Mahnwache für 15. getöteten Radfahrer in Köpenick

Berlin, 8. Oktober 2020 – Ein älterer Mann, der mit dem Fahrrad unterwegs war, wurde laut Medienberichten mutmaßlich von einem rechtsabbiegenden Lkw-Fahrer getötet. Der genaue Unfallhergang ist Gegenstand laufender Polizeiermittlungen. Changing Cities e.V. spricht allen Angehörigen sein tiefes Mitgefühl aus und ruft zur Mahnwache am Unfallort auf.

WANN: Freitag, 9. Oktober, 17:30 Uhr
WO: Kreuzungsbereich Pablo-Neruda-Straße/Salvador-Allende-Straße in 12559 Berlin-Köpenick

„Nach der letzten Mahnwache für einen getöteten Radfahrer gab es ein eilig einberufenes Gespräch mit Senatorin Günther und Staatssekretär Streese mit dem Ziel, die Verkehrssicherheit für Radfahrende zügiger zu erhöhen. Wir forderten u. a. eine Task Force Verkehrssicherheit, Sperrung von Kreuzungen nach Unfällen, bis eine Optimierung umgesetzt ist, sofortigen Rückbau von doppelten Abbiegespuren und die Wegnahme von Überholspuren auf Hauptverkehrsstraßen. Seitdem hat sich nichts getan und jetzt wurde der nächste Radfahrende getötet. Wir nehmen Sie in die Pflicht, Frau Günther, dieser vollkommen unnötige Tod geht auf Sie!“, sagt Kerstin Leutloff von Changing Cities.

Wie viele andere wäre auch dieser Tod vermeidbar gewesen. Das Netzwerk Fahrradfreundliches Treptow-Köpenick hat diese Stelle erst vor drei Wochen mit Herrn Bezirksbürgermeister Igel (SPD) und dem Bezirksstadtrat Rainer Hölmer (SPD) besichtigt und auf die fehlende Radinfrastruktur hingewiesen. „Herr Igel schlug als Verbesserung das Aufhängen des Verkehrsschilds „Benutzungspflichtiger Radweg (Zeichen 237)“ vor. Herr Igel, wir hoffen, Sie verstehen es jetzt: Ein Verkehrsschild rettet keine Menschenleben“, kommentiert Sophie Lattke vom Netzwerk Fahrradfreundliches Treptow-Köpenick, ein Projekt von Changing Cities.

Laut Mobilitätsgesetz müssen auf allen Hauptstraßen geschützte Radwege gebaut werden. Die Salvador-Allende-Straße ist eine solche Hauptverkehrsstraße. Es gibt momentan an der Kreuzung lediglich sehr alte, rot gepinselte Radstreifen, die allerdings 50 Meter vor und nach der Kreuzung einfach aufhören und ins Nichts führen. Zwar wurde dort eine Ampel für Radfahrende aufgestellt. Da es aber keine getrennte Signalisierung gibt, kann von einer Maßnahme für mehr Sicherheit ungeschützter Verkehrsteilnehmender keine Rede sein.

„Wir fordern die Sperrung der Kreuzung, bis hier sichere Radinfrastruktur im Sinne des Mobilitätsgesetzes gebaut wird. Wir fordern die Überprüfung des gesamten für den Unfall mutmaßlich verantwortlichen Fuhrunternehmens bzgl. Sicherheit: Fahrtauglichkeit des Fahrers und des Lkw, Spiegeleinstellungen, Handy-Daten, Dienstpläne, Sicherheitsmanagement, Zeitvorgaben, Fahrtenschreiber, Wartungsintervalle, Dokumentationspflichten, Buchhaltung, Sorgfaltspflichten der Arbeitgeber*innen usw. Was spricht eigentlich dagegen, dies zu tun?“, fragt Ragnhild Sørensen von Changing Cities.

Die Mahnwache ist als Demonstration bei der Versammlungsbehörde angemeldet. Wir bitten um Einhaltung der Abstandsregel sowie um Tragen von Mund- und Nasenschutz. 

Ansprechpartnerin für die Presse bei Changing Cities e.V.:
Ragnhild Sørensen, ragnhild.soerensen@changing-cities.org, 0171 535 77 34

Weiterführende Links:
Bericht des rbb24 vom 8. Oktober:
https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2020/10/berlin-koepenick-radfahrer-tot-lastwagen-lkw-unfall.html
Informationen zum Netzwerk Fahrradfreundliches Treptow-Köpenick: https://www.fahrradtk.de
Bilder zur kostenlosen Nutzung für die Presseberichterstattung: https://www.picdrop.de/volksentscheidfahrrad/presse

Über Changing Cities e.V.: Wir fördern zivilgesellschaftliches Engagement für lebenswertere Städte. Das bislang größte Projekt von Changing Cities e.V. ist der Volksentscheid Fahrrad in Berlin, mit dem es 2016 gelang, die Berliner Verkehrspolitik zu drehen und das bundesweit erste Mobilitätsgesetz anzustoßen. Changing Cities e.V. unterstützt landes- und bundesweit Bürger*inneninitiativen, die sich im Bereich nachhaltige Verkehrswende und lebenswerte Städte einsetzen, oder stößt solche Initiativen an. Changing Cities ist als gemeinnützig anerkannt.