Aachener und Rostocker wollen auch mehr Rad fahren

Gleich in zwei weiteren Städten, nämlich in Aachen und Rostock, wurden Bürgerbegehren für eine fahrradfreundliche Stadt angenommen. In Aachen hatten überwältigende 20 Prozent der Wahlberechtigten mit ihrer Unterschrift eine bessere Radinfrastruktur gefordert – ein Votum, das der Stadtrat nicht ignorieren konnte. In Rostock beschloss die Bürgerschaft ein Handlungsprogramm zur Förderung des Radverkehrs, das die Forderungen des Radentscheids Rostock aufgreift. 

Die Radentscheidbewegung in Deutschland nimmt weiter Fahrt auf. Neben Rostock und Aachen wurden in Berlin, Bamberg, München, Hamburg, Bremen, Bielefeld, Kassel, Frankfurt, Würzburg, Stuttgart, Tübingen, Regensburg, Erfurt, Braunschweig, Bayreuth, Rosenheim, Darmstadt und Erlangen Radentscheide erfolgreich durchgeführt oder sind in Arbeit. Angefangen hat die Bewegung 2016 in Berlin, als die Aktivisten rund um den Volksentscheid Fahrrad und seinen Trägerverein Changing Cities innerhalb von nur drei Wochen über 100.000 Unterschriften für eine fahrradfreundliche und lebenswerte Stadt sammelten. Die Idee verbreitete sich bundesweit. Überall nimmt heute die Zivilgesellschaft zunehmend das Zepter in der Hand und rüttelt lokale Politiker*innen wach, die trotz Klimakrise und Fahrverboten immer noch an der autogerechten Stadt festhalten.

„Wir waren in den letzten Jahren an vielen Stellen nicht mutig genug, mehr umzusetzen”, hieß es gestern im Aachener Stadtrat, wo 72 der 76 Ratsleute für die rechtliche Zulässigkeit und Umsetzung der Ziele des Radentscheids Aachen stimmten. Im Wesentlichen geht es darum, dass der Radverkehr sicher, übersichtlich, stressarm und komfortabel wird.

Auch in Rostock wurde die Verkehrswende von der Zivilgesellschaft angestoßen: „Wir freuen uns riesig über die enorm große Unterstützung, die wir seitens der Stadtgesellschaft erfahren haben und natürlich über unseren Erfolg in der Bürgerschaft. Jetzt setzen wir alles daran, unsere Ziele für ein fahrradfreundliches Rostock so bald wie möglich gemeinsam mit dem Oberbürgermeister und der Stadtverwaltung umzusetzen“, sagt Marie Heidenreich, Sprecherin des Radentscheids Rostock. 

Der am Dienstag veröffentlichte Mobilitätsatlas zeigt auf, dass die Proteste der Zivilgesellschaft nicht aus der Luft gegriffen sind: Nur 3 Prozent der Straßenfläche werden Radfahrenden zugeteilt, obwohl der Radverkehrsanteil bundesweit durchschnittlich 11 Prozent ausmacht. In den Städten liegt der Anteil oft um die 20 Prozent. „Radfahrende sind schon jetzt eine politisch relevante Gruppe in der Lokalpolitik. Spannend wird es, wenn all diese Bürgerinnen und Bürger für die Verkehrswende mit dem Rad bundesweit wählen gehen”, so Ragnhild Sørensen von Changing Cities. 

Ansprechpartnerin für die Presse bei Changing Cities: 

Ragnhild Sørensen, 0171 535 77 34, ragnhild.soerensen@changing-cities.org

Weiterführende Links:

Radentscheid Aachen
Radentscheid Rostock
Der Mobilitätsatlas 2019 der Heinrich-Böll-Stiftung

Bilder zur kostenlosen Nutzung für die Presseberichterstattung

Informationen zum Volksentscheid Fahrrad

Über Changing Cities e.V.: Wir fördern zivilgesellschaftliches Engagement für lebenswertere Städte. Das bislang größte Projekt von Changing Cities e.V. ist der Volksentscheid Fahrrad in Berlin, mit dem es 2016 gelang, die Berliner Verkehrspolitik zu drehen und das bundesweit erste Mobilitätsgesetz anzustoßen. Changing Cities e.V. unterstützt landes- und bundesweit Bürgerinitiativen, die sich im Bereich nachhaltige Verkehrswende und lebenswerte Städte einsetzen, mit Kampagnenwissen oder stößt solche Initiativen an. Changing Cities ist als gemeinnützig anerkannt.