Lkw-Fahrer überholt Radfahrerin ohne Sicherheitsabstand – jetzt ist sie gestorben // Mahnwache für die zweite getötete Radfahrende 2019

WANN: Montag, 17. Juni, 17:30 Uhr vor Ort // Raddemo ab ADFC Geschäftsstelle, Möckernkiez, 17 Uhr
WO: Mariendorfer Damm/Dorfkirche in 12107 Berlin

Changing Cities e.V. und ADFC Berlin rufen auf zur Mahnwache in Berlin-Mariendorf in Gedenken an die zweite in diesem Jahr getötete Radfahrende. Das Netzwerk Fahrradfreundliches Tempelhof-Schöneberg und die Organisatoren sprechen den Angehörigen der Getöteten ihr tiefstes Mitgefühl aus.

Der Unfall geschah bereits am 6. Mai. Der Mariendorfer Damm hat vier Autospuren, aber trotz Tempolimit 50 keinerlei Fahrradinfrastruktur. Die 76-jährige Radfahrerin wurde lebensgefährlich verletzt, als ein 32-jähriger Lkw-Fahrer sie mit seinem Sattelzug beim Überholen berührte. Die Frau starb, wie die Polizei nun mitteilte, an den schweren Kopf- und inneren Verletzungen am 12. Juni. Da zwischen Unfall und Tod mehr als vier Wochen vergangen sind, wird der Vorfall jedoch nicht in die Statistik der getöteten Radfahrer aufgenommen.

„Wir fordern die sofortige Entschärfung dieser gefährlichen Kreuzung und die zügige Herstellung von sicheren, geschützten und durchgehenden Radwegen, wie sie das Mobilitätsgesetz vorschreibt“, argumentiert Jens Blume vom Netzwerk Fahrradfreundliches Tempelhof-Schöneberg.

Die Kreuzung auf dem Mariendorfer Damm stadtauswärts in Höhe der Dorfkirche ist immens gefährlich: Vor der Kreuzung stehen drei Fahrstreifen zur Verfügung, die sich nach der Kreuzung auf zwei reduzieren. Ungeschützte Verkehrsteilnehmer wie Radfahrende, die sich wegen fehlender Radinfrastruktur die Straße mit dem Kfz-Verkehr teilen müssen, laufen Gefahr eingequetscht, abgedrängt oder zu knapp überholt zu werden.

„Es ist komplett unverständlich, dass dieser Straßentod nicht ‚zählt‘. Wenn man sich die Infrastruktur an der Kreuzung anschaut, stellt man fest, dass der Verkehrsraum massiv zu Gunsten des motorisierten Verkehrs aufgeteilt ist. Hier zählen Radfahrende nicht“, sagt Michael Schulte, Vorstand beim Changing Cities.

Der ADFC Berlin wird an der Unfallstelle ein weißes Geisterrad aufstellen.

Die Mahnwache und die Fahrraddemo dorthin sind als Demonstrationen bei der Versammlungsbehörde angemeldet. Politiker*innen aus Senat, Abgeordnetenhaus und Bezirk wurden zur Teilnahme eingeladen.

Ansprechpartner für die Presse im Team Changing Cities e. V.:
Ragnhild Sørensen, ragnhild.soerensen@changing-cities.org, 0171 535 77 34

Weiterführende Links:
Pressemitteilung der Polizei vom 07.05.2019
Das Berliner Mobilitätsgesetz (mit Begründungen)
Bilder zur kostenlosen Nutzung für die Presseberichterstattung
Informationen zum Volksentscheid Fahrrad

Über Changing Cities e.V.: Wir fördern zivilgesellschaftliches Engagement für lebenswertere Städte. Das bislang größte Projekt von Changing Cities e.V. ist der Volksentscheid Fahrrad in Berlin, mit dem es 2016 gelang, die Berliner Verkehrspolitik zu drehen und das bundesweit erste Mobilitätsgesetz anzustoßen. Changing Cities e.V. unterstützt landes- und bundesweit Bürgerinitiativen, die sich im Bereich nachhaltige Verkehrswende und lebenswerte Städte einsetzen, mit Kampagnenwissen oder stößt solche Initiativen an. Changing Cities ist als gemeinnützig anerkannt.

Über die Initiative Volksentscheid Fahrrad: Hinter dem Volksentscheid stehen Engagierte, Mobilitätsexpert*innen, Demokratie-Retter*innen und Fahrrad-Enthusiast*innen. Ein 10-Punkte-Plan des geplanten Gesetzes benannte konkrete Maßnahmen, jährliche Zielsetzungen und eine Umsetzungsverpflichtung innerhalb von acht Jahren. Der Volksentscheid Fahrrad wurde Berlins schnellster Volksentscheid: Der Antrag auf Einleitung eines Volksbegehrens wurde innerhalb von nur dreieinhalb Wochen von 105.425 Berliner*innen unterschrieben – 7 Prozent der Wählerstimmen. Die neue Koalition sagte daraufhin zu, alle Ziele und Forderungen zu übernehmen. Am 28. Juni 2018 verabschiedete der Berliner Senat Deutschlands erstes Mobilitätsgesetz. Jährlich werden nun mehr als 50 Mio. Euro in die Radwege investiert.