Michael Schulte

„Ich wünsche mir, dass wir in die Position kommen, mit einer motivierten Verwaltung endlich die beschlossenen Dinge umzusetzen.“

Michael Schulte

Was war für dich der Moment, an dem du dich dazu entschlossen hast, dich für lebenswerte Städte einzusetzen?
Für nachhaltige Mobilität habe ich mich schon immer interessiert, aber meine politische Arbeit ging nie in diese Richtung. Als Alltagsradfahrer war ich 2015 aber zunehmend genervt und habe dann über persönliche Kontakte mitbekommen, dass es Pläne für einen Volksentscheid Fahrrad gibt, um die Verkehrswende bei den Wahlen 2016 voranzubringen. Ich bin überhaupt kein Fahrradnerd, sondern will die gute Stadt, und es war sofort klar: das passt. Niemand macht das für ihre Privatinteressen als Radfahrer:in, sondern alle wollen die Stadt verändern.

Gibt es eine bestimmte Überzeugung oder ein bestimmtes Ziel, das dich antreibt?
Ganz allgemein bin ich linker Humanist und will gutes Leben für alle. Ich will, dass niemand zurückbleiben muss und dass wir in einer vielfältigen Gesellschaft leben. Da tut es schon etwas weh, das die Mobilitätsszene in Deutschland doch ganz schön weiß und (außerhalb von Changing Cities) auch ziemlich männlich ist.

Gibt es Momente aus den sechs Jahren Changing Cities, die besonders schön, bewegend und/oder einprägsam waren, so dass du dich immer noch sehr an sie erinnerst?
Das Auszählen der 105.425 Unterschriften war ein wirklich unfassbarer Moment. Was haben wir da angestoßen? Echt heftig. Und dann natürlich, als wir endlich das Mobilitätsgesetz hatten. Ende 2015 schienen mir unsere Forderungen doch ganz schön radikal und kaum durchsetzbar, und nun hatten wir sie plötzlich als Gesetz. In meinen vielen Jahren Aktivismus hatte ich nie das Erlebnis einer solchen Wirksamkeit meines, unseres Handelns. Außerdem war das Team immer sensationell. Klar hatten wir auch heftige Auseinandersetzungen, aber uns allen ging und geht es doch immer vor allem darum, unsere politischen Ziele zu verwirklichen.

Was wünscht du dir für die nächsten sechs Jahre Changing Cities? Wo möchtest du die Bewegung für lebenswerte Städte in sechs Jahren sehen?
Ich wünsche mir, dass wir in die Position kommen, mit einer motivierten Verwaltung endlich die beschlossenen Dinge umzusetzen. Ich wünsche mir, dass es weiterhin jede Menge Menschen gibt, die in ihrer Freizeit sich im Großen und Kleinen für lebenswerte Städte und Kieze einsetzen. Ich wünsche mir, dass wir es schaffen, deutlich diverser zu werden und endlich auch Menschen mit Migrationsbiografien und Rassismuserfahrungen in größerer Zahl anzuziehen.

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