Is dit jerecht?

Berliner Straßen sind zu 39 Prozent mit fahrenden Autos und zu 19 Prozent mit parkenden Autos vollgestopft.1 Mit dem Mobilitätsgesetz haben wir die Berliner Verkehrspolitik zwar ordentlich in Gang gebracht, aber nach vier Jahren Mobilitätsgesetz zeigt sich, dass ein Bekenntnis zu einem ambitionierten Ziel nicht automatisch zu vorzeigbaren Ergebnissen führt. Viele Erfolge mussten trotz Gesetz erst erkämpft werden – und zwar von den Berliner*innen selbst. 

Doch wir müssen immer erst laut werden. 

Wir erinnern uns an die Oberbaumbrücke, die wie viele Berliner Brücken durch den massiven Kfz-Verkehr marode war und saniert werden musste. Schon zu Beginn der Bauarbeiten wurde das Mobilitätsgesetz gebrochen: Rad- und Fußverkehr sollten sich eine Spur teilen, obwohl §39 MobG dem Umweltverbund (Fuß, Rad, ÖPNV) Vorrang einräumt.2 Erst durch öffentlichen Druck wurde das Tauziehen zwischen Fußgänger*innen und Radfahrenden3 beendet: Der Kfz-Verkehr musste der Mehrheit der Verkehrsteilnehmenden Spuren abgeben. Seit März 2022 fahren die durchschnittlich 9.000 Radfahrenden, die täglich die Oberbaumbrücke queren, über die nun dauerhaften, geschützten und mehr als drei Meter breiten Radstreifen. Wie der enorme Zuwachs an Radfahrenden zeigt, der an manchen Berliner Zählstellen zuletzt bei über 30 Prozent lag, ist dies eine geeignete Blaupause für zukünftige Planungen.

Auch der radgerechte Umbau des Tempelhofer Damms geht auf das Konto der Aktivist*innen. Unser Tempelhofer Bezirksnetzwerk hielt vor Ort den Druck so lange aufrecht, bis der Radverkehr auf dieser wichtiger Verbindung nun ab April 2022 endlich vor den Autos geschützt wird – fast 60 Monate nach Beschluss!

Leider müssen die CityChanger*innen in den anderen Bezirken ebenfalls einen langen Atem haben. Doch es lohnt sich.

Somit wird klar: Von allein passiert zu wenig und das zu langsam. Wenn Berlin so weiter trödelt, bräuchte es 200 Jahre für die Umsetzung des MobG. Doch wir haben gezeigt, dass eine gerechtere Stadt möglich ist. Die autofreie Friedrichstraße ist nicht die prognostizierte Trostlosstraße geworden. Vielmehr lädt sie nun zu längerem Verweilen ein.4 Überall, wo Veränderungen spürbar werden, freuen sich selbst Skeptiker*innen über die Lebensqualität und den gewonnenen Platz. Denn Berlin ist nicht Berlin wegen seiner 1,2 Millionen Autos5, sondern wegen der 3,6 Millionen Berliner*innen. Für sie und mit ihnen haben wir der Verkehrswende „Beene jemacht“.

Und wir machen weiter. Mit Deiner Hilfe.

Du willst Changing Cities unterstützen? Wir freuen uns über Tatkraft in unseren ehrenamtlichen Teams, über Spenden und über neue Fördermitglieder:

Quellen:
1 – https://www.clevere-staedte.de/blog/artikel/flaechen-gerechtigkeits-report-online
2 – https://changing-cities.org/bitte-absteigen-radfahrende-an-der-oberbaumbruecke-ausgebremst/
3 – https://changing-cities.org/oberbaumbruecke-jetzt-muessen-sich-zu-fuss-gehende-verduennisieren/
4 – https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/ueberraschende-erkenntnis-die-autofreie-friedrichstrasse-zieht-besucher-an-li.219255
5 – https://de.statista.com/statistik/daten/studie/255179/umfrage/bestand-an-pkw-in-berlin/