Hurra, die Poller sind da! Changing Cities und das Netzwerk Fahrradfreundliches Tempelhof-Schöneberg setzen in neunmonatiger Kampagne lebensrettenden Schutz für Radfahrende an Kolonnenstraße durch

Berlin, 30. Oktober 2018. Heute Vormittag wurden an der Einmündung Kolonnenstraße / Hauptstraße die ersten Poller gesetzt. Diese sollen das illegale Befahren der Radspur durch Autos verhindern. Dem Einbau vorausgegangen war eine neunmonatige Kampagne von Changing Cities, dem Netzwerk Fahrradfreundliches Tempelhof-Schöneberg und unbekannten Aktivist*innen nachdem dort im Januar die erste Radfahrerin in diesem Jahr getötet wurde. Die Organisationen begrüßen die Maßnahme und kritisieren gleichzeitig die lange Verfahrensdauer.

Am 23. Januar wurde an der Einmündung Kolonnenstraße / Hauptstraße die erste Radfahrerin in Berlin in diesem Jahr getötet. Ein Lastwagenfahrer überrollte sie beim Rechtsabbiegen. Auf der Mahnwache von Changing Cities am gleichen Abend war neben 400 Trauernden auch die Verkehrsstadträtin von Tempelhof-Schöneberg, Christiane Heiß, anwesend. Verkehrssenatorin Regine Günther kam am folgenden Tag an den Unfallort und versprach schnelle Abhilfe. Binnen weniger Wochen wurde der Radweg verbreitert und rot markiert. Bereits 2017 hatte die Bezirksverordnetenversammlung von Tempelhof-Schöneberg beschlossen, dass der Radweg sicher gemacht werden solle.

„Es war nur eine Frage der Zeit, bis an der Ecke jemand getötet wird. Die Einmündung ist seit Jahren für ihre Gefährlichkeit bekannt. Man hatte den Radverkehr auf eine kleine Restfläche verbannt, statt fachgerecht und verkehrssicher zu planen. Wir haben unsere Pressemitteilung damals mit ‘Verantwortung zeigen und dem Sterben ein Ende setzen’ überschrieben. Leider musste erst jemand sein Leben lassen, bis sich die verantwortlichen Politiker*innen bewegt haben“, so Beate Mücke vom Netzwerk Fahrradfreundliches Tempelhof-Schöneberg.

Verschiedene Videos unbekannter Aktivist*innen zeigten, dass die rote Markierung durch Autos und Busse ignoriert wurde und auch, dass sich durch Poller ein Überfahren der Radspur verhindern ließe. Das Netzwerk Fahrradfreundliches Tempelhof-Schöneberg forderte von Senat und Bezirk die Anbringung lebensrettender Poller binnen einer Woche. Daraufhin versprachen diese, das zu prüfen, was sich über mehrere Monate hinzog. Heute wurden schließlich sogenannte Leitboys auf der Fahrbahn angebracht. Zur Begrüßung waren Changing Cities und das Netzwerk Fahrradfreundliches Tempelhof Schöneberg vor Ort.

„Neun Monate und erheblicher öffentlicher Druck waren für effektiven Schutz von Radfahrer*innen an dieser Stelle notwendig. Bei regelmäßig einem Dutzend getöteter und hunderter schwerverletzter jährlich ist das viel zu lang für eine kleine Sofortmaßnahme. Wir erwarten von der Senatorin und den Stadträt*innen jetzt eine zügige Auswertung, warum es so lange gedauert hat und die Übernahme von Verantwortung, dass es künftig schneller geht!“ fordert Jens Blume vom Netzwerk Fahrradfreundliches Tempelhof-Schöneberg.

„Das Beispiel Kolonnenstraße zeigt: Von alleine passiert trotz des Mobilitätsgesetzes noch immer viel zu wenig zum Schutz von Radfahrenden. Immerhin will der Senat dem Vernehmen nach die Anordnung von Pollern vereinfachen. Auch das ist ein Erfolg unserer Kampagne. Damit er diesen Weg auch konsequent weitergeht, wird Changing Cities den Druck auch an anderer Stelle aufrecht erhalten“, kündigt Denis Petri von Changing Cities an.

Weiterführende Links:
Pressemitteilung von Changing Cities zur Mahnwache für getötete Radfahrerin vom 23. Januar 2018
Beschluss der BVV Tempelhof-Schöneberg zur Radspur in der Kolonnenstraße vom 19. Juli 2017
Bericht des Tagesspiegels über das Ignorieren der Markierung des verbreiterteten Radwegs vom 19. Februar 2018
Artikel des Netzwerk Fahrradfreundliches Tempelhof-Schöneberg zum Schriftverkehr mit Senatorin Günther zur Anbringung von Pollern
Bericht des RBB zum Twittervideo zur Aktion Unbekannter zur Schutzwirkung von Pollern vom 29. Mai 2018 (nicht mehr verfügbar)
Berliner Mobilitätsgesetz
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Ansprechpartner für die Presse im Team Changing Cities e.V./ Volksentscheid Fahrrad:
Denis Petri, denis.petri@changing-cities.org, 0176 57722532

Ansprechpartner für die Presse im Team Netzwerk Fahrradfreundliches Tempelhof-Schöneberg:
Jens Blume, jens.blume@changing-cities.org, 0157 73298982

Über Changing Cities e.V.: Changing Cities e.V. ist am 23. Mai 2017 aus Netzwerk Lebenswerte Stadt e.V. umbenannt worden. Das bislang größte Projekt des Vereins ist der Volksentscheid Fahrrad in Berlin, mit dem es gelang, die Berliner Verkehrspolitik zu drehen und das bundesweit erste Mobilitätsgesetz anzustoßen. Changing Cities e.V. unterstützt landes- und bundesweit Bürgerinitiativen, die sich im Bereich nachhaltige Verkehrswende und lebenswerte Städte einsetzen mit Kampagnenwissen oder stößt solche Initiativen an. Changing Cities ist als gemeinnützig anerkannt.

Über die Initiative Volksentscheid Fahrrad: Hinter dem Volksentscheid stehen Engagierte, Mobilitätsexpert*innen, Demokratie-Retter*innen und Fahrrad-Enthusiast*innen. Viele Verbände, Unternehmen und Wissenschaftler*innen unterstützten das Anliegen, das Radverkehrsgesetz (RadG) schnell in Kraft zu setzen. Ziel ist, dass wir Berlinerinnen und Berliner sicher und entspannt radfahren können; dafür hat die Initiative das Berliner Radverkehrsgesetz (RadG) erarbeitet. Nur mit dem RadG kann der Senat dauerhaft verpflichtet werden, schnell und aktiv eine gute Radinfrastruktur zu schaffen. Der 10-Punkte-Plan des geplanten Gesetzes benennt konkrete Maßnahmen, jährliche Zielsetzungen und eine Umsetzungsverpflichtung innerhalb von acht Jahren. Der Volksentscheid Fahrrad ist Berlins schnellster Volksentscheid: Der Antrag auf Einleitung eines Volksbegehrens wurde innerhalb von nur dreieinhalb Wochen von 105.425 Berlinern unterschrieben – 7% der Wählerstimmen. Die neue Koalition hat zugesagt, alle Ziele und Forderungen zu übernehmen, ein Mobilitätsgesetz auf Basis des RadGesetzes bis Frühjahr 2017 in Kraft zu setzen und ab 2018 jährlich mehr als 50 Mio. Euro in die Radwege zu investieren. Über 100 aktive Mitstreiter*innen organisieren sich selbst durch Online-Projekttools und durch schnelle, handlungsorientierte Entscheidungsfindung.