenraums können die Folgen der
Klimakrise wie Hitzestau und Überflutung abgeschwächt werden.19
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Noch mehr über schulstraßen erfahren
Hilfreiche Links:
- Kidical Mass Aktionsbündnis (2024). Schulstraßen-Leitfaden für Kommunen
- MUNV NRW (2024). MUNV-Erlass Schulstraßen.
- Tagesspiegel Background (2024). Länder rätseln über Rechtsgrundlage.
- Meenken, A. (2023). Verkehrsberuhigung und Spielstraßen: Wir brauchen kindgerechtere Städte für sichere Schulwege. Tagesspiegel Background. Veröffentlicht am 23.08.2023.
- DGUV (2023). Unfälle in der Schüler-Unfallversicherung.
- ADAC (2023). Umfrage „Sicherer Schulweg“: Eltern fürchten Verkehrsrowdys.
- Air Qualities News (2023). Four reasons why School Streets are important.
- UN Habitat Youth (2023). Tirana School Street Programme.
- Mobilitätsagentur Wien (o. D.). Schulstraße – Wiener Modell.
- Mums for Lungs (o. D.). School Streets – A pioneering initiative to transform the roads around schools.
- Bezirksamt Tempelhof – Schöneberg (2023). Projekt Schulstraße an der Bruno-H.-Bürgel-Grundschule in Lichtenrade ausgewertet – positive Bilanz.
- Murphy, A. et al. (2018). Active Students Are Healthier and Happier Than Their Inactive Peers: The Results of a Large Representative Cross-Sectional Study of University Students in Ireland. Orellana, D. et al. (2024). Children’s Active Mobility to School: Evidence from Two Andean Cities.
- FIA Foundation (2017): Every Child’s right to breathe. London: A case study.
- Air Quality Consultants (2021). Air Quality Monitoring Study: London School Streets.
- L’info durable (2023). les rues aux écoles font baisser la pollution, sélon une récente étude.
- Green European Foundation (2020). cities as places of hope: Ghent.
- European Environment Agency (2023). Air pollution and children‘s health.
- Berliner Woche (2022). Bezirksamt beschließt Teileinziehung der Borkumstraße.
- Bezirksamt Mitte. Schulzone Singerstraße.
Interesse geweckt?
Wenn Du Dich für Schulstraßen in Deiner Gemeinde interessierst, schreib uns gerne an. Wir unterstützen mit Know-how und Materialien!
Kontakt: schulstrassen@changing-cities.org