Tour de Verkehrswende mit dem Handbike – für eine barrierefreie Zukunft

Sid, von vorne fotografiert, im Rollstuhl mit vorgespanntem Handbike. Vorn an dem Handbike sind ein Teddy und zwei Fahrradtaschen befestigt. Sid trägt einen grauen Fahrradhelm und ein lilanes T-Shirt.

Hallo Sid, toll, dass du dieses Jahr bei der Tour de Verkehrswende (TdV) mitgefahren bist! Von wo bis wo hast du uns begleitet?

Die ganze Strecke! Bremerhaven bis Berlin. Und zwar mit dem Handbike.

Fast 900 Kilometer mit dem Handbike sind eine ganz besondere Leistung. Wir fahren nach Berlin, um dort der Bundesregierung Forderungen zu übergeben. Was ist dir besonders wichtig?

Das Motto der diesjährigen TdV ist „Fahrgemeinschaft in die Zukunft“ – das spricht mich sehr an. Menschen mit Einschränkungen müssen viel mehr mitgedacht werden. Zum Beispiel fahren immer mehr Menschen mit dem Handbike. Das funktioniert aber nur, wenn die Radwege breit genug sind. Und das sind sie bislang oft leider nicht.

Gibt es weitere Themen, die dir wichtig sind?

Besonders wichtig ist mir der ÖPNV. Ich fahre viel mit der Bahn, und das ist oft ganz schön kompliziert. Das geht mit kaputten oder zu kleinen Aufzügen los. Bei Gleiswechseln ist es in manchen Bahnhöfen unmöglich, den Anschlusszug zu erwischen. Da muss ich viel mehr Zeit einplanen als alle anderen. Als ob Menschen mit Behinderung alle Zeit der Welt hätten… Und wenn ich es dann in den Zug geschafft habe, ist viel zu wenig Platz. Ich kann nur im Mehrzweckabteil mitfahren, davon gibt es pro Zug genau eins. Und hier müssen sich dann Kinderwagen, Rollstühle, Rollatoren und große Gepäckstücke den Platz teilen. In Fernzügen ist es übrigens nicht besser als im Regionalverkehr. Zwar werden dort viele Züge als barrierefrei angepriesen, trotzdem komme ich nur mit Hublift in den Zug. So bin ich immer auf die Hilfe des Bahnhof- und des Zugpersonals angewiesen. Und dann möchten auch Menschen mit Behinderung manchmal ihre Ruhe haben. Ins Ruheabteil oder in die 1. Klasse komme ich mit meinem Rollstuhl aber gar nicht. In solchen Momenten fühle ich mich nicht als vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft. Ich wünsche mir, dass sich das ändert.

Gab es auch besondere Herausforderungen, mit denen du aufgrund deiner Einschränkung auf der TdV konfrontiert warst?

Zu wenig Toiletten! Es gibt viel zu wenig Toiletten für Menschen mit Behinderung. Das ist manchmal richtig kompliziert für mich. Und es dauert bei mir natürlich viel länger als bei allen anderen. Auch Duschen waren oft nur umständlich oder gar nicht erreichbar für mich. Zum Glück war die Gruppe aber richtig toll. Der Zusammenhalt, die Hilfsbereitschaft, die Gemeinschaft – die Tour hat mir richtig Spaß gemacht!

Das freut uns sehr. Kommst du nächstes Jahr wieder mit?

Wenn ich Zeit habe, komme ich auf jeden Fall wieder mit!