Getöteter Radfahrer ≈ Rechtsbruch // Mahnwache für den elften getöteten Radfahrenden 2018 // Sonntag, 7. Oktober, 17:30 Uhr, Eisenhutweg Ecke Hermann-Dorner-Allee in Berlin-Adlershof

Berlin, 6. Oktober 2018 – Changing Cities e.V., als Träger des Volksentscheid Fahrrad, ruft zur Mahnwache in Gedenken an den elften in diesem Jahr getöteten Radfahrenden auf: Am Sonntag, den 7. Oktober um 17:30 Uhr an der Unfallstelle Eisenhutweg Ecke Hermann-Dorner-Allee in Berlin-Adlershof. Das Netzwerk Fahrradfreundliches Treptow-Köpenick und die Organisatoren sprechen den Angehörigen des Getöteten ihr tiefes Mitgefühl aus.

Der siebte Lkw-Unfall in diesem Jahr, bei dem ein Radfahrer getötet wurde, ereignete sich am Freitag in Berlin-Adlershof. Laut rbb war ein Fahrzeug der Berliner Stadtreinigung (BSR) beteiligt. Beide fuhren auf der Hermann-Dorner-Allee, der Radfahrer auf dem Radweg; beim Rechtsabbiegen überrollte der Lastwagenfahrer den 34-jährigen Radfahrer, der am Unfallort seinen schweren Verletzungen erlag.

„Das ist einfach wieder sehr, sehr traurig. Den Angehörigen und Betroffenen gilt unser tiefes Mitgefühl und unsere Solidarität”, sagt Sophie Lattke vom Netzwerk Fahrradfreundliches Treptow-Köpenick. „Wir brauchen ein Verbot für Lkw ohne elektronische Abbiegeassistenten in Berlin – jetzt und sofort!”

Ende September hatte Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) bekanntgegeben, dass u.a. die BSR ihre Fahrzeuge schnellstmöglich mit Abbiegeassistenten nachrüsten wollte, Zielvorgabe: Ende Juni 2019. „Es ist gut, wenn die landeseigenen Unternehmen mit gutem Beispiel vorangehen. Jede*r Getötete ist eine*r zu viel! Das Umrüsten muss oberste Priorität haben und noch in diesem Jahr umgesetzt werden!”, fordert Dirk von Schneidemesser, Vorstandsmitglied von Changing Cities. Auch in die Busse und Lkw, an denen der Bund beteiligt ist, müssen Abbiegeassistenten schnellstmöglich eingebaut werden.

Im Berliner Mobilitätsgesetz wird die Vision Zero als „Leitlinie für alle Planungen, Standards und Maßnahmen” (§ 10) definiert. Seitdem das Gesetz vor etwa 100 Tagen verabschiedet wurde, sind in Berlin fünf Radfahrer getötet worden. „Das sind nicht die Standards, die uns das Mobilitätsgesetz versprochen hat. Die Behörden müssen endlich das Gesetz auf die Straße bringen und für sichere Radinfrastruktur sorgen. Verkehrsunfälle sind weder Kavaliersdelikte noch unvermeidbare Ereignisse – und mit dem Mobilitätsgesetz quasi ‘illegal‘!”, so Sophie Lattke.

Wenige Stunden zuvor, am 4. Oktober nachmittags, wurde ein Radfahrer von einem rechts abbiegenden Autofahrer an der Kreuzung Grunert/Alexanderstraße in Mitte angefahren und mit schweren Verletzungen am Oberkörper in eine Klinik gebracht.

Der ADFC Berlin wird an der Unfallstelle in Berlin-Adlershof ein weißes Geisterrad aufstellen.

Die Mahnwache und die anschließende Fahrradfahrt mit Zwischenstopps bei SenUVK und beim BMVI (Ende am Roten Rathaus) sind als Demonstrationen bei der Versammlungsbehörde angemeldet. Politiker*innen aus Senat, Abgeordnetenhaus und Bezirk wurden zur Teilnahme eingeladen.

Weiterführende Links:
Pressemeldung der Berliner Polizei zum Unfall vom 5.10.2018
Pressebericht rbb|24 vom 5.10.2018
Pressebericht von bz vom 5.10.2018
Beitrag von rbb|24 über Lkw-Nachrüstungen vom 25.9.2018
Das Berliner Mobilitätsgesetz (mit Begründungen)
Bisher aufgestellte Geisterräder in Berlin 2018
Informationen zum „Toten Winkel“ an Lkw
Informationen zum Volksentscheid Fahrrad
Informationen zum Netzwerk Fahrradfreundliches Treptow-Köpenick
Bilder zur kostenlosen Nutzung für die Presseberichterstattung

Ansprechpartner für die Presse im Team Changing Cities e.V./ Volksentscheid Fahrrad:
Ragnhild Sørensen, ragnhild.soerensen@changing-cities.org, 0171 535 77 34

Über Changing Cities e.V.: Changing Cities e.V. ist am 23. Mai 2017 aus Netzwerk Lebenswerte Stadt e.V. umbenannt worden. Das bislang größte Projekt des Vereins ist der Volksentscheid Fahrrad in Berlin, mit dem es gelang, die Berliner Verkehrspolitik zu drehen und das bundesweit erste Mobilitätsgesetz anzustoßen. Changing Cities e.V. unterstützt landes- und bundesweit Bürgerinitiativen, die sich im Bereich nachhaltige Verkehrswende und lebenswerte Städte einsetzen mit Kampagnenwissen oder stößt solche Initiativen an. Changing Cities ist als gemeinnützig anerkannt.

Über die Initiative Volksentscheid Fahrrad: Hinter dem Volksentscheid stehen Engagierte, Mobilitätsexpert*innen, Demokratie-Retter*innen und Fahrrad-Enthusiast*innen. Viele Verbände, Unternehmen und Wissenschaftler*innen unterstützten das Anliegen, das Radverkehrsgesetz (RadG) schnell in Kraft zu setzen. Ziel ist, dass wir Berlinerinnen und Berliner sicher und entspannt radfahren können; dafür hat die Initiative das Berliner Radverkehrsgesetz (RadG) erarbeitet. Nur mit dem RadG kann der Senat dauerhaft verpflichtet werden, schnell und aktiv eine gute Radinfrastruktur zu schaffen. Der 10-Punkte-Plan des geplanten Gesetzes benennt konkrete Maßnahmen, jährliche Zielsetzungen und eine Umsetzungsverpflichtung innerhalb von acht Jahren. Der Volksentscheid Fahrrad ist Berlins schnellster Volksentscheid: Der Antrag auf Einleitung eines Volksbegehrens wurde innerhalb von nur dreieinhalb Wochen von 105.425 Berlinern unterschrieben – 7% der Wählerstimmen. Die neue Koalition hat zugesagt, alle Ziele und Forderungen zu übernehmen, ein Mobilitätsgesetz auf Basis des RadGesetzes bis Frühjahr 2017 in Kraft zu setzen und ab 2018 jährlich mehr als 50 Mio. Euro in die Radwege zu investieren. Über 100 aktive Mitstreiter*innen organisieren sich selbst durch Online-Projekttools und durch schnelle, handlungsorientierte Entscheidungsfindung.